Stromausfall: Regierung sieht sich mit Satellitentechnik für Blackout gerüstet

Satellitensysteme seien etwa Naturkatastrophen entzogen, erklärt die Bundesregierung. Bei einem länger andauernden Stromausfall werde es aber auch hier ernst.

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 Ein Satellit umkreist die Erde

(Bild: Andrey Armyagov/Shutterstock.com)

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Die Bundesregierung geht davon aus, auch bei flächendeckenden Stromausfällen die Krisenkommunikation eine Zeit lang aufrechterhalten zu können. "Der Bund verfügt mit den Netzen des Bundes (NdB) über technisch gehärtete Kommunikationsverbindungen", schreibt die Exekutive in einer jetzt veröffentlichten Antwort auf eine Anfrage der AfD-Bundestagsfraktion. "Insbesondere im Bereich der Behörden mit Sicherheitsaufgaben ist darüber hinaus der Digitalfunk BOS umfangreich im Einsatz und größtenteils gegen Stromausfälle für gewisse Zeiträume geschützt."

Gerade die Sicherheitsbehörden setzten zudem "umfangreich auf Satellitenkommunikationstechnik", führt das Bundesinnenministerium (BMI) im Namen der Regierung aus. Die Kommunikation über Satellitensysteme biete den Vorteil, dass diese "terrestrischen Einflüssen" wie Erdbeben oder Hochwasser entzogen seien. Parallel könne eine Notstromversorgung der Endgeräte dank Solarenergie, Brennstoffzellen, Akku-Packs und Generatoren "für einen Zeitraum von 72 Stunden gewährleistet werden".

Satellitenkommunikationssysteme seien generell leistungsfähig und lieferten breitbandige Übertragungsmöglichkeiten, erläutert die Exekutive. Zudem seien diese resilienter als terrestrische Alternativen wie der Mobilfunk. Die Satellitenkommunikation werde daher künftig auch für die öffentliche Verwaltung – insbesondere bei den Behörden mit Sicherheitsaufgaben – voraussichtlich an Bedeutung gewinnen. Auf die Nutzung konkreter Systeme wie Starlink von Elon Musk geht die Regierung nicht ein. Die EU beschloss jüngst den Aufbau einer eigenen Satelliten-Konstellation für breitbandige Internetverbindungen.

Schon jetzt treibt das BMI nach eigenen Angaben "die Ertüchtigung seiner Geschäftsbereichsbehörden mit Redundanzkommunikation voran". Vor allem die Lagezentren und Dauerdienste der Behörden des eigenen Bereichs würden – soweit erforderlich und nicht bereits erfolgt – mit Satellitenkommunikationstechnik ausgestattet. Diese Ämter hätten zudem bereits "umfangreiche eigene Vorkehrungen" für den Fall eines nicht nur temporären Stromausfalls getroffen. Vollumfänglich könne die Kommunikationsfähigkeit bei einem länger andauernden Blackout aber nicht aufrechterhalten werden.

Auch die Länder hätten sich auf solche Szenarien vorbereitet, ist der Antwort zu entnehmen. Dem Bund lägen dazu aber "weder detaillierte noch umfassende Kenntnisse vor". Ob und wie lange das Mobilfunknetz funktionstüchtig bleibe, hänge "von der Gesamtsituation und der betroffenen Fläche ab".

Beim Modularen Warnsystem (MoWaS), das neben Rundfunk, Sirenen und Apps wie Katwarn oder Nina künftig auch den Versand der bereits getesteten Cell-Broadcast-Nachrichten auf Smartphones umfassen soll, handelt es sich laut der Exekutive um eine kritische Infrastruktur. Soweit diese sich in der Hand des Bundes oder seiner Dienstleister befinde, sei eine Ersatzstromversorgung aller notwendigen Standorte gewährleistet. Stationsbetreibern in den Ländern müssten ihre MoWaS-Einrichtungen gleichfalls entsprechend ausrüsten.

Die technische Infrastruktur der Mobilfunknetzbetreiber, die für Cell Broadcasting benötigt wird, hat laut dem BMI "erhöhten Anforderungen der Verfügbarkeit auch bei Stromausfall" zu genügen. Denn über diese Systeme würden auch andere Daten, etwa zum Übertragen von Notrufen, verschickt. Kenndaten einzelner Systeme oder Standorte lägen dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) dazu aber nicht vor.

Auch die Rechenzentren des MoWaS sind der Auskunft nach gegenüber Stromausfällen gesichert. Nutzer einer "satellitengestützten Vollstation" wie die Lagezentren der Länder und Leitstellen seien ferner verpflichtet, ebenfalls eine Notstromversorgung für den Betrieb des MoWaS vorzuhalten. Lediglich rein webbasierte einschlägige Stationen könnten – gerade aufgrund ihrer Anbindung über Internet – über keine solche Versorgung verfügen. Die Länder hätten dafür aber nicht näher erläuterte Wege etabliert, "damit dennoch Warnmeldungen abgesetzt werden können".

Die Nutzung von Sirenen sei bei einem Blackout in Bereichen mit verbreitet noch vorhandenen motorelektrischen Sirenen wie Typ E57 eingeschränkt, räumt die Regierung ein. Diese Bauart verfüge aufgrund einer hohen benötigten Leistung in der Regel nicht über Ersatzstromversorgungen. Mit einem aktuell laufenden Förderprogramm in Höhe von 5,5 Millionen Euro würden aber Sirenen begünstigt, "die für mindestens vier Warn- und Entwarnungszyklen akkugepuffert sein müssen".

(tkn)