Südkorea: Debatte über Verbot von Kryptogeldhandel
In kaum einem Land ist der Kryptogeldhype so stark wie in Südkorea. Die Regierung des Landes möchte den Dampf aus dem Kessel lassen. Der Justizminister kündigte gar einen Gesetzentwurf an, der den Börsenhandel mit Bitcoin & Co. verbieten soll.
Die südkoreanische Regierung will den überhitzten Kryptogeldhandel im Land eindämmen. So bereite das Justizministerium als eine Maßnahme ein Gesetz vor, das Börsengeschäfte mit Kryptogeld untersage, erklärte der zuständige Minister Park Sang-ki am Donnerstag laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Yonhap. Die Märkte hätten ein kritisches Niveau erreicht, ein Platzen der Spekulationsblase könne schwere Folgen haben. Wenige Tage zuvor führten Steuerfahnder auch schon mehrere Razzien bei südkoreanischen Börsen wie Coinone und Bithumb durch – laut einem Reutersbericht wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung.
Südkorea ist eines der Länder, in denen der Kryptogeldhype am heftigsten grassiert, Schätzungen zufolge finden 20 bis 25 Prozent des weltweiten Handels in den Land statt. Die Preissteigerungen von zum Beispiel Ripple und Ethereum wurden erheblich von Börsen in dem Land getragen. Die Kurse an dortigen Handelsplätzen liegen je nach Währung sogar um 30 Prozent über denen von Börsen in anderen Ländern. Der Fachdienst Coinmarketcap hatte sich deshalb erst vor wenigen Tagen entschieden, die südkoreanischen Börsen nicht mehr in die Berechnung seiner Durchschnittskurse einzubeziehen – was diese natürlich sinken ließ. Dieser scheinbare Kurssturz auf der Seite, die viele als Referenz nehmen, hatte zu Irritationen geführt.
Kein "Kimchi Premium“ mehr?
Der Justizminister griff die erheblichen Kursdifferenzen Yonhap zufolge in seiner Pressekonferenz auf: Verschiedene Medien hätten dafür bereits die Redewendung "Kimchi Premium" geprägt – das zeige, dass der südkoreanische Markt auch im Ausland als abnormal gesehen werde, meinte Park. Es wirke wie Glücksspiel und Spekulation. Zwar gebe es ein gewisses Potenzial in der Blockchaintechnik, aber dafür bräuchte man nicht die darauf basierenden Kryptowährungen, sagte Park.
Bereits im Dezember hieß es, dass der Kryptogeldhandel künftig nur noch auf bestimmten Plätzen möglich sein soll. Daraus entstandene Kapitalerträge sollen zudem besteuert werden, um die Spekulation zu begrenzen. Auch im Umgang mit den sogenannten Initial Coin Offerings, einer Mischung aus Schwarmfinanzierung und Risikokapital, hatte Südkorea vergangenen September Härte gezeigt: Diese Kryptogeld-Investmentform wurde als illegal eingestuft, weil sie Kapitalmarktgesetze verletze.
Ein Gesetzentwurf für den Verbot des Börsenhandels mit Kryptogeld müsste zunächst noch das Parlament passieren, was sich durchaus hinziehen könnte. Anderen südkoreanischen Medien nach soll sich auch der Finanzminister recht überrascht von der Ankündigung seines Amtskollegen gezeigt haben – die Ankündigung des harten Kurses geschah möglicherweise ohne Absprache. An den meisten Kryptogeldmärkten folgten jedenfalls erhebliche Kursstürze nach Bekanntwerden des Vorhabens.
[UPDATE, 11.01.2018, 13:45]
Inzwischen hat die Südkoreanische Regierung die Ankündigung des Justizministers relativiert, die Überschrift und Anrisstext der Meldung wurden darauf angepasst.
Ein Sprecher des koreanischen Präsidenten Moon Jae-in erklärte Yonhap zufolge, dass ein Handelsverbot nur eine der möglichen Maßnahmen sei, die das Justizministerium vorbereite. Es handele sich aber nicht um eine finale Entscheidung, entsprechende Diskussionen müssten noch geführt werden. Die Stellungnahme folgt dem Bericht nach auf eine Welle von Petitionen auf der Website des Blauen Hauses, des Amtssitzes des südkoreanischen Präsidenten. Die Petitionen wandten sich gegen die befürchtete Schließung von Kryptogeld-Börsen.
Auch das Justizministerium nahm demnach noch einmal Stellung und ruderte etwas zurück: Man arbeite zwar an einem entsprechenden Gesetzentwurf, werden diesen aber erst nach eingehender Abstimmung mit weiteren Regierungsstellen vorlegen. (axk)