Telekom hofft aufs E-Business-Geschäft

Mit dem Start von T-Systems will die Deutsche Telekom Informationstechnik und Telekommunikation fürs E-Geschäft verknüpfen und den Markt für B2B-Lösungen neu aufmischen.

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Christian Hufnagl sieht nicht gerade wie ein typischer E-Business-Unternehmer aus: Grauhaarig ist er, mit silberner Brille ausgerüstet und tritt am liebsten im dreiteiligen Anzug an. Doch wie im Stakkatotempo fließen Vokabeln wie "end-to-end-solutions" oder "seamless integration" aus dem Mund des gebürtigen Österreichers: Hufnagl ist Vorsitzender der Geschäftsführung der T-Systems International GmbH, mit der sich die Deutsche Telekom einen großen Anteil vom E-Geschäft abschneiden will.

Zum Start des Internationalen Pressekolloquiums des Telekom-Riesen in Berlin verkündete Hufnagl mit großen Plänen heute den Markteinstieg des Unternehmens, in dem die Mutterfirma ihre eigenen Kompetenzen mit dem Geschäft des im vergangenen Jahr übernommenen debis Systemhaus zu bündeln versucht. "Innerhalb von drei Jahren wollen wir T-Systems zum Global Player mit erheblichem Marktanteil machen", steckte Hufnagl die Ziellatte hoch. Ihm schwebt vor, sein Haus bis 2004 zum führenden Anbieter für Lösungen im Konvergenzbereich zwischen Informationstechnik und Telekommunikation auszubauen und träumt von Wachstumsraten "bis zu 65 Prozent".

Die Geschäftsfelder, die T-Systems beackern will, könnten breiter kaum angelegt sein: "Wir bieten das ganze Spektrum der Netze, Produkte und Dienstleistungen der Konvergenzmärkte von Collaborative Working über E-Procurement, Customer Relationship Management bis zu Application Service Providing und M-Commerce", zählte Rudolf Gröger, bei T-Systems für die Geschäftsentwicklung sowie die Internationalisierung zuständig, die Buzzwords des E-Business auf. Das Kerngeschäft der Telekom im Geschäftskundenbereich rund ums Internet, der Aufbau von IP-Netzen und von Virtual Private Networks, gehöre aber natürlich auch weiterhin zur Produktpalette.

Auch in den Bereich der Online-Marktplätze will T-Systems groß einsteigen und setzt dabei auf Partnerschaften mit SAP und CommerceOne. Als erstes Vorzeigeprojekt wurde jüngst der Chemplorer gestartet, ein Handelsplatz für die Chemiebranche. Verhandlungen laufen bereits für den Aufbau eines Marktplatzes für die Baubranche.

Dass die auf den Business-to-Business-Bereich abzielende neue Unternehmenssäule der Telekom in einer Zeit startet, in der von vielen schon das Ende der Netzökonomie ausgerufen wird, ist Hufnagl natürlich bewusst. Doch dass "die Dotcom-Firmen nicht mehr mit dem Fortune behaftet sind wie noch zu Beginn des vergangenen Jahres", lässt den Manager relativ kalt. Er setzt auf die Kunden aus der Old Economy, die seiner Meinung nach sich gerade jetzt die Vorteile der New Economy zu Nutze machen und sich auf neue Abläufe und Wertschöpfungsketten konzentrieren würden. "Keines der im Dax gelisteten Unternehmen stellt seine Budgets fürs E-Business in Frage", glaubt Hufnagl zu wissen.

Zudem sieht er T-Systems gut gerüstet für die digitale Zukunft, weil das Unternehmen nicht aus dem virtuellen Nichts startet wie ein Dot.Com. Schon heute weist die Firma einen Umsatz von elf Milliarden Euro aus und verfügt über 37.000 Mitarbeiter, gut 10.000 davon im Ausland, wo T-Systems bereits in 23 Ländern positioniert ist. Hufnagl schwärmt weiter von 1400 Konzernen wie ABB, einigen Banken oder der Lufthansa und weiteren 800 Unternehmen aus dem Medienbereich, darunter Sat1, die bereits zu festen Kunden zählen würden. Denen will das "Konvergenzhaus" baldmöglichst seine Dienstleistungen rund um den Globus herum anbieten.

Doch gerade an diesem Ziel werden die Telekom und debis noch ganz schön zu arbeiten haben: Im Ausland wird bisher nur etwa ein Zehntel des Umsatzes generiert. Wie schwierig das Geschäft mit Verkaufslösungen fürs Internet momentan ist, zeigt zudem das Beispiel Intershop: Die in Jena gegründete E-Business-Firma hatte sich im vergangenen Quartal mit dem US-Geschäft vollkommen verrechnet. Zudem muss sich debis wie zahlreiche andere Systemhäuser mit der starken Fluktuation in der Branche angesichts eines leer gefegten Fachkräftemarkts herumschlagen.

Trotzdem hofft Hufnagl, mit T-Systems "in den nächsten fünf Jahren deutlich über dem Markt" wachsen zu können. Er baut auf Synergien, die sich aus dem Zusammenspiel mit den drei anderen Telekomsäulen "Mobilkommunikation (T-Mobil), Festnetztelefonie sowie Online-Kommunikation (T-Online)" ergeben sollen. Mit der "E-volution" will er daher auch gleich im eigenen Telekom-Haus anfangen. (Stefan Krempl) / (jk)