Hintergrund: Talfahrt der T-Aktie bringt Telekom in Not

Der Absturz der Telekom-Aktie bringt nicht nur den VoiceStream-Kauf in Gefahr, sondern setzt auch andere Telecom-Firmen unter Druck.

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Von
  • Peter Lessmann

Das schlechte Marktumfeld in der Telekommunikation und der verpatzte Börsengang des Mobilfunkbetreibers Orange haben die T-Aktie am Mittwoch abstürzen lassen. Am frühen Abend notierte das Papier der Deutschen Telekom AG bei 28,80 Euro. Das war der tiefste Wert seit mehr als zwei Jahren. Damit hat die T-Aktie seit ihrem Höchststand im März vergangenen Jahres mehr als 70 Prozent ihres Wertes verloren.

In der Bild setzt sich Telekom-Chef Ron Sommer angesichts des neuen Börsentiefs der wachsenden Kritik an seiner Unternehmenspolitik zur Wehr: "Wir sind sowohl strategisch wie auch von der Finanzierungsseite deutlich besser aufgestellt als die meisten anderen Unternehmen", erklärt er in der am morgigen Donnerstag erscheinenden Ausgabe des Blatts. Dies würden die Kapitalmärkte mittelfristig honorieren. Ein Konzern-Sprecher ergänzte, dass sich die Branche derzeit in einem Konsolidierungsprozess befinde. Davon werde die Telekom profitieren.

Starke Kurseinbußen verzeichneten auch andere Telekom-Werte wie France Telecom, British Telecom (BT) oder die niederländische KPN. In den Verlusten macht sich nach Einschätzung von Experten besonders das verpatzte Börsendebüt des Mobilfunkbetreibers Orange bemerkbar. Jetzt werden Befürchtungen laut, dass möglicherweise auch die Telekom, BT und KPN die geplanten Börsengänge ihrer Mobilfunktöchter in diesem Jahr verschieben könnten.

"Wir haben keine Not, die Mobilfunkaktivitäten an die Börse bringen zu müssen", sagte ein Telekom-Sprecher. Außerdem gebe es hierzu weder vom Vorstand noch vom Aufsichtsrat einen Beschluss. Der Telekom-Vorstand hatte im vergangenen Jahr den Börsengang von T-Mobile International AG auf einen Zeitpunkt nach Abschluss der Übernahme des US-Unternehmens VoiceStream verschoben. Das soll voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte geschehen.

Der gegenwärtige niedrige Kurs der T-Aktie sei eine "riesengroße Übertreibung nach unten", meint Telekom-Analyst Marcus Schmitz von Hauck & Aufhäuser Privatbankiers. Nach seinen Worten mache sich neben dem Orange-Börsengang auch der negative Ausblick der Rating-Agentur Moodys in dem Kurs bemerkbar. Auch falle kein gutes Licht auf den Vorstandsvorsitzenden. Aber so schlecht habe sich Sommer gar nicht angestellt, meinte Schmitz.

Dennoch gilt unter Analysten die Börsenstimmung als extrem schlecht. Dabei werden immer wieder die gleichen Argumente ins Feld geführt: Teuer erkaufte UMTS-Lizenzen, die enorme Verschuldung der Telekom und der hohe Preis für den US-Zukauf VoiceStream. Doch billiger sei der US-Mobilfunker wahrscheinlich gar nicht zu haben gewesen, sagten die meisten Analysten.

Bei dem derzeitigen Kursniveau könnte die Telekom trotzdem bald ein Problem bekommen, nämlich mit der VoiceStream-Übernahme. Die Abmachung sieht vor, dass deren Aktionäre aus dem Kauf aussteigen oder nachverhandeln können, wenn nach Abschluss der Transaktion an sieben zufällig ausgewählten Börsentagen der Kurs im Durchschnitt unter 33 Euro liegt. Der kritische Zeitpunkt wird voraussichtlich im Juni sein. Das würde der T-Aktie nicht gut tun, ist sich Schmitz von Aufhäuser sicher: "Wenn es zu Nachverhandlungen kommt, wird der Markt massiv nachprügeln." (Peter Lessmann) / (jk)