Teles-Tochter knipst Webhoster speedlink Domains aus

Am vergangenen Freitag waren plötzlich hunderte Kunden-Domains von speedlink nicht mehr erreichbar.

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Von
  • Holger Bleich

Für den Berliner Webhoster speedlink war es ein unschönes Faschings-Wochenende. Am vergangenen Freitag waren plötzlich hunderte Kunden-Domains des Providers nicht mehr erreichbar, darunter auch Websites großer Firmen. Der Grund war bald ersichtlich: Die Teles-Tochter Cronon AG (ehemals ABC Telemedia) hatte ohne Absprache mit speedlink die Domains umkonnektiert und Einträge im DNS auf die eigenen Server umgelenkt.

Als DeNIC-Mitglied hatte Cronon bis April 1999 die speedlink-Domains gegen eine Gebühr beantragt und verwaltet – soweit eine gängige Behelfskonstruktion für Webhoster, die nicht selbst DeNIC-Mitglieder sind. Als speedlink selbst Mitglied der DeNIC-Genossenschaft wurde, löste man den entsprechenden Kooperationsvertrag und wollte die Domains in einem Rutsch von Cronon übernehmen. Die Regensburger Teles-Tochter sperrte sich gegen ein solches so genanntes "Massen-KK". "Dazu wäre die schriftliche Bestätigung jedes speedlink-Kunden nötig gewesen", erläuterte Cronon-Geschäftsführer Wolfgang Glaser gegenüber heise online.

Eine Nachfrage beim DeNIC ergab aber, dass die Massen-KKs für neue Mitglieder eine gängige Praxis sind. "Das wird schon immer so gehandhabt. Es wäre ziemlich sinnlos, bei jedem Kunden einzeln anzufragen", erklärte DeNIC-Justiziar Stefan Welzel. Daher hat das DeNIC in Zusammenarbeit mit speedlink – und über den Kopf der Cronon AG hinweg – am Wochenende und in "Handarbeit" die betroffenen Domains speedlink zugeordnet. Zwar ist dieser Prozess am heutigen Dienstagabend abgeschlossen, bis sich aber die DNS-Updates im ganzen Web fortgepflanzt haben, können durchaus noch einige Tage vergehen.

Nun eskaliert der Streit: Cronon nennt seine unvermittelte Aktion eine "Bereinigung" und begründet sie mit einem Zahlungsrückstand der speedlink GmbH von etwa einem Jahr. Cronon-Sprecher Sören Heinze erklärte im Gespräch mit heise online: "Ich denke, da wird noch eine rechtliche Auseinandersetzung folgen. speedlink nahm doch billigend in Kauf, dass da etwas passieren würde."

Diese Aussagen empören wiederum speedlink-Geschäftsführer Dietrich von Hase. Cronon habe die Domains schlicht "gekapert". Sämtliche Rechnungen der Cronon AG seien falsch und überhöht gewesen. Auch habe man nie eine Mahnung erhalten. "Fazit für mich: Der Laden ist entweder inkompetent oder einfach unseriös", wetterte von Hase.

speedlink hat nun vor, bei der DeNIC auf den Ausschluß der Cronos AG aus der Genossenschaft hinzuwirken. Außerdem will man eventuelle Ersatzansprüche von geschädigten speedlink-Kunden an Cronos weiterreichen. Auf Cronon sind zurzeit (Stand: 31. Januar) etwa 300.000 de-Domains registriert. (hob)