Täglicher Social-Media-Konsum: 30 Minuten weniger und Sport zeigen Effekt

Soziale Medien können abhängig machen und das Wohlempfinden verringern: 30 Minuten weniger täglich können sich hingegen positiv auf das Wohlbefinden auswirken.

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Kind schaut im Dunkeln auf ein beleuchtetes Display

(Bild: Daniel Jedzura/Shutterstock.com)

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Immer wieder zeigen Studien und Umfragen, wie sehr soziale Medien negativ beeinflussen und sogar süchtig machen können. Dem ist auch ein Team vom Forschungs- und Behandlungszentrum für psychische Gesundheit der Ruhr-Universität Bochum rund um Dr. Julia Brailovskaia nachgegangen. In einer in der Zeitschrift Public Health veröffentlichten Studie mit 642 Probanden zeigten die Forscher: Bei einer Verringerung des täglichen Social-Media-Konsums um eine halbe Stunde und mehr Bewegung wird die psychische Gesundheit gestärkt.

Die Versuchspersonen wurden in verschiedene Gruppen aufgeteilt und mussten sich zwei Wochen lang an die Anweisung der Forscher halten: Die Gruppe, die lediglich ihren Social-Media-Konsum verringerte, startete mit ungefähr 130-minütigem Konsum. Eine andere Gruppe steigerte den täglichen Sport um 30 Minuten und erhielt keine Anweisung, ihre Social-Media-Zeit zu verändern – ihre durchschnittliche Zeit in sozialen Medien lag zuvor bei 121 Minuten. Gemessen wurde die Online-Zeit unter anderem mit Statistiken auf dem Smartphone und Befragungen. Eine Gruppe steigerte den täglichen Sport und verringerte gleichzeitig ihren Social-Media-Konsum um eine halbe Stunde (gemischte Gruppe). Die Kontrollgruppe erhielt keine Anweisungen und startete zu Beginn der Studie mit ungefähr 125 Minuten täglich in sozialen Medien – bei ihr verringerte sich der Konsum nach zwei Wochen um sieben Minuten und zum Ende der Studie auf einen täglichen Konsum von ungefähr 115 Minuten.

Gemessen wurden die Ergebnisse mit Online-Fragebögen mithilfe einer adaptierten Version der Facebook-Intensitätsskala (Facebook Intensity Scale) und einer Skala zur Erfassung der Abhängigkeit von sozialen Medien (verkürzte Version der Bergen Social Media Addiction Scale). Dabei wurde unter anderem die "Dauer, Intensität und emotionale Bedeutung ihrer Social-Media-Nutzung, körperliche Aktivität, ihre Lebenszufriedenheit, ihr subjektives Glücksgefühl, depressive Symptome, die psychische Belastung durch die Covid-19-Pandemie" ermittelt.

Wer sich zwei Wochen lang an die Anweisungen hielt, fühlte sich nach eigenen Angaben "glücklicher, zufriedener, weniger durch Corona belastet und weniger depressiv". Die Effekte hielten der Studie zufolge noch bis sechs Monate nach der Studie an. Als besonders effektiv erwies sich die Kombination aus mehr Sport und verringertem Konsum. Zwar verringerten alle – außer die Kontrollgruppe – ihren Social-Media-Konsum um ungefähr 30 Minuten, die Teilnehmer der gemischten Gruppe taten dies allerdings sogar um 45 Minuten.

Während der Coronakrise zu Lockdowns und Kontaktbeschränkungen kam, steigerte sich der Konsum von Online-Medien. Zwar lenken Instagram, Tiktok, Facebook, Twitter und Co. ab, allerdings könne der Konsum laut Forschern auch zu suchtartigem Verhalten und damit auch zu emotionaler Abhängigkeit führen. Daher wollte Brailovskaia "angesichts der Unklarheit, wie lange die Coronakrise noch dauern würde", wissen, wie dazu beigetragen werden kann, "die psychische Gesundheit der Menschen mit möglichst kostenfreien und niederschwelligen Angeboten zu schützen". Gefördert wurde die Studie durch das Center of Advanced Internet Studies (CAIS).

(mack)