SunBooster: Sonnenlicht fĂĽrs Home-Office
Er sieht aus wie eine herkömmliche Webcam, bringt aber Sonne ins Arbeitszimmer: Der SunBooster arbeitet mit Nahinfrarotlicht und soll das Wohlbefinden stärken.
Die Kamera nimmt die Welt anders wahr: FĂĽr das menschliche Auge sehen die LEDs im SunBooster rot aus.
(Bild: heise online; dahe)
Ruhiger Puls, stabiles Immunsystem und gesunde Haut: Auf dem MWC in Barcelona zeigt das niederländische Start-up SunLED seinen SunBooster – ein Gadget für den Bildschirm, der Nutzer mit Nahinfrarotlicht (NIR) bestrahlen und allerlei Gesundheitsvorzüge mitbringen soll.
Auf den ersten Blick wirkt der SunBooster wie eine stinknormale Webcam, die auf den Bildschirm geschnallt wird. Drinnen sitzt aber keine Kamera, sondern drei spezielle LEDs, die gezielt Nahinfrarotlicht mit einer Wellenlänge von 850 nm ins Gesicht des Nutzers strahlen. Das soll den Mangel an Sonnenlicht, den zahlreiche Menschen im Büroalltag erfahren, kompensieren helfen. Sonnenlicht besteht etwa zur Hälfte aus Nahinfrarotlicht.
"Sonnenlicht" im BĂĽro
"Unser moderner Lebensstil hält uns oft von Sonnenlicht fern", sagt SunBooster-Mitgründerin Anne Berends im Gespräch mit heise online auf dem MWC. Sie hat an der Universität Maastricht jahrelang an Nahinfrarot geforscht und mehrere Studien mitveröffentlicht. "Dieser chronische Mangel an Nahinfrarotlicht kann negative Folgen für unsere Gesundheit haben."
(Bild:Â heise online; dahe)
Der SunBooster soll das kontern: Klinische Untersuchungen zum Einsatz von Nahinfrarotlicht sollen etwa Verbesserungen beim Ruhepuls und beim Immunsystem gezeigt haben. Zudem soll die Anwendung, die in der Forschung auch als Photobiomodulation bezeichnet wird, Wundheilung beschleunigen und Hirnaktivität stimulieren. Allgemein soll Nahinfrarotlicht Energie liefern und die Laune verbessern – ein buntes Allerlei an Gesundheitsversprechen also.
Vor allem im Winter nĂĽtzlich
Eine 2023 im Fachmagazin Biology gedruckte Studie unter Mitarbeit Berends' zeigt etwa, dass Probanden schon nach einmaligem Einsatz der SunLED-Technik von verbesserter Laune berichteten. Nach vier Wochen gingen die Entzündungswerte im Blut zurück, während sich die Herzfrequenz im Ruhezustand verringerte.
Allerdings konnten die Forscher diesen Effekt nur im Winter belegen. Berends glaubt trotzdem, dass sich der SunBooster auch im Sommer sinnvoll nutzen lässt. "In der Wissenschaft ist die Messlatte für Signifikanz sehr hoch. Im Winter kann man die Effektivität natürlich viel leichter nachweisen. Viele von uns bekommen auch im Sommer nicht genug Sonne ab. Deswegen bin ich sicher, dass sich der SunBooster auch da lohnt."
Sogar die Haut soll profitieren: Eine Studie, die im Journal of Biotechnology veröffentlicht wurde, gibt Anhaltspunkte dafür, dass Nahinfrarotlicht die Hautgesundheit verbessern kann.
Strom per USB-C
Dass man gerade von NIR-Leuchten angestrahlt wird, merkt man nicht. Der SunBooster ist zwar beim Anfassen warm, auf der Haut spürt man die drei Nahinfrarot-LEDs aber nicht. Ohnehin strahlen sie nicht ununterbrochen, sondern nur sporadisch, wenn Bedarf besteht. Wenn kein Nutzer vor dem Bildschirm ist, bleibt sie komplett aus. Die Präsenz einer Person erfasst der SunBooster mit einem integrierten ToF-Sensor, Strom bezieht das Gadget über ein wechselbares USB-C-Kabel. Laut Berends verbraucht das Gerät etwa 4,5 Watt.
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Der SunBooster ist aktuell noch in Entwicklung und soll im vierten Quartal auf den Markt kommen. Den Preis schätzt Berends auf 100 bis 150 Euro. Das niederländische Start-up plant, seine Technik künftig direkt in Autos, Lampen, Monitore und Laptop-Bildschirme einzubauen. Große Hersteller warten laut Berends aber noch ab: "Die wollen nicht nur wissen, dass die Technik funktioniert, sondern auch sehen, ob die Leute das wirklich kaufen."
(dahe)