Telekom feilt an "Strategie 2.0"

Noch arbeitet der Vorstand der Telekom an einer geheimen "Strategie 2.0", da wird erste Kritik an René Obermanns Plänen laut. Der setzt aufs mobile Internet und enttäuscht die Erwartungen an große Visionen.

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Wenn René Obermann am Donnerstag die Bilanz der Telekom für das Geschäftsjahr 2009 vorlegt, wird er auch etwas zur Zukunft des Konzerns sagen müssen. Die Telekommunikationsbranche leidet zwar weniger unter den Auswirkungen der Krise als andere Industriezweige, doch richtig rund läuft es für die Bonner nicht. Mit dem alten Kerngeschäft Telefondienste ist immer weniger Geld zu verdienen, die Konkurrenz drückt auf Preise und Margen. Telekom-Chef Obermann setzt unter anderem aufs mobile Internet, um neue Geschäftsfelder zu erschließen und auch dem Aktienkurs wieder etwas Leben einzuhauchen.

Eine neue Idee muss her. Die Telekom hatte zuletzt auf dem Mobile World Congress in Barcelona ihre Vision vom "vernetzten Leben und Arbeiten" vorgestellt. Dazu passend formuliert der Vorstand eine "Strategie 2.0". Noch ist die nicht veröffentlicht – das soll Mitte März passieren – da gibt es schon erste Attacken auf Obermann. Dessen bisher geheim gehaltener Fünf-Punkte-Plan sei "visionslos", zitiert das Handelsblatt eine ungenannte Führungskraft des Konzerns. Der Plan sei die Fortführung von Altbewährtem. Auch von der Zeitung befragte Analysten wünschen sich ein bisschen mehr Phantasie.

Tatsächlich mag es kaum überraschen, dass sich die Telekom mit einem Netzausbau für den steigenden Bandbreitenbedarf rüsten will. Obermann will nach Deutschland offenbar auch in anderen Ländern Festnetz und Mobilfunk in einer Unternehmenseinheit zusammenführen. Der Plan sieht nach Informationen der Wirtschaftszeitung zudem vor, die Umsätze mit einer Fokussierung aufs mobile Internet zu steigern. Bisher verdienen da vor allem andere. Der Boom bei mobilen Anwendungen geht an den Netzbetreibern weitgehend vorbei. Auch deshalb unterstützt die Telekom eine Initiative der Branche für einen neuen App-Standard.

Auf der anderen Seite bleibt dem Telekom-Chef die Fortsetzung des Sparprogramms. Nachdem in den Jahren 2006 bis 2009 rund 30.000 Jobs bei der Telekom dem Rotstift zum Opfer fielen, sollen mit der Umstellung der Netztechnik auf das Internet-Protokoll (IP) bis 2014 weitere bis zu 20.000 Arbeitsplätze auf der Kippe stehen. Bei den Geschäftszahlen erwarten Experten indes keine großen Überraschungen. Die Deutsche Telekom dürfte, so die Schätzungen, die Ziele des Vorstands für 2009 erreichen. Beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) sollen es gut 20,5 Milliarden Euro werden. Und die Dividende bleibt vermutlich erneut stabil. Für das Geschäftsjahr 2008 waren 0,78 Euro je Aktie ausgeschüttet worden. (vbr)