Südafrika legt offiziellen Protest gegen ISO-Normierung von OOXML ein

Das South African Bureau of Standards (SABS) hat das umstrittene Verfahren zur Zertifizierung von Microsofts Dokumentenformat Office Open XML bei der Genfer Normierungsinstitution in Frage gestellt und dessen Überprüfung verlangt.

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Das South African Bureau of Standards (SABS) hat das umstrittene Schnellverfahren zur Zertifizierung von Microsofts Dokumentenformat Office Open XML (OOXML) bei der Internationalen Organisation für Normung (ISO) in Frage gestellt und dessen Überprüfung verlangt. Als Grund führt die südafrikanische Standardisierungseinrichtung in ihrem Einspruchsschreiben, das die Blogger von Open Malaysia veröffentlicht haben, unter anderem mehrere formale Fehler bei der ISO an.

Das SABS moniert etwa, dass vor der ersten Abstimmungsrunde im Herbst 2007 entgegen den ISO-Regeln kein Ergebnistreffen anberaumt worden sei. Zudem sei bei der Einspruchberatung Ende Februar nach dem vorläufigen Scheitern der OOXML-Normierung kein Konsens über nötige Änderungen an der Spezifikation erzielt worden. Vielmehr sei eine pauschale Abstimmung über eine Vielzahl nicht besprochener Korrekturvorschläge erfolgt, bei der die beteiligten Gremien Microsoft einen Blankoscheck hätten ausschreiben müssen. Weiter beklagen die Südafrikaner, dass die ISO bis heute keine endgültige Version der in zweiter Runde dann als Norm mit der Nummer 29500 angenommenen Spezifikation vorgelegt habe. Dies wäre eigentlich innerhalb eines Monats nach der Einspruchberatung erforderlich gewesen. Angesichts der über 6000 Seiten, die Microsoft zu Office Open XML gefüllt habe und der vielen tausend Kommentare dazu überrasche es aber nicht, dass diese Bedingung nicht habe erfüllt werden können.

Südafrika bringt mit dem Einspruchschreiben auch seine tiefe Sorge über die verstärkte Umgehung des auf Konsens aufbauenden Normierungsprozesses bei der ISO durch internationale Standardisierungsgremien wie der European Computer Manufacturers Association (ECMA) im Fall OOXML zum Ausdruck. Insgesamt sei die Einspruchsberatung schlecht durchgeführt worden. So habe die ISO die nationalen Normierungsgremien nur mangelhaft über das ungewöhnliche En-bloc-Abstimmungsverfahren informiert. Die Gültigkeit des Votums müsse damit in Frage gestellt werden. Zuvor hatte es bereits zahlreiche Berichte über Unregelmäßigkeiten aus verschiedenen Ländern bei der Abstimmung gegeben. Als besonders ironisch bezeichnen 8101 Beobachter derweil die Tatsache, dass Microsoft nach all der an den Tag gelegten Eile im "Fast Track"-Verfahren zur OOXML-Normierung jüngst angekündigt habe, die nun angegriffene ISO-Norm frühestens 2010 im eigenen Office-Paket zu implementieren und zunächst einmal die konkurrierende ISO-Norm Open Document Format (ODF) zu unterstützen. (Stefan Krempl) / (pmz)