Studie untersucht Auswirkung von Gewaltspielen auf das Gehirn

Die emotionale Reaktionen von jungen Männern, die seit mindestens zwei Jahren mehr als vier Stunden täglich "Ego-Shooter" spielen, sollen mit Reaktionen einer Kontrollgruppe verglichen werden.

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  • dpa

Machen "Killerspiele" am PC auch in der realen Welt gewalttätig? Sind exzessive Spieler gar potenzielle Amokläufer? Eine Pilotstudie zu den Auswirkungen so genannter "Ego-Shooter" auf das Gehirn könnte einen Beitrag zur politischen Debatte über ein mögliches Verbot von Gewalt-Spielen leisten. "Bisher konnte der Zusammenhang zwischen virtueller Gewalt und dem Entstehen von realer Gewalt wissenschaftlich nicht eindeutig nachgewiesen, aber auch nicht widerlegt werden", sagte der Psychiater Bert te Wildt, Oberarzt an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa.

Unter seiner Leitung startete jetzt eine Studie, bei der emotionale Reaktionen von jungen Männern, die seit mindestens zwei Jahren mehr als vier Stunden täglich "Ego-Shooter" spielen, mit Reaktionen einer Kontrollgruppe verglichen werden. Zunächst füllten die Teilnehmer psychologische Fragebögen aus. Nun werden ihnen Bilder und Filme präsentiert, die indirekt mit Aggressivität zu tun haben, während sie im Kernspin-Tomographen liegen. Dabei wird ihre Hirnaktivität in den Bereichen gemessen, die bestimmte emotionale Reaktionen verarbeiten.

Die leidenschaftlichen Computerspieler seien erstaunlich aufgeschlossen für die Untersuchung, sagte te Wildt. Viele fühlen sich von den Befürwortern eines generellen Verbots der Spiele als potenzielle Amokläufer verunglimpft. Sie gehen nicht davon aus, dass ihr Hobby sie in der realen Welt aggressiv oder gar gewalttätig machen könnte.

Neben der Gruppe der 18- bis 30-Jährigen soll auch eine Gruppe von 16 bis 18 Jahre alten Jugendlichen untersucht werden, für die noch exzessive Spieler gesucht werden. "Das Gehirn von Kindern und Jugendlichen ist in seiner Formbarkeit äußerst anfällig für wiederholte negative Reize", sagte te Wildt. Aufgrund der aktuellen Forschungslage spreche einiges dafür, dass brutale Computerspiele die Persönlichkeitsentwicklung von Heranwachsenden nachhaltig beeinflussen könne, besonders, wenn früh damit begonnen werde. "Bestimmte Verknüpfungen von Nervenfasern im Gehirn sind dann kaum noch rückgängig zu machen."

Allein Computerspiele machten jedoch niemanden zum Amokläufer, betonte der Forscher: "Wie bei psychischen Erkrankungen kommen für eine solche extreme Fehlentwicklung mehrere Faktoren zusammen. Ohnehin ist davon auszugehen, dass alle jugendlichen Amokläufer psychisch krank sind, ebenso depressiv wie aggressiv."

Siehe dazu auch den Online-Artikel in c't-Hintergrund zur bisherigen Berichterstattung über die Diskussion um das Jugendmedienschutzrecht, Gewaltspiele, Verbotsforderungen und Beschränkungen für Jugendliche bei Spielen:

(dpa)/ (axv)