Studie: Niedersächsische Häfen brauchen mehr Flächen für Windkraft-Industrie
Die nationalen und internationalen Windkraft-Ausbauziele werden sich auch auf deutsche Hafenkapazitäten auswirken. Eine Studie legt mehr Umschlagplätze nahe.
Die Steigerung der Ziele für den Windkraftausbau auf See und an Land zieht weitere infrastrukturelle Maßnahmen nach sich. Das legt eine aktuelle Voranalyse einer Studie dar, die zu dem Ergebnis kommt, dass die niedersächsischen Seehäfen schon bald mehr Flächen für den Umschlag von Windkraft-Komponenten benötigen.
Die Arbeitsgemeinschaft Niedersächsische Seehäfen und Niedersachsen Ports haben die Studie bei der Deutsche WindGuard GmbH beauftragt. Erste Ergebnisse wurden auf der diesjährigen Messe "transport logistic" in München in Anwesenheit des Niedersächsischen Wirtschaftsministers Olaf Lies vorgestellt. Schlussendlich soll die Studie zur Nationalen Maritimen Konferenz, die Anfang September in Bremen stattfindet, vorgestellt und Eingang in die Nationale Hafenstrategie des Bundes finden.
Kurz- und langfristig höhere Bedarfe
Laut der Voranalyse werde die Windenergiebranche "künftig sowohl kurzfristig als auch langfristig einen deutlich höheren Bedarf an Hafenflächen haben [...], um die Ausbauziele on- und offshore zu erfüllen und den Bestand zu erhalten", erklärt Studienleiter Dr. Dennis Kruse, Geschäftsführer der Deutsche WindGuard. Faktoren seien unter anderem hohe jährliche Zubauraten on- und offshore bereits ab dem Jahr 2025, wachsende Dimensionen der Windenergieanlagenkomponenten oder der zunehmende Rückbau älterer Windenergieanlagen. Dies geschehe zunächst onshore, bald aber auch offshore. Die Voranalyse warnt, dass die Logistik nicht zum Flaschenhals dieser Maßnahmen werden dürfe. Neben den zusätzlichen Hafenflächen seien auch Kajen sowie die Hafenzufahrten und die Hinterlandanbindung Gegenstand weiterer Untersuchungen.
Deutschland dürfe sich nicht auf zusätzliche Hafenkapazitäten bei europäischen Nachbarn wie in den Niederlanden oder Dänemark verlassen, erklärt Michael de Reese, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Niedersächsische Seehäfen. Es sei damit zu rechnen, dass diese aufgrund von eigenen nationalen Ausbauzielen ebenfalls ausgelastet sein werden.
Von einem Mangel an Flächen geht die Studie indessen nicht aus. Der Voranalyse zufolge könnten in den niedersächsischen Seehäfen die Flächenkapazitäten für die Windenergie zeitnah verdoppelt werden, benötigte Hafeninfrastruktur stehe zur Verfügung. Im Hinblick auf lange Planungs-, Genehmigungs- und Umsetzungszeiträume seien hierfür jedoch zeitnah entsprechende Schritte einzuleiten. De Reese kommentiert: "Das Flächenpotential ist vorhanden. Wenn die Ausbauziele in der Windenergie bis 2030 erreicht werden sollen, müssen jetzt die politischen Investitionsentscheidungen getroffen werden, damit Umschlagsflächen auch kurzfristig entwickelt werden können."
Unterstützung von Wirtschaftsminister Lies
Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies unterstützt die Forderung nach mehr Flächen und hob die wirtschaftliche Bedeutung der Energiewende hervor: "Schon heute sind unsere Häfen unter anderem als Hauptumschlagbasis, Produktionshafen, Lagerfläche oder Servicehafen ein wichtiger Teil der Wertschöpfungsketten der Windenergiebranche. Das ist neben den Chancen auf neue Ansiedlungen ein wichtiger Aspekt, denn wir sind nicht nur Durchleitungsland, wir werden von der Transformation unserer Wirtschaft und Energieversorgung zur Klimaneutralität durch neue Wertschöpfung gerade an unserer Küste maßgeblich profitieren."
Deutschland will bis zum Jahr 2030 die derzeit installierte Leistung von circa 8 Gigawatt auf 30 Gigawatt in Nord- und Ostsee steigern. Dieses Ziel ist im Koalitionsvertrag verankert und im novellierten Wind-auf-See-Gesetz rechtlich bindend verankert. Zudem gibt es ein Abkommen zwischen acht Nordsee-Anrainerstaaten und Luxemburg, das einen massiven Offshore-Ausbau vorsieht. Die Ausbauziele bis zum Jahr 2050 wurden zuletzt im April auf 300 Gigawatt installierte Leistung heraufgesetzt, 120 Gigawatt installierte Leistung sollen schon bis 2030 erreicht werden.
(kbe)