T-Aktie verliert im Aktienindex an Gewicht

Die Deutsche Börse stellt die Berechnung des DAX um -- und bringt damit die stark gebeutelte Telekom-Aktie zusätzlich unter Druck.

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Von
  • Elke Pfeifer
  • dpa

Die Deutsche Börse stellt die Berechnung des DAX um -- und bringt damit die stark gebeutelte Telekom-Aktie zusätzlich unter Druck. Vom 21. Juni an wird die Deutsche Börse das "Gewicht" der Aktien in ihrem Standardwerte-Index auch daran messen, wie hoch der Anteil des Streubesitzes am Aktienkapital ist.

Für Unternehmen wie die Telekom oder die Post mit ihrem hohen Staatsanteil bedeutet das, dass ihr Anteil am DAX sinkt. Fonds, die den DAX abbilden, müssen also ihre T-Aktien zum Teil verkaufen und in die Aktien investieren, die jetzt einen höheren Anteil am DAX bekommen. Besonders die T-Aktie -- einst das unangefochtene Schwergewicht im DAX -- trifft die Entscheidung hart. Seit Jahresbeginn hat die Aktie bereits die Hälfte ihres Wertes verloren. Am Freitag stürzte die Notierung sogar erstmals unter zehn Euro. Als einen Grund für den kräftigen Kursrutsch nennt der Fondsmanager Eicke Reneerkens von Union Investment die Umstellung der Indizes auf Streubesitz. Von Platz zwei im Index wird die T-Aktie bis auf Platz fünf zurückfallen, schätzt die Commerzbank.

Doch nicht nur die Unternehmen mit hohem Staatsanteil am Kapital verlieren an Börsengewicht. Betroffen sind auch Unternehmen mit privaten Großaktionären wie die Münchener Rück und BMW oder der VW-Konzern mit dem großen Anteil des Landes Niedersachsen. Profitieren werden Unternehmen mit vielen Kleinaktionären wie vor allem Siemens und die Deutsche Bank. "Die Umstellung auf Streubesitz wird die Indizes 'ehrlicher' machen, weil nicht mehr alle zum Handel zugelassenen Aktien in der Berechnung der Indizes berücksichtigt werden, sondern nur noch die tatsächlich an der Börse verfügbaren Titel", sagte Fondsexperte Reneerkens. So verhindere ein Indexanbieter, dass für Aktien mit hoher Marktkapitalisierung und gleichzeitig geringem Streubesitz eine künstliche Nachfrage und entsprechend ein zu hohes Preisniveau geschaffen werde.

"Aktive Portfoliomanager haben frühzeitig damit begonnen, ihre Fonds auf die neue Berechnung vorzubereiten. Dies hat die T-Aktie nochmals negativ beeinflusst", sagt Reneerkens. "Die Investoren sind smart genug, um zu wissen, dass sie kursschonender und mit einem geringeren Risiko umschichten können, wenn sie ihre Transaktionen über einen längeren Zeitraum strecken", urteilte ein Frankfurter Händler. Er erwarte daher keine großen Verwerfungen mehr, wenn die Umstellung greife.

Mit der Gewichtung nach Streubesitz, die im August 2000 bekannt gegeben wurde, folgt die Deutsche Börse den angelsächsischen Indexanbietern wie Morgan Stanley oder Dow Jones. Bei der künftigen Berechnung nach Streubesitz ist nur noch der Wert der Anteile von Aktionären maßgeblich, die weniger als fünf Prozent der Titel eines Unternehmens halten. Bei Gesellschaften mit Vorzugs- und Stammaktien wird nur noch die liquideste Aktiengattung berücksichtigt. (Elke Pfeifer, dpa-AFX) / (jk)