TeamViewer-Konkurrent AnyDesk erhält 60 Millionen Euro Finanzspritze

AnyDesk will sich ein größeres Stück vom Fernwartungsmarkt-Kuchen abschneiden. Frisches Kapital soll in Software-Verbesserungen für Großunternehmen fließen.

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(Bild: AnyDesk)

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Der Anbieter von Fernwartungs-Software und TeamViewer-Rivale AnyDesk erhält als Start-up in einer Serie-C-Finanzierungsrunde frisches Kapital in Höhe von 60 Millionen Euro. Das teilte das in Stuttgart ansässige Unternehmen am Mittwoch mit. Demnach sei die Unternehmensbewertung der 2014 gegründeten Firma nun auf 600 Millionen Euro angestiegen.

Als Investoren von AnyDesk unter Führung des US-Wachstumskapitalinvestors General Atlantic, der als "strategischer Partner" neu eingestiegen ist, treten erneut Insight Partners, EQT Ventures und Possible Ventures in Erscheinung, alle drei Risikokapitalgeber. Unklar ist, wie viel von den 60 Millionen direkt in AnyDesk fließt. Ebenfalls unklar ist, wie viel Geld in den vorangegangenen Finanzierungsrunden von Insight Partners, EQT Ventures und Possible Ventures geflossen sind. Das Handelsblatt spricht von knapp18 Millionen Euro.

Großen Kapitalbedarf habe es wohl nicht gegeben. Der Cashflow sei seit der ersten Version der Software positiv gewesen, habe AnyDesk-Chef Philipp Weiser demnach gesagt. Das neue Geld soll nun nach Angaben von AnyDesk dazu verwendet werden, die Produktentwicklung voranzubringen, das Team zu verstärken und das internationale Wachstum zu beschleunigen. Zudem will AnyDesk 2022 seine Fernwartungssoftware mit speziell für größere Unternehmen relevante Funktionen erweitern. Außerdem soll das Angebot regionalisiert und damit die Benutzerfreundlichkeit in den verschiedenen Märkten weltweit verbessert werden.

AnyDesk schielt damit auf den größeren Konkurrenten und Marktführer Teamviewer, der mit 2,7 Milliarden Euro bewertet ist. Im Vergleich zu AnyDesk hat Teamviewer etwa 2400 Großkunden und insgesamt 628.000 Abonnenten. AnyDesk spricht von 80.000 zahlenden Kunden und nennt als größere davon Bosch, McDonalds und Google. Insgesamt seien die Software-Systeme von AnyDesk rund 500 Millionen Mal installiert worden. 40 Millionen aktive Nutzer habe das Unternehmen derzeit. Die Kunden kämen aus rund 190 Ländern.

Der Großteil der AnyDesk-Nutzer zahlt allerdings nicht. Sie nutzen eine kostenfreie Version. AnyDesk geht ähnlich wie Teamviewer davon aus, diese mit weiteren Funktionen als zahlende Kunden gewinnen zu können. Der Markt für Fernwartungs-Software für Desktop-Rechner entwickelt sich positiv, nicht zuletzt wegen der anhaltenden pandemischen Lage, die einen Fernzugriff auf Rechner beispielsweise im Homeoffice nötig gemacht hat. Achim Berg, Operating Partner des Hauptinvestors General Atlantic und gleichzeitig Chef des Branchenverbandes Bitkom formuliert es so: "Wir glauben an die Vision des Unternehmens, Lösungen für die hybride Arbeitswelt der Zukunft zu entwickeln, und werden Philipp Weiser und sein Team dabei unterstützen, auch künftig Maßstäbe für die Branche zu setzen."

(olb)