Team Pixel: Google gängelt Influencer, nur das Pixel 9 zu lieben

In einem Vertrag zwingt Google Influencer, bei Tests das Pixel 9 gegenüber Konkurrenz-Modellen zu bevorzugen. Eine Sprecherin rudert zurück.

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Mann hält Google Pixel 9

Wer andere Geräte gegenüber dem Pixel 9 bevorzugt, wird von Google aus dem Creator-Programm "Team Pixel" ausgesperrt.

(Bild: Google)

Lesezeit: 3 Min.

Google wollte einige Influencer bei Tests des Pixel 9 mit einem strikten Vertrag beeinflussen: Teilnehmer des "Team Pixel"-Programms bekommen nur dann ein Testgerät des neuen Smartphones Pixel 9, wenn in ihrem Test keinerlei Konkurrenzgeräte vorkommen. Zudem dürfen die Teilnehmer nicht den Eindruck entstehen lassen, dass sie ein Konkurrenzprodukt gegenüber dem Pixel 9 bevorzugen.

Das geht aus Screenshots aus dem Vertragsformular hervor, die mehrere Teilnehmer des Programms ins Netz gestellt haben. Halten sich Influencer nicht an die genannten Vorgaben, will Google dem Formular zufolge die Beziehungen mit dem Content Creator einstellen. Heißt: Wer sich nicht an Googles Spielregeln hält, bekommt keine Geräte mehr.

Die Vereinbarung gilt für Mitglieder des sogenannten "Team Pixel", zu dem einige Influencer gehören. Pressemedien wie heise online und c't wurden nicht an derartige Auflagen gebunden. Heise online und c't stimmen grundsätzlich keinen Vereinbarungen zu, die inhaltliche Vorgaben zur Berichterstattung enthalten.

"#TeamPixel ist ein separates Programm von unseren Presse- und Creator-Testprogrammen", erklärt eine Google-Sprecherin dem US-Technikmagazin The Verge. Dennoch sei man mit der Formulierung über das Ziel hinausgeschossen. "Diese neue Formulierung, die gestern im #TeamPixel-Formular auftauchte, hat das Ziel verfehlt und wurde entfernt."

Aus der Stellungnahme lässt sich auf eine Mehrklassengesellschaft schließen: Während die Presse und einige Influencer Geräte vorab ohne Auflagen bekommen, versucht Google offenbar, auf andere Influencer mit strikten Verträgen Einfluss zu nehmen und Berichte positiv zu färben. Wer sich dem verwehrt, kann den Zugang zu Google-Geräten verlieren und riskiert damit möglicherweise seinen Lebensunterhalt.

Mehrere Influencer haben ihre Team-Pixel-Mitgliedschaft angesichts der neuen Passage dennoch aufgekündigt. "Das Programm nicht mehr mit meinen ethischen Grundsätzen vereinbar und nicht im besten Interesse meines Kanals", schreibt etwa der Betreiber des Youtube-Kanals TechOdyssey in einem X-Post.

In der Technik-Branche sind Influencer-Programme wie Team Pixel nicht unüblich. Teilnehmer bekommen unter Auflagen oft früheren Zugang zu neuen Produkten, Spielen oder Updates. Oft sind sie dabei offenem oder verstecktem Druck ausgesetzt, wohlwollend zu berichten. Wer die Gunst der Firmen verliert, kann von Neuigkeiten und Vorabzugängen ausgesperrt werden und hat damit einen Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen Creators.

Laut The Verge wird das Team-Pixel-Programm nicht von Google direkt, sondern in Zusammenarbeit mit der Marketing-Agentur 1000heads gesteuert. Ziel sei es, Influencer und Fans als Markenbotschafter zu gewinnen und damit die Google-Smartphones zu bewerben. Teilnehmer des Programms bekommen die Geräte demnach nach der Presse und unabhängigen Influencern, aber noch vor dem offiziellen Marktstart.

(dahe)