Suchmaschine will Apples App-Zensur in China offenlegen
App-RauswĂĽrfe machen den iPhone-Konzern zum Zensurhelfer der chinesischen Regierung, so der Vorwurf. Eine App-Suchmaschine soll Einblick verschaffen.
Aktivisten wollen für einen besseren Einblick in Apples streng kontrollierten chinesischen App Store sorgen. Die Webseite applecensorship.com erlaubt, nach App-Namen zu suchen und deren Verfügbarkeit in verschiedenen länderspezifischen App Stores zu prüfen – darunter USA und China.
Vorwurf der Zensurbeihilfe an Apple
Rauswürfe von wichtigen Apps – darunter etwa VPN-Dienste – aus dem chinesischen App Store haben Apple bereits erhebliche Kritik eingebracht. US-Senatoren warfen dem Konzern Zensurbeihilfe vor. Während manche der App-Säuberungen mediale Aufmerksamkeit erhielten, seien andere still abgelaufen, führen die Aktivisten von GreatFire.org an. Deshalb wolle man durch die Suchfunktion für eine Transparenz sorgen, die Apple selbst nicht biete.
Viele Entwickler bemerken erst durch plötzlich verschwundene Download-Zahlen in China, dass ihre App zensiert wurde, erklären die Aktivisten gegenüber The Intercept, mit der Webseite könne man nun leicht sehen, dass beispielsweise die 100 in den USA beliebtesten VPN-Dienste in China nicht verfügbar sind.
Auch Nachrichten-Apps wie Radio Free Asia lässt Apple offenbar nicht länger in den chinesischen App Store. Apple habe lediglich mitgeteilt, die App sei in China entfernt worden, weil sie die "rechtlichen Anforderungen" nicht erfülle. Man habe keine Option gehabt, Einspruch gegen den Rauswurf einzulegen, sagte ein Sprecher zu The Intercept.
Apple verweist auf gesetzliche Vorgaben
Den Grund für die Nicht-Verfügbarkeit kann applecenshorshop.com nicht nennen, entsprechend bleibt offen, ob Apple die jeweils fehlenden Apps entfernt oder der Entwickler diese selbst zurückgezogen hat – und warum dies geschehen ist.
Auch können Unterschiede bei der App-Benennung zu irreführenden Suchergebnissen führen. Die Suchmaschine befinde sich noch in der Betaphase, betont GreatFire.org.
Apple hat 2017 nach eigener Angabe allein mehrere Hundert VPN-Apps aus dem chinesischen App Store gestrichen – und verwies auf gesetzliche Vorgaben. Medienberichten zufolge gab es auch Säuberungswellen, denen über 25.000 Apps zum Opfer fielen. Auch Kommunikationsdienste wie Skype sind in China nicht zum Download erhältlich. Der App Store ist der einzige offizielle Weg, um Apps auf iPhones zu installieren – ein Sideloading von Software wird von Apple (weitestgehend) unterbunden. Der Konzern will im halbjährlichen Transparenzbericht künftig aufführen, wen Apps auf staatliche Anforderung hin entfernt wurden. (lbe)