Streit über Kosten: Meta kappt Leitungen zur Telekom

Jahrelang stritten Meta und die Telekom über Transitgebühren. Jetzt greift die Facebook-Mutter durch und kappt Leitungen – was das für Telekom-Kunden bedeutet.

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Apps von Threads, Facebook, Instagram, WhatsApp, Messenger und Meta auf einem Smartphone

(Bild: Koshiro K/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.

Der US-Konzern Meta hat seine Leitungen – das sogenannte Direct Peering – zur Deutschen Telekom gekappt und leitet Daten zu seinen Nutzern künftig über Transit-Partner um. Nutzer von Facebook, WhatsApp, Instagram und anderen Meta-Diensten könnten im Telekom-Netz also künftig buchstäblich eine lange Leitung haben. Meta teilt dazu mit, man hoffe, dass die Telekom "entsprechende Anstrengungen" unternommen habe, damit es nicht zu Nachteilen für Nutzer komme.

Die Pressemitteilung der Facebook-Mutter geht mit dem deutschen Telekommunikationsunternehmen hart ins Gericht. Die Telekom gefährde das offene Internet und die Netzneutralität, heißt es darin. Überdies setzten die Praktiken der Deutschen einen gefährlichen Präzedenzfall für das offene Internet. Telekom-Kunden würden hinter eine de-facto-Bezahlschranke gesetzt. Wenn Anbieter wie Meta nicht zahlten, würde der Zugang der Nutzer zu Diensten eingeschränkt, so Meta. Meta hoffe aber immer noch auf eine Einigung mit der Telekom zum Nutzen der Verbraucher.

Die Telekom erklärt in einer Stellungnahme, dass sie ausreichend Kapazitäten für die neuen Übergabepunkte geschaffen habe. Ihre Kunden könnten die Dienste Metas "in gewohnter Qualität" nutzen. Die Umleitung des Datenverkehrs sei bereits in der Nacht auf Mittwoch erfolgt. Dem US-Konzern wirft die Telekom ein "grobes Foul" vor:

"Meta missbraucht erneut seine überragende Verhandlungsmacht, um berechtigte Anliegen der europäischen Telekommunikationsindustrie und der Verbraucherinnen und Verbraucher zu diskreditieren und eine faire Bezahlung zu vermeiden. Es geht hier nicht etwa nur um eine Meinungsverschiedenheit zweier Unternehmen, sondern um die Frage, ob sich im Internet die Macht des Stärkeren durchsetzt oder es einen fairen Ausgleich unter allen Teilnehmern gibt. Wir wünschen uns, dass diese Debatte nicht auf dem Rücken der Bürgerinnen und Bürger ausgetragen wird. Auch ein Unternehmen wie Meta steht nicht über dem Recht."

Dem jetzigen Schritt vorausgegangen sind jahrelange Streitigkeiten zwischen Meta und der Telekom. Dabei ging es um Vergütungen, die die Telekom von Meta entsprechend einem Vertrag für die Durchleitung von Daten verlangte. Die Telekom hatte Meta seit dem Jahr 2010 über 20 private Interconnects an ihr Netz angebunden, damit die Meta-Dienste auf möglichst kurzem Wege nutzbar sind.

Im Jahr 2020 kündigte Meta die Vereinbarung und verlangte deutlich niedrigere Gebühren. Als sich beide Unternehmen nicht einig wurden, berief sich der US-Konzern plötzlich darauf, dass die während der Gespräche weiterhin bestehenden Übergabepunkte nun nicht mehr für Transit, sondern für Peering genutzt werden. Dieser unter gleichrangigen Netzen stattfindende Datenaustausch findet in der Regel kostenlos statt. Die Telekom stellte den Traffic aber weiterhin in Rechnung und berief sich auf den alten Vertrag, sodass sich binnen weniger Jahre Kosten von 20 Millionen Euro anhäuften. Da sich Meta beharrlich weigerte, die Rechnung zu zahlen, klagte die Telekom – mit Erfolg. Im Mai 2024 gab ihr das Landgericht Köln recht (LG Köln, 33 O 178/23). Meta und Telekom begannen daraufhin neue Verhandlungen, die jetzt ergebnislos endeten.

Meta nennt die Gebühren, die die Telekom fordert, "beispiellos und inakzeptabel". Weltweit unterhalte das Unternehmen gegenseitige kostenlose Beziehungen zu "Tausenden von anderen Telekommunikationsanbietern". Schließlich hätten beide Seiten ihren Nutzen, da die Netzbetreiber ihren Kunden einen schnellen Datenweg zu den viel genutzten Meta-Diensten ermöglichen. Meta verweist zudem auf Investitionen in Höhe von 27 Milliarden Euro in digitale Infrastruktur, von denen auch die Telekom profitiere.

Die Telekom steht allerdings mit ihrer Auffassung nicht alleine da. EU-Netzbetreiber verlangten lange eine Art Datenmaut für große Plattformbetreiber wie Amazon, Apple, Google, Meta und Netflix. Sie argumentierten, dass deren intensive Nutzung einen beschleunigten Netzausbau nötig mache. Daran sollten diese sich beteiligen. Zuletzt riefen sie nach "Regulierungsferien" und mehr Auflagen für die Inhalteanbieter aus den USA.

(mki)