Telekom sieht sich als Motor der Berliner Innovationsoffensive

Telekom-Chef Ricke setzt auf Breitband, das Mautsystem und auf Kooperationen.

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Kai-Uwe Ricke, Chef der Deutschen Telekom, will sein Unternehmen zum Motor der Innovationsinitiative der Bundesregierung aufrüsten. Neben dem Breitbandnetz, das die Telekom-Tochter T-Com im Bereich T-DSL schneller machen und bis 2007 an zehn Millionen Kunden vermarkten will, bezeichnete der Konzernchef auch die Lkw-Maut trotz ihres Fehlstarts als Beispiel für ein künftiges innovatives System. "Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass wir damit in Deutschland eine Technologie aufbauen, die als Standard für vergleichbare Mautsysteme in anderen Ländern dienen kann", erklärte Ricke bei der Eröffnung des 13. Internationalen Pressekolloquiums in Berlin. Innovationen seien schließlich immer "ein Sprung in die Zukunft", und der Weg dorthin führe nicht immer geradeaus, sei vielmehr mit Unwägbarkeiten verbunden. "Wir arbeiten mit Hochdruck an der Realisierung des Systems", hielt der Telekom-Chef jedoch an der Technologie fest. "Wir wollen und wir werden die Maut zum Laufen bringen."

Die Innovationsoffensive der Telekom soll ihren Hauptbestandteil jedoch im Bereich des Hochgeschwindigkeitsinternet haben. Die Telekommunikation sei nach wie vor eine "weltverändernde Technologie", knüpfte der Konzernleiter an die alten Hoffnungen der New Economy an: "Wir stehen am Beginn eines neuen Innovations- und Wachstumszyklus." Breitband als die Zugangsform schlechthin zum Internet spiele dabei eine wichtige Rolle, da sie das Vermarkten bezahlter Online-Inhalte wie Musik-Downloads, Video on Demand oder Games erlaube und den Weg ebne zum "Medien- und Kommunikationsserver im Haus". Als weiteren "Riesenmarkt" in diesem Sektor bezeichnete Ricke das E-Government.

Um von den viel gepriesenen Marktvorteile der Breitbandwelt zu profitieren, reichen aber die bislang vier Millionen T-DSL-Kunden nicht aus, hat die Telekom inzwischen eingesehen. Ricke rief daher andere Telcos und vor allem die Kabelnetzbetreiber auf, "sich stärker in diesem Markt zu engagieren". Um Breitband zum Erfolg zu führen, brauche es einen "funktionierenden Wettbewerb auf der Infrastrukturebene", erklärte Ricke, dessen Haus sich in den vergangenen Jahren konsequent von den veralteten und noch Milliardeninvestitionen benötigenden Kabelnetzen Deutschlands getrennt hatte. Der Unternehmenschef kündigte an, den Wettbewerb im DSL-Bereich von sich aus ankurbeln zu wollen. Dazu stellte er den Telekom-Konkurrenten verbesserte Angebote in den Vorleistungsbereichen Resale und Bitstream-Access in Aussicht, mit denen diese einen "risikolosen Zugang zu unseren T-DSL-Anschlüssen" erhalten würden.

Gleichzeitig forderte Ricke vom Gesetzgeber Zurückhaltung bei der Regulierung des Telekommunikationsmarktes, die momentan vom Bundestag mit der umstrittenen Novelle des Telekommunikationsgesetzes (TKG) neu festgezurrt wird. Die Ordnungspolitik dürfe "nicht auf die maximale Ausnutzung vorhandener Anlagen und Netzkomponenten ausgerichtet sein", betonte Ricke und forderte einen konsequenten Abbau der Regulierung gerade im Bereich Breitband gemäß dem Vorbild der USA. "Innovationen müssen für eine bestimmte Zeit vor Imitationen geschützt sein", so der Telekom-Chef. Auch Michael Rogowski, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), warnte auf dem Kolloquium vor "Bremsklötzen" im TKG: Die Kosten für die Überwachung der Nutzer dürften nicht den Firmen aufgebürdet werden.

Um beim Zukunftsmarkt Breitband europaweit voranzukommen, kündigte Ricke ferner eine Kooperation mit der France Telecom an. "Es geht dabei um die Standardisierung, die Interoperabilität von Netzwerkdiensten und die Identifikation von Produkt- und Service-Plattformen, in die man gemeinsam investiert, bei der Vermarktung aber wieder getrennte Wege gehen kann", erläuterte er das Vorhaben. Die beiden Alt-Monopolisten, die sich erst nach dem Austausch der Unternehmensführung in den vergangenen zwei Jahren langsam wieder aufeinander zu bewegen, wollen mit dem Vorhaben auf "unseren Netz-Infrastrukturen Traffic erzeugen", so Ricke. Er erinnerte daran, dass die Deutsche Telekom und ihr französisches Pendant bereits gemeinsam den GSM-Standard für den Mobilfunk groß gemacht hätten.

Einen stärkeren Akzent will Ricke zudem im Bereich Forschung und Entwicklung setzen, den der "Volkskonzern" in einer Kooperation mit der TU-Berlin und ihren Partneruniversitäten zu bündeln gedenkt. Dazu baut die Telekom momentan einen "Innovation Center" auf dem Campus der Hauptstadthochschule auf, in dem rund 75 Spitzenforscher arbeiten sollen. Sie dürfen sich laut Ricke hauptsächlich mit den "vier I" der Innovation beschäftigen. Darunter fassen die Telekom-Marketingexperten die "intuitive Nutzung", den "intelligenten Anschluss", die "integrierte Adressierung" sowie die "Infrastrukturentwicklung". Probleme, welche die Forscher lösen sollen, sind Ricke zufolge etwa der nahtlose Informationsaustausch zwischen Menschen und Maschinen. "Solange wir einem 80 Gramm schweren Mobiltelefon eine 450 Gramm starke Betriebsanleitung mitgeben müssen", unkte der Telekom-Chef, "gibt es noch viel Verbesserungspotential". (Stefan Krempl) / (anw)