T-Online: "Guter Start in schwieriger Zeit"

114 Millionen emittierte Aktien bringen T-Online eine halbe Milliarde Euro weniger ein als erwartet, aber die Anleger können sich freuen.

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Von
  • Adolf Ebeling

Telekom-Chef Ron Sommer wirkte nach der glücklichen Börsenpremiere von T-Online keineswegs hoch erfreut, eher nüchtern: Es sei ein "guter Start in schwieriger Zeit" gewesen, kommentierte er. Zwar werden 114 Millionen emittierte Aktien der Telekom-Tochter 3,08 Milliarden Euro in ihre Kassen spülen, aber durch den relativ niedrigen Emissionspreis von 27 Euro – 5 Euro unter dem ins Auge gefassten Höchstpreis – sind ihr Einnahmen von gut einer halben Milliarde entgangen.

Noch Ende März hatte man sogar auf einen Emissionswert von 50 Euro pro Aktie spekuliert – viel Geld, das T-Online bei den geplanten Investitionen schmerzlich fehlen dürfte. Es war das Pech der Telekom, dass sich das Börsenumfeld zuletzt alles andere als positiv entwickelte: Kursstürze an US- und asiatischen Börsen verhießen nichts Gutes. So hatte sich die Telekom gezwungen gesehen, die Zeichnungsspanne von 26 bis 32 Euro nicht auszureizen, sondern den Emissionspreis mit 27 Euro am unteren Ende anzusiedeln – das unrühmliche Beispiel von Lycos Europe vermutlich noch in frischer Erinnerung, deren hoch angesetzte Aktie sofort nach Börsenstart am 22. März ins Trudeln kam und heute um ein Drittel niedriger notiert wird.

Der Emissionskurs von 27 Euro war gut gewählt, bot dieser Kurs doch Erstzeichnern einen möglichen Zeichnungsgewinn, insbesondere wenn Konsortialbanken, wie Spiegel online berichtet, mit gezielten Käufen den Anfangskurs stützten, bis der Abgabedruck gewichen war. In der Folge stieg der Kurs von 28,5 auf 33 Euro und zog zum Börsenschluss auf 37,22 Euro an, fast 38 Prozent über dem Ausgabepreis. Flankenschutz bekam die Telekom auch von Seiten des Bundesfinanzministers. Hans Eichel (SPD) hält eine Verkaufspanik an den Weltbörsen für unbegründet – alle fundamentalen Wirtschaftsdaten sprächen dagegen. Zugleich forderte Eichel mehr Rationalität an den Märkten.

Die Milliardeneinnahmen sollen voll und ganz in die Expansion von T-Online gesteckt werden, gab Vorstandschef Wolfgang Keuntje bekannt. Man wolle T-Online zu einem global anerkannten Internet-Provider ausbauen. Die jüngst bekannt gewordenen hohen Verluste zu Jahresbeginn seien Folge des starken Kundenwachstums. Dies, so Keuntje, sei höher als Gewinn einzuschätzen.

48,2 Prozent der ausgegebenen Wertpapiere gingen an Kleinanleger (einschließlich Konzernmitarbeiter), deren Nachfrage immens gewesen war: Über 4,62 Millionen Privatinvestoren hatten T-Online-Aktien gezeichnet. Nachgefragt wurden aus dem privaten Bereich insgesamt mehr als eine Milliarde Aktien -- das entspricht einer zwanzigfachen Überzeichnung. Alle T-Online-Erstzeichner, die leer ausgegangen sind, sollen laut Telekom-Chef Ron Sommer bei einem Verkauf von T-Aktien aus dem Bestand der Kreditanstalt für Wiederaufbau im Juni dieses Jahres bevorzugt werden. Unter welchen Konditionen, will die Telekom demnächst bekannt gegeben.

Trotz gelungenen Starts brauchen Anleger zukünftig starke Nerven, die T-Online-Aktie könne "noch unter den Ausgabepreis fallen", befürchtet Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für den Wertpapierbesitz (DSW). Der Chefanalyst des Bankhauses Trinkhaus & Burkhardt, Karsten Tripp, konnte sich heute Morgen sogar einen Sturz "in die 20er Region" vorstellen. (ae)