Taiwan: Chinesische Schiffe durchtrennen zwei Unterseekabel zu Inselgruppe

Die Matsu-Inseln liegen vor Chinas Küste, gehören aber zu Taiwan. Beide Internetkabel dorthin wurden durchtrennt. Es ist wohl nicht das erste Mal.

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Die Kabelanbindung der Matsu-Inseln (oben)

(Bild: TeleGeography’s Submarine Cable Map, CC BY-SA 4.0)

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Zum wiederholten Mal haben chinesische Schiffe Unterseekabel durchtrennt, über die eine taiwanische Inselgruppe nahe der chinesischen Küste mit Internet versorgt wird. Wie die Nachrichtenagentur AP berichtet, wurde das erste von zwei Internetkabeln zwischen den Matsu-Inseln und Taiwan am 2. Februar von einem chinesischen Fischerboot durchtrennt. Sechs Tage später habe ein chinesisches Frachtschiff die zweite Verbindung gekappt, zitiert AP den Betreiber Chunghwa Telecom. Für die Bevölkerung auf der Inselgruppe hat das große Einschränkungen zur Folge und für Taiwan insgesamt macht das die Verwundbarkeit der Infrastruktur einmal mehr deutlich. In den vergangenen fünf Jahren seien die Kabel bereits 27 Mal durchtrennt worden, heißt es weiter.

Die 19 Matsu-Inseln liegen nur wenige Dutzend Kilometer vor der Küste des chinesischen Festlands und sind von Taiwan fast 200 km entfernt. Insgesamt leben dort etwa 12.000 Menschen. Ans Internet angebunden sind sie über zwei Unterseekabel, die beide zum Norden der Insel Taiwan führen. Die werden offenbar regelmäßig durchtrennt, aber bislang hat Taiwans Regierung China nicht offiziell beschuldigt, schreibt AP. "Wir können nicht ausschließen, dass China die Kabel absichtlich durchtrennt hat", zitiert die Nachrichtenagentur die vorsichtige Einschätzung des Verteidigungsexperten Su Tzu-yun vom Institute for National Defense and Security Research. Das Ausmaß der Unterbrechungen sei aber höchst ungewöhnlich, ergänzt Geoff Huston vom Asia Pacific Network Information Centre.

Die beiden jetzt durchtrennten Kabel werden frühestens ab dem 20. April repariert werden, schreibt AP weiter. Erst dann kann das erste Spezialschiff dort eintreffen. Die Reparatur werde mindestens eine Million US-Dollar kosten. Die Menschen vor Ort versuchen derweil, auf anderen Wegen online zu gehen. Chunghwa Telecom hat als Backup eine Mikrowellen-Richtfunkverbindung nach Taiwan eingerichtet, die sei aber ziemlich langsam und unzuverlässig. Einige Menschen hätten sich deshalb auch SIM-Karten aus China gekauft, die würden aber nur an bestimmten Orten funktionieren. Ein Paar, das Unterkünfte vermietet, will demnach sogar jemanden nach Taiwan schicken. Die Person soll sich dort um die Online-Reservierungen kümmern und die Daten dann per SMS weitergeben.

China betrachtet Taiwan (beziehungsweise die Republik China) als Bestandteil des eigenen Territoriums und strebt offiziell eine "Wiedervereinigung" an. Der sogenannte Taiwan-Konflikt hat mit den Spannungen zwischen China und den USA, die als Schutzmacht Taiwans agieren, zuletzt wieder an Schärfe gewonnen. Gleichzeitig war im Zuge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine deutlich geworden, welche strategischen Vorteile widerstandsfähige Kommunikationsinfrastrukturen bieten. Taiwan will deshalb eine eigene Alternative zum Satelliteninternet Starlink aufbauen, die gegen Angriffe weitgehend immun ist. Wie angreifbar die klassische Internetinfrastruktur ist, haben die Kappungen der Unterseekabel nun erneut deutlich gemacht.

(mho)