Telekom Austria: Wertschöpfung aus internationalen Töchtern

Ohne den internationalen Teil wäre die Telekom Austria nicht einmal die Hälfte von dem wert, was sie heute wert sei, meinte der Chef des Konzerns.

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Einen Überblick über die Status der internationalen Töchter gab die Mobilkom Austria Group am Montagabend in Wien. "Ohne internationalen Teil wäre (die Telekom Austria) nicht einmal die Hälfte wert von dem, was sie (wert) ist", sagte CEO Boris Nemsic. 42,2 Prozent der Umsätze des Gesamtkonzerns Telekom Austria (TA) würden von den internationalen Töchtern stammen. Jüngstes Mitglied der Gruppe ist Vip in Mazedonien, ein Vertrag zur Übernahme der weißrussischen MDC ist bereits unterzeichnet. Demnächst möchte die Mobilkom in Bosnien und Herzegowina Fuß fassen. Dort wird es aber in diesem Jahr noch keinen unterschriftsreifen Vertrag geben.

"Wir werden nicht nach Amerika und nicht nach Afrika gehen", umriss Nemsic, der auch Chef der TA ist, die Strategie. Ein Engagement im Nahen Osten schloss er nicht aus. Doch gäbe es derzeit keine konkreten Projekte in dieser Region. 2004 hatte sich der Konzern erfolglos um eine Mobilfunklizenz im Oman beworben. "Wir planen keine Akquisitionen im Festnetz", stellt Nemsic klar. Auf den Kosovo angesprochen meinte er: "Solange der völkerrechtliche Status (des Kosovo) unklar ist, macht es definitiv keinen Sinn (zu einem Engagement), etwas zu sagen."

In Mazedonien habe die Tochtergesellschaft Vip es geschafft, bereits weniger als ein halbes Jahr nach Lizenzerwerb im März im September den kommerziellen Betrieb zu starten. Durch nationales Roaming mit T-Mobile können Vip-Kunden seit dem ersten Tag fast im ganzen Land telefonieren. "Wir haben eine Preisreduktion von 50 bis 70 Prozent hergezaubert", freute sich Nemsic. Als Effekt sind Prepaid-Minutenpreise jetzt sogar niedriger als Postpaid-Tarife. Auch in letzterem Segment möchte Vip bald mit eigenen Angeboten auf den Markt kommen.

Weißrussland "war nicht auf dem Radar der Konkurrenz. Das hat uns sehr geholfen, den Deal in Ruhe abzuwickeln", sagte Nemsic. Die Verhandlungen hätten nur drei Wochen gedauert. An deren Ende hat die Mobilkom einen Kaufvertrag für 70 Prozent des zweitgrößten Netzbetreibers MDC (Marktanteil 42 Prozent, Marken Velcom und Privet) für zirka 730 Millionen Euro unterzeichnet. Auf 100 Prozent umgelegt entspricht dies dem 5,9-fachen für 2008 erwarteten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA). Der Preis dürfte jedoch noch steigen, das 6,5-fache des EBITDA 2010 ist aber das Maximum. Durch eine Put- und Call-Option ist die Übernahme der restlichen 30 Prozent gesichert. "Wir hoffen, dass das Closing vor Weihnachten passiert", gab der CEO an. Anschließend werde auch das Management-Team offiziell vorgestellt. Es soll eine Mischung aus lokalen Kräften und einem Dutzend Mitarbeiter aus den gegenwärtigen Mobilkom-Gesellschaften werden.

In dem vom autoritären Staatschef Aljaksandr R. Lukaschenka regierten Land gibt es keinen unabhängigen Regulator. Die drei MDC-Mitbewerber sind allesamt mehrheitlich im Eigentum des Staates. Die Terminierungsentgelte werden zwischen den Mobilfunkern und dem Festnetzbetreiber ausverhandelt, alle Verbindungen zwischen zwei Mobilfunknetzen müssen durch das staatliche Festnetz laufen. Eine Liberalisierung des Festnetzmarktes ist nicht geplant.

In den Mobilfunknetzen der Mobilkom Austria Group in Österreich, Bulgarien, Kroatien, Liechtenstein, Mazedonien, Serbien und Slowenien telefonieren 10,8 Millionen Kunden. Diese werden von rund 6.300 Mitarbeitern betreut. MDC zählt 2,7 Millionen Kunden und etwa 1.300 Mitarbeiter.

In Österreich ist die Mobilkom dabei, den Mobilfunkteil des Konkurrenten Tele2 zu übernehmen. Der virtuelle Mobilfunkbetreiber hatte Ende Juni offiziell 131.000 Kunden. Dabei handelt es sich fast ausschließlich um Prepaid-Kunden, die nur geringe Umsätze bringen. Der auf den ersten Blick hohe Kaufpreis von sieben Millionen Euro dürfte nicht zuletzt durch die Mitnahme steuerschonender Verlustvorträge bedingt sein. (Daniel AJ Sokolov) / (jk)