Telefónica geht mit O2 zum Angriff über

Der spanische Telekommunikationsriese hat mit seiner deutschen Tochter viel vor und will den großen Konkurrenten Telekom und Vodafone weiter Kunden abjagen. Deutschland ist einer der wichtigsten Märkte für den Konzern.

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Der spanische Telekommunikationsriese Telefónica will auf dem deutschen Markt zu den beiden Branchengrößen Telekom und Vodafone aufschließen und den größeren Konkurrenten Kunden abjagen. Der Konzern sehe für die deutsche Tochter O2 "gute Möglichkeiten für Wachstum", sagte Europachef Matthew Keys der Financial Times Deutschland (FTD) vom Montag. Dafür müsse auch die Wahrnehmung der Kunden geändert werden. Vor allem bei Geschäftskunden sind derzeit Telekom und Vodafone die ersten Anlaufstellen.

Das soll sich ändern. O2 hat nach eigenen Angaben nahezu 4 Milliarden in seine Netze investiert und muss nicht mehr auf den ehemaligen Roaming-Partner T-Mobile zurückgreifen. Bei der Versteigerung neuer Mobilfunkfrequenzen hat sich das Unternehmen im Mai ein gutes Stück des begehrten Spektrums gesichert, im September beginnt der Ausbau der ersten LTE-Netze. Und seit der Übernahme von Hansenet ist der Netzbetreiber, im Wholesale-Segment schon zuvor eine feste Größe, auch im DSL-Endkundengeschäft eine Hausnummer. Netztechnisch sieht sich das Unternehmen "auf Augenhöhe" mit den großen Konkurrenten.

Damit das alles auch beim potenziellen Wechselkunden ankommt, hat das Unternehmen eine neue Werbekampagne gestartet, die das Netz und dessen Leistungsfähigkeit in den Mittelpunkt rücken soll. Um auf einem weitgehend gesättigten Markt wie Deutschland noch wachsen zu können, muss O2 Kunden der Konkurrenz abwerben. Der Netzbetreiber setzt dabei auch auf innovative und konkurrenzfähige Tarifkonzepte, die den einen oder anderen Kunden zum Wechsel animieren. Integrierte Festnetz- und Mobilfunktarife wie bei den Wettbewerbern lassen dabei noch auf sich warten. Die Integration von Hansenet ist noch nicht abgeschlossen, noch werden die Anschlüsse unter der etablierten Marke Alice angeboten.

Wie bei allen Netzbetreibern ist auch für O2 das mobile Internet – zehn Jahre nach dem UMTS-Hype endlich eine ernstzunehmende Größe – das Segment, das im Vergleich zu Sprachdiensten schnelles Wachstum und höhere Margen verspricht. "Wir müssen das Datengeschäft beschleunigen", sagte Keys der FTD. Dabei steht die Deutschlandtochter unter genauer Beobachtung aus Madrid. "Deutschland gehört innerhalb Telefónicas zu den fünf wichtigsten Märkten", bestätigte O2-Deutschlandchef René Schuster.

Bisher hat Madrid keinen Grund zur Sorge. Im gerade abgeschlossenen zweiten Quartal konnte O2 Deutschland das operative Ergebnis um ein gutes Viertel auf 291 Millionen Euro steigern. In den drei Monaten konnte der Netzbetreiber über 400.000 neue Mobilfunkkunden gewinnen – in diesem Jahr sind es bisher insgesamt 765.000 Neukunden. "Wir gewinnen Marktanteile von unseren Wettbewerbern", kommentierte Schuster die Zahlen am vergangenen Donnerstag in München. (vbr)