Superradioteleskop SKAO: Erste Antennen in Australien errichtet
Rund 130.000 Dipolantennen in Australien sollen helfen, die Rätsel des Universums zu lüften. Das Superradioteleskop SKAO nimmt langsam Form an.
Für das Projekt des Superradioteleskops "Square Kilometre Array" (SKA) wurden am Donnerstag im Outback von Westaustralien die ersten von insgesamt 130.000 Dipolantennen für niedrige Frequenzen installiert, wie das SKA Observatory mitteilte. Die wie zwei Meter große Weihnachtsbäume wirkenden Antennen sollen später mit 200 Radioteleskopen in Südafrikas Halbwüste Karoo für das Mittelfrequenz-Feld zusammengeschaltet werden. "SKA-Low" und "SKA-Mid" ergeben zusammen das SKAO.
Beide Regionen sind sehr dünn besiedelt, sodass es kaum störende Einflüsse der Beobachtung des Weltraums gibt. Mit der durch die Zusammenschaltung der Antennen erreichten deutlich besseren Auflösung soll nach Signalen gefahndet werden, die in der Anfangszeit des Universums ihren Ursprung haben, als sich die ersten Sterne und Galaxien gebildet haben. Außerdem soll einigen grundlegenden Fragen der Astrophysik etwa zur Relativitätstheorie, der Dunklen Materie, der Dunklen Energie nachgegangen werden – und so möglicherweise auch eine Antwort auf die Frage nach außerirdischem Leben geben.
Um das Land für die Antennen nutzen zu können, schloss im Jahr 2022 das dort ansässige indigene Volk der Wajarri mit der australischen und westaustralischen Regierung sowie der australischen Forschungsbehörde CSIRO ein Abkommen. Es soll sicherstellen, dass das kulturelle Erbe der Wajarri geschützt wird und das Volk nachhaltige und generationenübergreifende wirtschaftliche sowie Unterstützung in der Bildung bekommt. Jamie Strickland, CEO der Wajarri Yamaji Aboriginal Corporation, geht davon aus, dass das Projekt zeigen könne, wie traditionelles Wissen und Kultur dazu beitragen, die heutige Technologie und unser Verständnis unseres Platzes im Universum zu beeinflussen.
Auch Deutschland dabei
An dem Projekt sind 16 Länder beteiligt, darunter Deutschland und die Schweiz. Am Design des Teleskopverbunds waren 500 Ingenieure und Ingenieurinnen von 100 Institutionen aus 20 Ländern beteiligt, mehr als 1000 Forscher und Forscherinnen planen bereits die wissenschaftliche Arbeit. Jährlich soll das neue Rieseninstrument einmal 710 Petabyte an Daten liefern, um den Umgang damit zu simulieren, musste 2019 sogar der damalige Spitzenreiter der Top500-Liste der Supercomputer ran.
"Zu sehen, wie die Antennen des SKA-Low-Teleskops endlich am Boden installiert werden, ist für uns alle ein stolzer Moment", zitierte die Nachrichtenagentur AAP den Generaldirektor des Observatoriums, Professor Phillip Diamond. Die Teleskope ermöglichten es in Zukunft, Albert Einsteins Theorien zu überprüfen und den Weltraum detaillierter als je zuvor zu beobachten. "Mit diesem Teleskop in Australien werden wir die Geburt und den Tod der ersten Sterne und Galaxien beobachten, was uns wertvolle Hinweise auf die Evolution des Universums geben wird."
SKAO gilt als eines der wichtigsten Wissenschaftsprojekte dieses Jahrhunderts. Insgesamt sollen die Antennen und Teleskope später eine Empfangsfläche von einem Quadratkilometer bilden, woher auch der Name des Projekts rührt.
(anw)