T-Mobile pokert hoch in US-Mobilfunkmarkt

Bei der Versteigerung neuer Mobilfunklizenzen in den Vereinigten Staaten hat T-Mobile USA bisher 3,7 Milliarden US-Dollar geboten. Für die Telekom-Tochter geht es um das Überleben auf dem US-Markt.

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Von
  • Peter Lessmann
  • dpa

Bei dieser Auktion geht es für die Deutsche Telekom um alles: Die derzeit laufende Versteigerung der begehrten Mobilfunklizenzen in den USA entscheidet für den Bonner Konzern über die Zukunft des US-Geschäfts. Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke und sein oberster Mobilfunker René Obermann geben ihre Strategien nicht preis. Dürfen sie auch nicht, denn die Vorgaben der US-Regulierungsbehörde FCC sind hart: Wer redet, der fliegt raus.

Doch das kann sich die Telekom mit ihren Mobilfunkplänen in den USA am allerwenigsten leisten. Schließlich ist die Tochterfirma, die früher einmal VoiceStream hieß, die einzige Wachstumsmaschine des rosa Riesen. Und damit das Wachstum auf dem lukrativen US-Markt nicht jäh abreißt, müssen Ricke und Obermann bieten, bis sich die Balken biegen.

T-Mobile USA ist derzeit mit 23,3 Millionen Kunden (Stand: Ende Juni 2006) nämlich nur der viertgrößte Anbieter des Landes. Ein möglicher Ausstieg aus dem US-Geschäft, über den im vergangenen Jahr noch heftig spekuliert worden war, ist für die Telekom aber kein Thema mehr. Während sich Branchenriesen wie Cingular Wireless oder Sprint Nextel durch Fusionen verstärkt haben und auf diesem Wege Lizenzgebiete hinzugewannen, sind die Bonner auf Gedeih und Verderb auf neue Spektren angewiesen.

Und so fallen in der Auktion die Würfel über die Zukunft der Telekom auf dem US-Markt. Bei der Versteigerung der Spektren geht es vor allem darum, künftig auf dem Markt des mobilen Datenverkehrs und des schnellen Internets mitzureden. Schließlich will T-Mobile im Mobilfunkverbund des rosa Riesen auch künftig glänzen und sich ein dickes Stück aus dem Mobilfunkkuchen herausschneiden.

Schon in den ersten Runden der Auktion, die vor zwei Wochen begann, zeigte sich, dass T-Mobile zu den eifrigsten Bietern gehört. Erinnerungen an eine ähnliche Veranstaltung werden wach, die im August 2000 die Branche förmlich aus den Fugen riss: Die UMTS-Auktion in Deutschland. Damals hatten die Bonner – angeblich auch durch eigene Hartnäckigkeit – mit dazu beigetragen, dass die Auktionskosten für sechs Lizenzen in schwindelerregende Höhe von über 50 Milliarden Euro getrieben wurden. T-Mobile allein musste mehr als 7 Milliarden Euro berappen.

Auch in den USA werden bei der jetzigen Auktion die Lizenzen nicht zu Niedrigstpreisen zu haben sein. Nach 32 Runden hatte T-Mobile für 117 Lizenzen in verschiedenen Regionen des Landes insgesamt bereits 3,7 Milliarden US-Dollar (2,9 Milliarden Euro) geboten. Das war rund eine Milliarde Dollar mehr als der zweitgrößte Bieter Verizon Wireless, der bei vier Lizenzen führt. Ein Ende der Versteigerung, die Expertenschätzungen zufolge rund 15 Milliarden US-Dollar erlösen soll, ist derzeit nicht absehbar.

Per-Ola Hellgren von der Landesbank Rheinland-Pfalz rechnet damit, dass T-Mobile die begehrten Spektren kaum unter 5 Milliarden Dollar bekommen wird. Für weniger Lizenzen zu bieten, um so die Kosten niedrig zu halten, ist für Ricke und Co. keine Alternative: "Entweder bekommt der Betreiber die gewünschten Lizenzen alle oder er steigt aus", sagt der Analyst. Eine Zwischenlösung gebe es nicht. Es mache überhaupt keinen Sinn für T-Mobile, in Chicago vertreten zu sein, aber nicht in Los Angeles oder in New York.

Ein Ausstieg bei der Auktion wäre für die Telekom voraussichtlich der Anfang vom Ende ihres US-Geschäfts. Zu einem Verkauf gebe es dann auf mittlere Sicht keine Alternative mehr, meint Hellgren. Doch an ein solches Szenario würden Ricke und Obermann derzeit wahrscheinlich keinen Gedanken verlieren. Am Ende der Auktion werden beide schlauer sein. (Peter Lessmann, dpa) / (vbr)