Astronomen: Außerirdische Zivilisationen nicht ohne genug Sauerstoff

Ohne Feuer hätte die Menschheit keine Technologie entwickeln können. Zwei Astronomen meinen, das müsste auch bei der Suche nach Aliens einbezogen werden.

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(Bild: Skylines/Shutterstock.com)

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Außerirdische Zivilisationen können nur auf Exoplaneten entstehen, deren Atmosphäre einen vergleichsweise hohen Anteil von Sauerstoff haben. Das behaupten zwei Astronomen, die vom sogenannten Sauerstoff-Flaschenhals sprechen. Denn während erdähnliches Leben und prinzipiell auch intelligentes Leben nach unserem Verständnis auch mit vergleichsweise wenig Sauerstoff entstehen kann, ist die kontrollierte Nutzung von Feuer und damit die Grundlage von Technologie nur in einer erdähnlichen Atmosphäre mit mindestens 18 Prozent Sauerstoff möglich. Mit weniger könne man einfach keine technologische Spezies werden. Wenn wir nach außerirdischen Zivilisationen suchen, sollten wir also den Sauerstoffgehalt ferner Exoplaneten im Blick behalten.

Technisch seien wir bereit dafür, Anzeichen von außerirdischem Leben zu finden, meint der Astronom und Co-Autor Adam Frank. Mit seinem Kollegen Amedeo Balbi von der Universität Tor Vergata habe er deshalb ermitteln wollen, was uns die Zustände auf einem Exoplaneten über die Möglichkeit verraten, ob dort Leben existieren kann, das Technologie produziert. Herausgefunden haben sie, dass die Grenzen sogar vergleichsweise eng sind. Ohne, dass Feuer verbrennt, sei keine technologische Entwicklung möglich, wie wir sie von der Erde kennen. Egal, ob es ums Kochen, um die Schmiedekunst, um die Materialbearbeitung und die Verbrennung fossiler Brennstoffe geht, habe es sich um die treibende Kraft hinter der Entwicklung industrieller Zivilisationen gehandelt.

Das Vorhandensein von großen Mengen an Sauerstoff sei eine Art Flaschenhals, durch den eine Spezies einfach durch müsse, meint Frank: "Auch wenn alles andere passt, wenn du keinen Sauerstoff in der Atmosphäre hast, wirst du keine technologische Spezies bekommen." Deshalb sollten bei der Suche nach intelligentem außerirdischem Leben Exoplaneten priorisiert werden, in deren Atmosphäre viel Sauerstoff vorhanden ist, meint er. Der wird zwar bereits seit Längerem als wichtige Biosignatur gehandelt – also eine Spur, die bei ihrem Fund auf außerirdisches Leben hinweist. Viel Sauerstoff bei einem Exoplaneten wäre damit aber auch noch eine mögliche Technosignatur, also eine Spur, die auf Technologie hinweist.

Unter verschiedenen möglichen Zusammensetzungen einer Atmosphäre auf einem Exoplaneten wären die mit Sauerstoff die wahrscheinlichsten, die die Herausbildung einer technologischen Spezies ermöglichen, schreiben die beiden noch. Es gebe zwar auch andere Oxidatoren, aber Verbrennungen damit seien zu schwer zu kontrollieren. Außerdem seien andere und eher spekulative Wege vorstellbar, um an Energie zu kommen, aber die Verbrennung von Biomasse habe allen gegenüber einfach zu viele Vorteile.

Daraus ließe sich auch schlussfolgern, dass wir "extrem skeptisch" sein sollten, wenn der Fund einer möglichen Technosignatur bei einem Exoplaneten vermeldet wird, in dessen Atmosphäre es nicht genügend Sauerstoff gibt. Die Astronomen sind überzeugt, ein Ausschlusskriterium für Exoplaneten gefunden zu haben, auf denen eine außerirdische Zivilisation überhaupt entstehen kann. Sie halten es sogar für möglich, dass die dringende Notwendigkeit von Sauerstoff für die Entwicklung einer technologischen Zivilisation erklären könnte, warum wir noch kein intelligentes außerirdisches Leben gefunden haben ("Fermi-Paradox"): Die Zahl der geeigneten Exoplaneten könnte viel kleiner sein als angenommen. Ihre Arbeit ist jetzt im Wissenschaftsmagazin Nature Astronomy erschienen.

(mho)