Temu: Chinesischer Handelsplatz erobert App-Store-Spitze

Der chinesische Handelsplatz Temu geht aufs Ganze: Massive Werbung, versandkostenfreier Versand und Billigstpreise. Das kommt offenbar gut an.

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Internetmarktplatz Temu

(Bild: T. Schneider / Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.

Viel hilft viel: Beim chinesischen Internetmarktplatz Temu scheint dies ein Grundgebot zu sein. Der Werbung des Unternehmens ist dieser Tage kaum zu entkommen. Zu günstigsten Preisen und versandkostenfrei wird Wegwerfware aus China angeboten – und das offenbar mit Erfolg: Sowohl im App Store von Apple als auch im Google Play Store ist die App des Versenders aktuell auf Spitzenplätzen anzutreffen.

Temu ist dabei nur als Plattform tätig. Die Waren, die alle Lebensbereiche abdecken, kommen von diversen kleinen und großen Händlern in China. Das Angebot gleicht einer Art Fabrikverkauf mit krummen Preisen. Die Präsentation in der App reißt dabei alle Grenzen zur Absurdität: Es gibt kein Angebot, das nicht mit einem Rabatt daherkommt. Überall laufen Countdowns, überall bewegt sich etwas, alles ist angeblich knapp, obwohl viele Angebote doppelt und dreifach eingestellt sind. Hinzu kommen offensichtlich gefakte oder zumindest sehr schlecht übersetzte Käuferbewertungen, die der Ware jeweils Spitzenqualität bescheinigen.

Und auch die Anzeige von Coupons ist inflationär. Bei nahezu jeder Bewegung des Nutzers in der App erwartet einen irgendein Ei, das animiert mit einem Holzhammer aufgeschlagen wird und worin sich nicht selten Gutscheine in einem Wert befinden, die ein Vielfaches dessen übertreffen, was die durchschnittliche Ware kostet.

Handelsexperten sehen das Tun des Versenders, der seit Ende April auch in Deutschland aktiv ist, in mehrerlei Hinsicht kritisch: Neben der Frage, wie viele Daten die App erhebt, geht es auch um die Güte der Waren. Etliche Videos im Internet zeigen, dass es mit der Qualität oftmals nicht zum Besten bestellt ist, das vermeintliche Schnäppchen sich also als Reinfall entpuppt. In Zeiten hoher Inflation trifft das Konzept aber offenbar einen Nerv. Zusätzlich ködert Temu die Kundschaft mit versandkostenfreiem Versand aus China. Kommt die per Flugzeug verschickte Ware später als prognostiziert, gibt es sogar einen Fünf-Euro-Gutschein.

Möglich ist das offenbar durch den Weltpostvertrag, der Versender aus Ländern mit niedrigem wirtschaftlichen Entwicklungsstatus begünstigt. Sie können international Post zu Tarifen versenden, die dem jeweiligen Inlandsniveau entsprechen. Eine Temu-Sendung ist damit wahrscheinlich günstiger unterwegs als ein innerdeutsches Paket. Bei der Verzollung hält Temu offenbar penibel Höchstgrenzen ein, um zollfrei einführen zu können.

(mki)