Technisches Gremium verweigert OpenXML die Standardisierungsempfehlung
Von US-amerikanischer Seite gibt es bislang noch keine eindeutige Empfehlung für das Office-Format von Microsoft als ISO-Standard.
Microsoft hat in einem technischen Beratungsgremium des International Committee for Information Technology Standards (INCITS) nicht die erforderliche Zweidrittelmehrheit für eine Empfehlung von Office OpenXML (OOXML) als ISO-Standard erhalten. Der IBM-Mitarbeiter und OpenDocument-Befürworter Rob Weir berichtet in seinem Weblog von einer Telefonkonferenz des technischen Komitees V1 des INCITS, das dem American National Standards Institute (ANSI) angeschlossen ist. In diesem sind Vertreter von Unternehmen der IT-Branche versammelt. Bei der abschließenden Konferenz am Freitag habe Microsoft die erforderliche "Zustimmung mit Kommentaren" um zwei Stimmen verpasst.
Der INCITS-Vorstand hatte Anfang April laut Weir das V1-Gremium damit beauftragt, die Position der USA zu dem von Microsoft vorgelegten Format Office OpenXML zu erarbeiten und bis zum 17. Juli eine Empfehlung auszusprechen. Das ist nicht geschehen, da sich auch keine Mehrheit für eine Ablehnung oder Enthaltung gefunden habe. Weir sieht dieses Ergebnis als Folge dessen, dass das V1-Gremium im Verlauf des Findungsprozesses von ursprünglich sieben auf 26 Mitglieder angewachsen ist. Die meisten der neu Hinzugekommenen seien Geschäftspartner von Microsoft. Als Nächstes wird sich die INCITS-Geschäftsführung mit den Ergebnissen der V1-Beratungen befassen und möglicherweise bis zum 2. September zu einem Ergebnis kommen. Da das V1-Gremium keine eindeutige Empfehlung aussprechen konnte, ist offen, wie sich das INCITS verhalten wird.
Microsoft verfolgt seit einigen Monaten die Strategie, sein eigenes Format OpenXML als gleichberechtigt mit dem bereits seit Ende 2006 als ISO-Standard anerkannten OpenDocument Format (ODF) anzusehen. Zuletzt unterstützte der Softwarekonzern darum auch die Aufnahme des ODF in die ANSI-Liste. Ebenfalls seit Dezember 2006 ist Open XML ein Standard der European Computer Manufacturers Association (ECMA), kürzlich hat Massachusetts das Format in seine Referenzliste für Dokumentenformate aufgenommen. Der US-Bundesstaat hatte mit seiner Entscheidung, künftig nur noch offene Formate in behördlichen Einrichtungen zu akzeptieren, Microsoft unter Druck gesetzt. Die Anerkennung als ISO-Standard würde den Softwarekonzern auch bei anderen staatlichen Institutionen, die auf offene Standards setzen, in eine bessere Position bringen, da diesem mehr Gewicht beigemessen wird als dem ECMA-Standard. (anw)