Telekom unterliegt im Flatrate-Streit (Update)

Die Deutsche Telekom muss künftig ihren Konkurrenten einen Pauschaltarif für den Internetzugang gewähren.

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Von
  • Jürgen Kuri

Die Deutsche Telekom muss künftig ihren Konkurrenten einen Pauschaltarif für den Internetzugang gewähren. Internet-Provider und Online-Anbieter wie AOL setzten sich damit gegen den Bonner Telefonriesen durch. Nach einem Bericht der Deutschen Presseagentur, der sich mit heise online vorliegenden Informationen deckt, wurde die Entscheidung am heutigen Mittwochabend von der dritten Beschlusskammer der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) gefasst. Offiziell soll die Entscheidung erst am morgigen Donnerstagnachmittag bekannt gegeben werden.

Die Telekom wird nach dem Beschluss der RegTP verpflichtet, bis zum 1. Februar kommenden Jahres allen Konkurrenten eine so genannte Großhandelsflatrate einzuräumen. Den Preis, den die Telekom dafür fordern kann, bestimmte die RegTP nicht; die Gebühren, die der Ex-Monopolist festlegt, muss er dann auch seiner Tochter T-Online berechnen. Gegenwärtig kassiert das Unternehmen bei den Online-Anbietern rund 1,5 Pfennig im Minutentakt.

Internet-Provider wie AOL fordern seit längerem eine pauschale Berechnung der Vorleistungen, die ihnen die Telekom in Form von Leitungskapazitäten zur Verfügung stellt. Die Begründung: Nur mit einer Großhandelsflatrate könnten sie Pauschaltarife wirtschaftlich kalkulieren. Die Telekom bevorzuge gegenwärtig ihre Tochtergesellschaft T-Online, die einen Pauschaltarif von 79 Mark monatlich anbietet.

Wie sich die Entscheidung auf die Tarife für den Internet-Zugang in Deutschland auswirkt, bleibt abzuwarten: Entscheidend dafür ist, welche Pauschaltarife die Telekom zukünftig von den Konkurrenten verlangt. Davon ist abhängig, wie Provider ihre Flatrate-Angebote gestalten, um halbwegs wirtschaftlich arbeiten zu können.

Karsten Meinke, Unternehmenssprecher von AOL, zeigte sich gegenüber heise online hocherfreut von der Entscheidung, wollte aber noch keine konkrete Stellungnahme abgeben, da er die Details der RegTP-Entscheidung noch nicht kenne: "Aber eines steht fest, Sinn macht die Entscheidung nur, wenn dabei ein monatlicher Flatrate-Tarif von unter 50 Mark für die Endkunden herausspringt."

Telekom-Sprecher Ulrich Lissek bezeichnete den Beschluss der Regulierungsbehörde in einer ersten Reaktion als eine glatte Fehlentscheidung. "Das ist ein Pyrrhussieg für die Verbraucher". Investitionen der Telekom würden jetzt in eine veraltete Technologie gelenkt statt in die neue Breitbandtechnik DSL. Sie führten somit in eine technologische Sackgasse. Lissek sprach zugleich von einer Hängematte für die Wettbewerber, die nicht mehr unternehmerisch handeln müssten: "Das Kostenrisiko bleibt bei uns". Die Telekom hatte zuvor schon angekündigt, gerichtliche Schritte prüfen zu wollen, wenn die Behörde eine Großhandels-Flatrate anordnet.

Zu der Entscheidung der RegTP siehe auch Flatrate: Telekom unterliegt auf der ganzen Linie und den Hintergrundbericht Die Flatrate-Entscheidung gegen die Telekom; zu den Reaktionen der Deutschen Telekom siehe Telekom wehrt sich heftig gegen Flatrate-Entscheidung sowie Flatrate von T-Online in Gefahr. (jk)