Studie: keine Bereitschaft für kostenpflichtige Inhalte

Gerade mal 19 Prozent der Internetnutzer wären bereit, für die Nutzung von E-Mail-Konten Geld zu bezahlen. 68 Prozent würden schlicht den Anbieter wechseln, so eine Studie.

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Von
  • Holger Bleich

Die Verfechter eines "Endes der Gratiskultur" im Web erhalten durch eine aktuelle Studie des Meinungsforschungsinstituts speedfacts einen kräftigen Dämpfer. Unter den über 2000 im August befragten deutschen Internetnutzern ist jeweils nur eine Minderheit bereit, für bestimmte Internetservices zu bezahlen. Mehr noch: Über 50 Prozent aller Befragten geben an, dass sie die Einführung von Gebühren auf bis jetzt kostenlose Services im Internet im Allgemeinen als "reine Schikane" empfänden.

Auf der Liste der meistgenutzen Dienste stehen in der Studie E-Mail, SMS, Suchmaschinen, Internetportale und Nachrichtenmagazine ganz oben – auf der Liste für die Bereitschaft zu bezahlen hingegen ganz unten: Gerade mal 19 Prozent der Internetnutzer wären bereit, für die Nutzung von E-Mail-Konten Geld zu bezahlen, für die Nutzung von Suchmaschinen sind es noch 13 Prozent. Immerhin 39 Prozent der Befragten würden eventuell für den Download von Musikdateien bezahlen; 35 Prozent können sich vorstellen, für das Herunterziehen von Videodateien Geld zu berappen.

Ginge der von den Probanden gewählte Freemail-Anbieter den Schritt vom kostenlosen zum kostenpflichtigen Service, so würden 68 Prozent der Befragten nach eigenen Angaben mit einem Anbieterwechsel reagieren, weitere 25 Prozent seien sich über ihre Konsequenzen noch nicht im klaren und lediglich 5,9 Prozent hielten ihrem Dienstleister die Treue. "Statt die Bindung der Konsumenten an die Anbieter hervorzurufen, haben die Erfahrungen im Internet die User scheinbar in erster Linie an die Vorzüge der Gratiskultur gewöhnt, der sie im Zweifelsfall viel eher nachtrauern als einer der neuen Marken.", lautet das diesbezügliche Fazit der Untersuchung.

Interessante Ergebnisse liefert die Studie auch zu den bevorzugten Bezahlformen für Internet-Dienstleistungen: Die weitaus beliebteste Abrechnungsform für gebührenpflichtige Dienstleistungen im Internet sei die Telefonrechnung, für die sich 41 Prozent der Internetnutzer im Falle, dass sie Gebühren zahlten, entscheiden würden. Weit abgeschlagen liegen alle neuen Zahlungsverfahren wie Micropayment oder Prepaidkarten. Ein Inkasso-Payment über die Telefonrechnung ist also laut speedfacts für die Anbieter das Mittel der Wahl.

Die Meinungsforscher schließen daraus, dass die Internetnutzer subjektiv das Gefühl haben, schon "über die Einwahlgebühren den Content" zu bezahlen. "Auch wenn diese Assoziation nur in den Köpfen der Internetnutzer zur Wahrheit gerinnt, werden die Folgen für die meisten virtuellen Gratis-Dienstleister zur objektiven Tatsache. Abhilfe würde in dieser Hinsicht vermutlich noch am ehesten eine preiswerte Flatrate schaffen, durch die das Ticken im Hintergrund verschwindet und der Content selbst, und nicht die Herstellung der Verbindung, als eigentliche Dienstleistung in den Vordergrund der Wahrnehmung rückt", so die Forscher. (hob)