Telekom-Chef sieht positive Entwicklung

Die Situation der T-Aktie verdecke, dass die Telekom eine positive Entwicklung durchlaufe, meinte Ron Sommer bei der Vorstellung der Halbjahres-Bilanz.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 58 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • dpa

Telekom-Chef Ron Sommer hat erneut den starken Einbruch der T-Aktie in den vergangenen Wochen bedauert. Bei der Vorstellung der offiziellen Geschäftszahlen für das erste Halbjahr 2001 am Dienstag kündigte er zugleich an, mit einem Fünf-Punkte-Programm das verloren gegangene Vertrauen der Aktionäre zurückzugewinnen. Hierzu gehöre unter anderem der Schuldenabbau, Steigerung der Gewinne sowie eine konzernweite Qualitätsoffensive.

"Es geht mir ans Eingemachte, wenn die Aktie so tief liegt", sagte der Vorstandschef über den neuerlichen Kursrutsch der T-Aktie. Der Vorstand nehme die kritischen Stimmen in der Öffentlichkeit sehr ernst. "In hektischen Aktionismus zu verfallen, erscheint uns allerdings als die schlechteste aller möglichen Alternativen", betonte er. Zum Kursverfall der Aktie verwies er auch auf andere Telekommunikationsunternehmen: "Die Branche leidet unter Liebesentzug der Aktionäre."

Diese unerfreuliche Situation verdecke jedoch völlig die Tatsache, dass die Telekom eine außerordentlich positive Entwicklung durchlaufe. Sommer bestätigte Gespräche, die der Vorstand einen Tag zuvor mit Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) geführt hat. Zu dem Treffen wollte er sich aber nicht näher äußern: Es habe sich um Routinegespräche mit einem Großaktionär gehandelt.

Für den Vorstand stehen die Geschäftszahlen indes im krassen Widerspruch zum schlechten Aktienkurs. Mittelfristig würden sich Substanz und Qualität durchsetzen, prophezeite Sommer. Ob im Festnetz oder Mobilfunk, im Internet oder Systemgeschäft – die Telekom nehme in allen vier Bereichen führende Wettbewerbspositionen ein.

Dabei bemühte der Vorstand immer wieder eine magische Kennzahl: das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA). Hierin sind die immensen Kosten für Zinszahlungen und Abschreibungen auf Firmenwerte unter anderem im Zusammenhang des VoiceStream-Zukaufs (jährlich 1,2 Milliarden Euro) nicht enthalten. So verbesserte sich in den ersten sechs Monaten 2001 dieses operative Ergebnis um 12 Prozent auf 7,2 Milliarden Euro. "Fundamental stehen wir wesentlich besser da als vor einem Jahr", meinte Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick.

Unter dem Strich blieb allerdings ein Fehlbetrag von 350 Millionen Euro. Schwarze Zahlen schrieb die Telekom in den ersten sechs Monaten ohnehin nur im Festnetzgeschäft (T-Com). Die übrigen drei Sparten Mobilfunk, Internet und Systemgeschäft – auf diese Bereiche entfällt inzwischen mehr als die Hälfte des Konzernumsatzes – lagen dagegen (vor Steuern) zum Teil tief in der Verlustzone. Über den gegenwärtigen Schuldenstand brauche sich die Telekom keine Sorgen zu machen. Nach den Worten von Eick plant das Unternehmen, die Nettoverschuldung von derzeit 65,5 Milliarden Euro auf 50 Milliarden bis Ende 2002 zu verringern.

Den neuerlichen Kursrutsch der T-Aktie hatte die Deutsche Bank in der ersten August-Woche ausgelöst, als sie ein größeres Aktienpaket der Hutchison Whampoa am Markt platzierte. Sommer sprach von einer "missglückten" Transaktion, die der Markt nicht verkraftet habe. Hintergrund der Kursschwäche ist der milliardenschwere Zukauf des US-Mobilfunkunternehmens VoiceStream. Die Telekom hatte die Übernahme unter anderem mit der Ausgabe von 1,2 Milliarden neuer T-Aktien bezahlt. Davon entfiel rund die Hälfte auf Kleinaktionäre. Mit den Großaktionären vereinbarte die Telekom gestaffelte Haltefristen bis zum 1. Dezember.

Diese Fristen wurden aber von der Telekom selbst unterlaufen. So verkaufte die finnische Sonera zwischen Juli und August geräuschlos 21 Millionen T-Aktien. Für die Telekom aber ein Beispiel, wie man es machen sollte: In Abstimmung mit der Dresdener Bank und dem Bonner Konzern sei ein großes Aktienpaket in homöopathischen Dosen auf den Markt gekommen, sagte Sommer. Auch die knapp 600 Millionen neuen T-Aktien, die sich im Streubesitz befänden, seien ohne negative Effekte in den Markt geflossen. (dpa) / (jk)