Stromtrasse Ultranet: Bundesnetzagentur genehmigt zweiten Abschnitt

Der zweite Abschnitt der Hybridleitung Ultranet kann gebaut werden. Die Bundesnetzagentur rechnet damit, dass der Stromnetzausbau schneller vorangeht.

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Für Ultranet werden bestehende Strommasten genutzt.

(Bild: TransnetBW)

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Die Bundesnetzagentur hat den zweiten, 42 Kilometer langen Abschnitt der geplanten 340 km langen Stromleitung Ultranet genehmigt. Die Leitung mit einer Spannung von 380 Kilovolt soll weitestgehend auf bestehenden Leitungstrassen als Gleichstromverbindung gebaut werden.

Die Leitung – ein gemeinsames Projekt der Übertragungsnetzbetreiber TransnetBW und Amprion – soll wie Suedlink und Suedostlink die Übertragungskapazität vom windstarken Norden Deutschlands in das verbrauchsstarke Baden-Württemberg erhöhen. Ab 2027 soll von Osterath in Nordrhein-Westfalen durch Rheinland-Pfalz und Hessen bis Philippsburg in Baden-Württemberg führen.

So wie die beiden anderen Stromtrassen verzögerte sich der Bau von Ultranet, die ursprünglich dieses Jahr in Betrieb gehen sollte. Ultranet stieß auf starke Kritik von Bürgerinitiativen, da erstmals in Deutschland an einer Höchstspannungsleitung mit Wechselstrom zusätzlich Kabel für Gleichstrom montiert werden sollen. 2018 lautete die Kritik unter anderem, dass zwar Grenzwerte von Wechsel- und Gleichstrom einzeln geprüft worden seien, aber nicht die Kombination, wenn beide Leitungen an denselben Masten hängen. Die Proteste dauern aktuell noch an, beispielsweise wurde im Juli vor dem Wiesbadener Landtag gegen Ultranet demonstriert, Kommunen wollen gegen die Trasse klagen.

Die Bundesnetzagentur verwies seinerzeit auf eine 2,5 Kilometer lange Hybrid-Teststrecke in der Nähe des nordrhein-westfälischen Datteln. Dort hätten sich in Studien keine Hinweise auf zusätzliche Auswirkungen auf den menschlichen Körper ergeben. Zudem werde etwa in Skandinavien schon seit 1965 die Kontiskan teils als Hybridleitung betrieben.

Der gesamte Bedarf an neuen Hochspannungsleitungen beträgt laut Bundesnetzagentur 14.000 km, sie ist für 7400 km davon zuständig und hat bisher für 635 km die Verfahren vollständig abgeschlossen. Das geht aus dem jüngsten Bericht der Behörde zum Stromnetzausbau (PDF) hervor. Bis Ende dieses Jahres sollen es noch mehr als 900 km werden, ab Mitte 2024 werde voraussichtlich die Zahl der Genehmigungen deutlich ansteigen. Das betreffe insbesondere Suedlink und Suedostlink.

Für Suedlink steht seit Juli dieses Jahres fest, dass die 700 km Stromtrasse gebaut wird. Sie soll Windstrom von Norden nach Baden-Württemberg bringen. Im März dieses Jahres begann der Bau der 540 km langen Trasse Suedostlink, die Bayern versorgen soll.

Neben 635 km genehmigten Leitungen befinden sich 788 km noch nicht im Genehmigungsverfahren, 1146 km sind in der Bundesfachplanung und 4844 stehen im oder vor dem Planfeststellungsverfahren. In der Bundesfachplanung wird ein etwa 1000 m breiter Korridor festgelegt, in dem die Leitung später einmal verlaufen wird. In der Planfeststellung wird innerhalb dieses Korridors der exakte Verlauf der Leitung festgelegt. Mit dem Abschluss der Planfeststellung erteilt die Bundesnetzagentur eine Genehmigung zum Bau der Leitung.

(anw)