Telecom-Branche: Der Druck nimmt zu

In der Telekommunikationsbranche wird nach dem Zusammenschluss von Vodafone und Mannesmann bereits über die nächsten Zusammenschlüsse diskutiert.

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Von
  • Peter Lessmann
  • dpa

Kaum ist der Deal in trockenen Tüchern, wird in der Telekommunikationsbranche bereits über die nächsten Zusammenschlüsse gerätselt. Die Übernahme des Mannesmann-Konzerns durch den Mobilfunkbetreiber Vodafone AirTouch und damit das Entstehen eines weltweit neuen Riesen hat die Konkurrenten unter Zugzwang gesetzt. Die Bildung weiterer Allianzen ist nach Einschätzung von Marktbeobachtern nur noch eine Frage der Zeit.

Der Konsolidierungsprozess werde sich fortsetzen, meint Frank Wellendorf, Telekom-Analyst der Düsseldorfer WestLB Panmure. "Der Abstand, den sich Vodafone und Mannesmann durch ihr Zusammengehen geschaffen haben, wird das Gefühl des Handlungsdrucks erhöhen". Doch die große Frage lautet, wer kann mit wem eigentlich am besten?

Tatsächlich ist die Liste der Kandidaten lang, die sich durch Allianzen auf den internationalen Märkten verstärken wollen: Von der Deutschen Telekom, über France Telecom und British Telecom, von Telecom Italia, Cable & Wireless bis zur niederländischen KPN sowie der spanischen Telefonica. Selbst nicht-europäische Firmen wie US- Riesen und neuerdings auch japanische Telecom-Unternehmen werfen ihren Hut in den Ring.

So wird wieder verstärkt über eine Zusammengehen der Deutschen Telekom und Telecom Italia spekuliert. Hierzu gibt sich der Telefonriese zwar zugeknöpft wie immer: "Zu Spekulationen nehmen wir grundsätzliche keine Stellung". Doch das Unternehmen braucht auf internationaler Bühne endlich einen vorzeigbaren Erfolg. Vor einem Jahr war die deutsch-italienische Fusion durch eine feindliche Übernahme der Telecom Italia durch die Olivetti-Gruppe im letzten Moment geplatzt.

Hermann Reith, Telekom-Analyst der Frankfurter BHF-Bank glaubt, dass die Bonner einen neuen Versuch in Italien starten könnten und prophezeit: "Der große Wurf kommt". Nach wie vor hält Telekom-Chef Ron Sommer das Konzept eines Zusammenschlusses der beiden Riesen für logisch.

Auch weitere Übernahmen und Fusionen hat der Konzernchef angekündigt. Die geplanten Börsengänge der Mobilfunk- und Online-Tochter würden einen Aktientausch ermöglichen und damit milliardenschwere Zukäufe erleichtern. Auch die britische Cable & Wireless ist für die Telekom ebenso ein möglicher Kaufkandidat wie die französische Mobilfunkfirma Bouygues.

Ins Zentrum der Begierde ist Dank Vodafone/Mannesmann aber eine andere Mobilfunkgesellschaft gerückt: Die britische Orange Plc. Das Unternehmen war im Okober 1999 von Mannesmann für mehr als 60 Milliarden DM gekauft worden und muss jetzt durch den Zusammenschluss der Düsseldorfer mit Vodafone AirTouch aus Wettbewerbsgründen wieder abgegeben werden. Als Interessenten gelten die France Telecom, die japanische NTT DoCoMo und die KPN. Branchenexperten tippen dabei vor allem auf die Niederländer, die in Europa expandieren wollen.

Als nämlich die KPN im vergangenen Dezember überraschend der France Telecom die deutsche E-Plus vor der Nase wegschnappte, kündigte Firmendchef Wim Dik die Ausdehnung der Aktivitäten in Frankreich, Italien und Großbritannien an. "Jetzt fängt es erst an", sagte er. Diese drei Länder und Deutschland gehören zu den vier Kernländern im europäischen Mobilfunk. Während Vodafone und Mannesmann in diesen Ländern glänzend aufgestellt sind, müssen andere noch nachziehen.

Bislang sei die Markterschließung auf dem Mobilfunkmarkt friedlich verlaufen, sagt Claas Sandrock, Firmensprecher von E-Plus. Doch das wird sich seiner Einschätzung nach ändern. "Die Gangart wird härter werden". Wer jetzt zögere, werde bald ein Problem haben und im Verdrängungswettbewerb zerrieben. Sandrock: "Wir werden auf Angriff schalten und alle Schleusen öffnen". (Peter Lessmann, dpa) (jk)