Strom-Engpass in Oranienburg: Bundesnetzagentur sieht Planungsfehler

Die Bundesnetzagentur fordert die Stadtwerke Oranienburg und den Netzbetreiber auf, schnell eine Zwischenlösung für Stromversorgungsprobleme zu finden.

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Blick in die Oranienburger Innenstadt

(Bild: oranienburg.de)

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Der aktuelle Strom-Kapazitätsengpass in der brandenburgischen Stadt Oranienburg geht nach Auffassung der Bundesnetzagentur auf Planungsfehler zurück. Die Stadtwerke Oranienburg haben ihr in einem ersten Gespräch am gestrigen Dienstag bestätigt, dass neue Bedarfe viel zu spät erkannt wurden, teilte die Bundesnetzagentur heise online mit. Daher seien diese auch zu spät an den vorgelagerten Netzbetreiber E.DIS Netz kommuniziert worden.

Die Stadtwerke Oranienburg genehmigen seit einigen Tagen keine neuen Anschlüsse für Gewerbe- und Industrieflächen, Wärmepumpen und Ladeinfrastruktur. Die "schon seit über einem Jahr angeforderte zusätzliche Kapazität kann am Umspannwerk des vorgelagerten Hochspannungsnetzbetreibers dem Stromnetz in Oranienburg nicht bereitgestellt werden", hieß es zur Begründung.

"Es besteht ein Kapazitätsengpass am Umspannwerk der Hochspannung zur Mittelspannung. Da die Auslastung in den Wintermonaten voraussichtlich an der Grenze liegen wird, wurde von den Stadtwerken Oranienburg ein kurzfristiger Anschlussstopp verhängt", erläutert nun die Bundesnetzagentur. Grund seien die in den jüngsten Jahren stark gestiegenen Bedarfe an Anschlusskapazität. Das starke Wachstum der Stadt sei erfreulich, aber kombiniert "mit einer um Jahre verspäteten Planung". Die Problematik sei damit "der individuellen Situation vor Ort geschuldet".

Die neuen Bedarfe gehen laut Bundesnetzagentur insbesondere auf Industrie, Gewerbe und neue Baugebiete zurück. Der Ausbau oder Anschluss von Wärmepumpen oder Wallboxen spiele nur eine untergeordnete Rolle.

"Der Vorgang zeigt deutlich, wie wichtig eine vorausschauende Netzplanung ist", schreibt die Bundesnetzagentur. Diese werde gesetzlich vorgegeben, die Planung müsse immer auch eine Prognose der Last- und Einspeisezuwächse vor Ort enthalten. Dazu gehöre ebenfalls, dass sich die Beteiligten – vorgelagerter Netzbetreiber, kommunale Behörden, die für neue Baugebiete und Gewerbeansiedlungen zuständig sind und Stadtwerke – frühzeitig und regelmäßig austauschen.

Mittelfristig soll ein neues Umspannwerk, das gerade gebaut wird, die wachsenden Bedarfe der Stadt Oranienburg sicherstellen. Allerdings müssten nun kurzfristige Lösungen gefunden werden, um schnellstmöglich wieder neue Anschlüsse zu ermöglichen, meint die Bundesnetzagentur. Sie hat die Stadtwerke Oranienburg und die E.DIS aufgefordert, nach Übergangslösungen zu suchen. Dazu gehörten beispielsweise Batteriespeicher.

(anw)