Teilchenbeschleuniger am CERN: Kurzschluss verzögert LHC-Neustart

Eigentlich sollte der weltgrößte Teilchenbeschleuniger am CERN Ende März wieder hochgefahren werden. Da funkt nun aber wohl ein Kurzschluss dazwischen. Das könnte den Fahrplan um wenige Tage oder aber auch Wochen verzögern.

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CERN: Kurzschluss verzögert LHC-Neustart

In solch einem Magneten wurde der Kurzschluss registriert.

(Bild: 2009 CERN, CC BY-SA 4.0)

Lesezeit: 2 Min.

Ein Kurzschluss verzögert die Vorbereitungen für den zweiten Lauf des Large Hadron Collider (LHC) am CERN. Wie das Europäische Kernforschungszentrum mitteilte, wurden sieben der acht Sektionen des weltgrößten Teilchenbeschleunigers nach den Testläufen bereits für Energien von 6,5 TeV (Tera-Elektronenvolt) freigegeben. Beim letzten sei aber am vergangenen Wochenende in einem der Magneten ein Kurschluss festgestellt worden. Weil die Magneten aber auf weniger als 2 Kelvin (-271,3 Grad Celsius) heruntergekühlt sind, könnte es länger dauern das Problem zu beheben.

Eventuell könnte es nötig werden, für die Reparatur den betroffenen Magneten zu erwärmen und dann wieder herunter zu kühlen. Das könnte dann aber Tage oder sogar Wochen in Anspruch nehmen. Gegenwärtig werde das geprüft, aber die Auswirkungen seien auch in diesem Fall minimal. Man habe mit 2015 ein ganzes Jahr um die verbesserte Maschine zu überprüfen, bevor ab 2016 die Experimente wieder aufgenommen werden soll. CERN-Direktor Rolf Heuer meint dazu, "ein paar Wochen Verspätung beim Versuch der Menschheit, das Universum zu verstehen, ist wenig mehr als ein Augenblinzeln."

Diese Verzögerung passierte zum Ende der zweijährigen Ausbauphase des LHC. Einmal wieder hochgefahren, soll er fast doppelt so leistungsfähig sein wie zuvor. Die Protonenstrahlen, die bei ihrer Kollision einen Blick auf die elementarsten Teilchen freigeben, sollen dann bei einer Schwerpunktsenergie von 13 TeV kollidieren. Vor dem Ausbau waren es 8 TeV. Der Ring des LHC liefert dabei quasi die Strahlenbündel an die insgesamt vier eingebauten Experimente, in denen Kollisionen ausgelöst und untersucht werden. Neben Alice und LHCb sind das noch die beiden größeren ATLAS und CMS.

Die erste Aufrüstung des LHC (8 Bilder)

Arbeiten am "offenen Herz"
(Bild: © 2013 CERN)

Mit Röntgenaufnahmen soll dem Problem auf die Spur gekommen werden.

(Bild: Maximilien Brice/CERN)

[Update 26.03.2015 – 18:35 Uhr] Bei den Untersuchungen konnten die Ingenieure am CERN den Ort des Kurzschlusses inzwischen bis auf 10 Zentimeter genau lokalisieren. Das wahrscheinlichste Szenario sei, dass ein kleines Metallteil den unerwünschten Kontakt herstellt. Eine Röntgenaufnahme der Stelle habe aber noch nicht eindeutig gemacht, ob das tatsächlich der Fall sei. Nun wäge man ab, ob man kontrolliert elektrischen Strom durchleite, um das Metallstück zu schmelzen, oder das kühlende Helium partiell umleite, um das Stück zu lösen. Ansonsten könne man den Sektor teilweise erwärmen, das Metallteil direkt entfernen und den Sektor wieder abkühlen. Das würde rund 6 Wochen dauern. (mho)