Telekom-Chef Sommer unter Druck

Ron Sommer, Chef der Deutschen Telekom, wird nun auch von Seiten der Politik unter Beschuss genommen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 110 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Jürgen Kuri

Angesichts des drastischen Kursverfalls der T-Aktie gerät Telekomchef Ron Sommer jetzt auch ins Visier der Politiker. Der wirtschaftspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Rainer Brüderle, hat dem Manager in einem Gastbeitrag für die Bild am Sonntag schwere Vorwürfe gemacht. Sommer sei es nicht gelungen, die Deutsche Telekom "global erfolgreich auszurichten".

"Wenn Sie es nicht können oder wollen, lassen Sie es einen anderen machen", forderte Brüderle baldige Konsequenzen. Aus Sicht des Liberalen hat Sommer nur noch eine "Galgenfrist", dem Aktienkurs wieder auf die Sprünge zu helfen. Mit der Platzierung der T-Aktie habe der Bund die Aktie als moderne Anlageform populär gemacht, schreibt Brüderle weiter. Jetzt dürften gerade die Kleinanleger nicht enttäuscht werden. Wenn der Staat bei den Bürgern Aktien platziere, habe er eine gesteigerte Verantwortung. Der Verfall der T-Aktie vom 52-Wochen-Hoch bei 104,90 Euro auf 26,50 Euro sei ein trauriger Rekord. Allein in der vergangenen Woche hatte die Aktie von 32 Euro auf 26,50 Euro nachgegeben. An den Börsen waren daher bereits Gerüchte aufgetaucht, Sommer werde zurücktreten.

Zumindest um die horrenden Schuldenberge will sich der Telekom-Chef aber kümmern: Die Netto-Finanzverbindlichkeiten lagen bis Ende vergangenen Jahres bei 56,4 Milliarden Euro. Nach Informationen der Welt am Sonntag wird der Konzern in diesem Jahr daher Beteiligungen und Immobilien im Wert zwischen 14 und 19 Milliarden Euro verkaufen. Die Einnahmen sollen zum Abbau der Schulden genutzt werden, berichtete das Blatt unter Berufung auf Unternehmenskreise.

Bei diesen "nicht-strategischen Beteiligungen" handele es sich unter anderem um ein Aktienpaket am US-Telefonkonzern Sprint in einem Wert von bis zu acht Milliarden Euro. An Sprint erwarb die Telekom Anteile im Zuge der letztlich gescheiterten Zusammenarbeit mit France Telecom und dem US-Konzern unter dem Dach von Global One. Außerdem sollen nicht betriebsnotwendige Immobilien im Wert von 2,5 Milliarden Euro sowie einen großen Teil des Kabelnetzes, der noch nicht veräußert wurde, verkauft werden. Darüber hinaus rechnet der Konzern mit einem Emissionserlös von zehn Milliarden Euro aus einem möglichen Börsengang der Mobilfunk-Tochter T-Mobile im vierten Quartal 2001, meint die Zeitung.

Ein Sprecher der Telekom wies auf die bekannte Strategie des Unternehmens hin, sich von Bereichen zu trennen, die nicht zum Kerngeschäft gehörten. Zur Höhe etwaiger Erlöse oder deren Verwendung wollte er sich nicht näher äußern. Im vergangenen Jahr hatte die Telekom rund acht Milliarden Euro aus Beteiligungsverkäufen eingenommen und war nur dadurch nicht in die roten Zahlen gerutscht. (jk)