Swisscom pokert um Telekom Austria

Der Verkauf eines wesentliches Aktienpaketes der Telekom Austria an die Swisscom soll unmittelbar bevorstehen -- diesmal soll es um 17 Prozent gehen.

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Zum wiederholten Mal werden in österreichischen Medien Berichte kolportiert, der Verkauf eines wesentlichen Aktienpaketes der Telekom Austria (TA) an die Swisscom stehe unmittelbar bevor -- diesmal soll es um 17 Prozent gehen. Die im Staatseigentum stehende ÖIAG besitzt 42,2 Prozent der TA-Aktien (exklusive der für eine laufende Wandelanleihe reservierten Anteile), die restlichen 52,8 Prozent befinden sich in Streubesitz. Die österreichische Regierung hat eine Totalprivatisierung des Ex-Monopolisten beschlossen. Die Swisscom hat wiederholt Interesse an einer Mehrheitsübernahme bekundet, bislang konnte jedoch keine Einigung über den Kaufpreis erzielt werden. Diesmal könnte tatsächlich Bewegung in die Eigentumsverhältnisse kommen, hat doch der ÖIAG-Aufsichtsrat für kommenden Sonntag eine außerplanmäßige Sitzung anberaumt. Weder die Regierungsmitglieder noch die beteiligten Unternehmen waren allerdings am heutigen Dienstag zu Stellungnahmen bereit.

Für einen Verkauf an die Swisscom wäre eine solche Sitzung erforderlich, denn im Mai hatte das Gremium den Auftrag für einen Verkauf der TA-Anteile über die Börse an in- und ausländische institutionelle Anleger beschlossen. Falls die Swisscom nun tatsächlich zuschlagen sollte, hat sie wohl einen Plan für die Übernahme einer Mehrheit. Gestern wurden an den Börsen in Wien und New York mit der Aktie hohe Umsätze beobachtet, 0,7 Prozent der Anteile haben den Eigentümer gewechselt. Der Kurs stieg um 6,82 Prozent auf 13,78 Euro; im Laufe des heutigen Dienstags wurde ein Rekordhoch von 14,11 Euro verzeichnet, das Handelsvolumen dürfte den gestrigen Wert noch übertreffen. Sobald ein TA-Aktionär mehr als 30 Prozent der Anteile erwirbt, muss er den Miteigentümern ein Übernahmeangebot unterbreiten.

Die Gewerkschaft hat jedenfalls ihre Streikdrohung für den Fall erneuert, dass die Staatsbeteiligung unter 25 Prozent plus einer Aktie sinke. Die Regierung hat lediglich beschlossen, bei der Privatisierung einen österreichischen Kernaktionär entstehen zu lassen. Mit einem Verkauf aller Anteile an die Swisscom ließe sich dieser Beschluss ebenso wenig vereinbaren wie die Absicht einer echten Privatisierung. Die Swisscom gehört zu 62,7 Prozent der Schweizerischen Eidgenossenschaft; ein schweizerisches Gesetz gebietet dem Staat außerdem, zumindest die Mehrheit zu halten. Gesetze, Minister- und Aufsichtsratsbeschlüsse lassen sich natürlich ändern -- bei der ÖIAG könnte am Sonntag ein Anfang gemacht werden. (Daniel AJ Sokolov) / (jk)