"Terraria": Stadia-Version nach Bann von Google-Account vor dem Aus

Die Entwickler des Spiels "Terraria" erheben schwere Vorwürfe gegen Google: Ihr Google-Account sei ohne Begründung gesperrt worden. Nun gibt es Konsequenzen.

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(Bild: Re-Logic)

Lesezeit: 3 Min.

Das Indie-Studio Re-Logic wird die Portierung ihres Sandbox-Hits "Terraria" für Googles Cloud-Dienst Stadia einstellen. Dieser Schritt ist das Resultat einer weitgehend einseitigen Auseinandersetzung zwischen dem kleinen Terraria-Team und dem Tech-Giganten: Ende Januar hatte Google den Youtube-Account des Indie-Studios gesperrt. Seitdem hat das Studio eigenen Angaben zufolge auch Zugriff auf alle anderen Google-Dienste verloren, darunter Gmail und Google Drive.

Am 27. Januar hatte sich der offizielle Twitter-Account des beliebten Sandbox-Spiels "Terraria" mit der Bitte an einen Support-Account von Google gewandt, die Sperre zu prüfen. Es folgte ein öffentlich sichtbarer Austausch zwischen den Terraria-Entwicklern und dem Kanal "TeamYoutube", der auf die Fragen und Bitten der "Terraria"-Entwickler wiederholt mit generischen und wenig hilfreichen Vorschlägen reagierte.

Nun meldete sich Studio-Gründer Andrew Spinks erneut auf Twitter: Noch immer sei der Google-Account von Re-Logic gesperrt, damit sei Zugriff auf Apps im Wert von mehreren tausend Euro verloren gegangen. Spinks wirft Google außerdem vor, keine Angabe zu den Gründen der Account-Sperre zu machen. Google spreche lediglich von Verletzung der Nutzungsbestimmungen beim Youtube-Account von Re-Logic. Der Account kann noch immer aufgerufen werden, dort finden sich ausschließlich offizielle Trailer zu "Terraria".

"Ich habe absolut nichts getan, um eure Nutzungsbedingungen zu verletzen", schreibt Spinks auf Twitter. "Mir bleibt nichts anderes übrig, als diese Brücke zu verbrennen." Die geplante Entwicklung von "Terraria" für Googles Cloud-Dienst Stadia werde daher eingestellt, allgemein will Re-Logic keine Google-Plattformen mehr unterstützen. Das würde auch die Mobilplattform Android betreffen. "Ich will nichts mit einem Unternehmen zu tun haben, das seine Kunden und Partner so geringschätzt. Mit euch Geschäfte zu machen, ist eine Belastung", schreibt Spinks abschließend.

Das 2011 für den PC erschienene "Terraria" ist eine große Indie-Erfolgsgeschichte: Viele schmähten den Titel zuerst als bloßen 2D-Abklatsch von "Minecraft", doch im Lauf der Jahre baute sich das Sandbox-Spiel eine eigene Fanbasis auf. Zahlreiche umfangreiche Updates halten "Terraria" bis heute frisch, Portierungen erschienen für Android, iOS und Nintendo Switch. Insgesamt wurde "Terraria" bereits über 30 Millionen Mal verkauft.

Es ist nicht das erste Mal, dass Entwickler Google für Account-Sperren und fehlenden Support kritisieren, in der Vergangenheit traf es beispielsweise eine beliebte Podcast-App oder die Nahverkehrsanwendung Öffi. Beklagt werden dabei nicht nur die Sperren an sich, sondern auch Googles Support: Für die Entwickler ist eine Google-Sperre oftmals existenzbedrohend, viele Support-Anfragen werden allerdings offenbar von Bots verarbeitet und enden ergebnislos.

Der Fall von Re-Logic zeigt außerdem die Nachteile des vereinheitlichten Account-Systems, das Google bei vielen seiner Dienste nutzt. Eine Sperre bei einem einzelnen Dienst kann dazu führen, dass Personen oder Unternehmen Zugriff auf weitere Google-Produkte verlieren. Das kann unter anderem den Verlust von Mails, Dokumenten und Fotos, die in der GoogleCloud abgelegt wurden, bedeuten. Google hat sich bislang nicht zum Fall Re-Logic geäußert.

Update vom 1.3.2020: Die Stadia-Version von Terrraria wird weiterentwickelt: Laut den Entwicklern hat Google nach wochenlangem Druck Klarheit über die Situation geschafft und den Account-Bann wieder aufgehoben.

(dahe)