Teure Z 6III und Pentax’ analoge Halbbildkamera – die Fotonews der Woche 25/2024

Die neue Z 6 kostet mehr als die Z 7, was gute Gründe hat. Und die frisch entwickelte Pentax für Kleinbildfilme ist ganz auf ein junges Publikum ausgerichtet.

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Der Hochkant-Sucher zeigt es schon: Die Pentax 17 fotografiert zwei Halbbilder auf einen 35-mm-Frame.

(Bild: Pentax)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Nico Ernst
Inhaltsverzeichnis

Wenn wir in dieser Kolumne mal danebenliegen, dann aber richtig, denn: Anders als in der letzten Woche als Empfehlung an Nikon ausgesprochen, kostet die neue Z 6III doch keine 2000 Euro, sondern liegt ein bisschen darüber. Etwas genauer: Sie ist 50 Prozent teurer. Bei 3000 Euro, die Nikon allen Ernstes allein für den Body aufruft, kann man nur mit gutem Willen gerade noch von der Mittelklasse sprechen. Das ist die Kamera laut Datenblatt aber auch wert, dazu gleich mehr, vorher bleiben wir mal beim Preisgefüge und der Frage, warum Nikon das macht.

Die Antwort ergibt sich aus dem Blick auf alle Neuvorstellungen der spiegellosen Systemkameras der letzten beiden Jahre: Nikon stopft die Geräte mit allem an Technik voll, was marktreif ist. So erhielt nach und nach auch die Z 8 per Firmwareupdate viele Funktionen des Flaggschiffs Z 9, die Produktpositionierung findet vor allem über den Formfaktor und die Bedienelemente statt. Da die Konkurrenz im Profigeschäft nicht schläft – siehe Sonys A9 III und Canons angekündigte R1 – muss sich Nikon, das sein Portfolio in allen Preispunkten schon ausgefüllt hat, möglichst Marktanteile sichern oder ausbauen.

Das führt zu der nur auf den ersten Blick seltsamen Situation, dass die Z 6III nun – nach Marktpreisen beurteilt – teurer ist als die Z 7II (ab 2797 €), wenn auch nur rund 200 Euro, je nach Angebot. Man könnte meinen, eine Z 7III würde jetzt unmittelbar folgen, aber davon ist bisher nichts zu sehen. Das ist auffällig, weil Nikon seine spiegellose Z-Serie 2018 mit den zeitgleich vorstellten Z 6 und Z 7 begonnen hatte. Dass beide Kameras, also Z 6III und Z 7II weiterhin ihre Daseinsberechtigung haben, und Nikon schlicht viele Preispunkte besetzen will, zeigt sich darin, dass die Z 6II weiterhin verfügbar sein soll. Und natürlich hat die Z 7II weiterhin die höhere Auflösung, nämlich die 45 Megapixel, die sonst nur noch Z 8 und Z 9 bieten, aber eben nicht den neuen, schnellen Sensor der Z 6III oder den erweiterten KI-Autofokus. Die neue Z 6 wiederum bleibt, wie der Vorgänger, bei 24 Megapixeln stehen.

Das ist die Auflösung von älteren Kameras der oberen Mittelklasse wie der Nikon D750, die vor fast zehn Jahren erschien. Natürlich ist Auflösung nicht alles, wer sich aber beispielsweise bei Sport und Event die ultra-teuren Super-Teles sparen will und auf Bildausschnitte setzt, wird sich ärgern. Zumal nun zwischen 24 und 45 Megapixeln eine große Lücke im Nikon-Programm klafft, einen echten Mittelweg gibt es nicht. Andererseits macht sich Nikon auch im Profisegment mit der Z 6III selbst Konkurrenz, denn etwa im Studio für Porträts oder in der Produktfotografie, wo man nah ans Motiv kann, sind 24 Megapixel oft ausreichend.

Und dann ist da noch der psychologische Faktor: Wenn man schon bereit ist, 3000 Euro für eine neue Kamera auszugeben, warum dann nicht gleich 4000 für die Z 8, mit der man den Stand der Technik und die 45 Megapixel bekommt? Es zeigt sich: Durch die Differenzierung über die Preise – und im Fall der Z 6III der Auflösung – drängt Nikon die Kundschaft geradezu zu den Topmodellen. Denn an denen ist, unter anderem durch ihre nochmals robustere Bauweise und dadurch weniger Reparaturen, mehr zu verdienen. Zumindest, wenn wir von den Anlaufschwierigkeiten mit Qualitätsmängeln mal absehen, aber das dürften Ausnahmeerscheinungen der Pandemie gewesen sein.

Am selben Tag wie die neue Nikon wurde auch die Pentax 17 vorgestellt, die kaum unterschiedlicher sein könnte, und das nicht nur, weil sie mit 35-Millimeter-Film arbeitet. Sie ist auch in vielerlei Hinsicht auf die junge Zielgruppe ausgerichtet, die sich zunehmend für analoge Fotografie interessiert. Ausgelöst wurde der Trend vor Jahren durch die Sofortbild-Instaxe, von denen in dieser Woche auch das lang erwartete Breitbildmodell Wide 400 erschienen ist. Bei der Pentax, die seit mindestens zwei Jahren entwickelt wurde, war das Ziel jedoch nicht nur Einfachheit, sondern komplett analoges Fotografieren. Mehr Bildgestalten, weniger Knipsen sollte sie bewirken.

Und so muss man tatsächlich den Film per Transporthebel aus der Patrone ziehen, und wenn er voll ist, mit einer kleinen Kurbel zurückspulen. Motortransport, vielleicht sogar ein kleines Display wie die letzten 35mm-Kameras – alles Schnickschnack, den man nicht braucht, dachte sich Pentax wohl. Und auch ein Kostenfaktor. Obwohl die Pentax 17 mit 550 Euro kein Mitnahmeartikel ist, dürfte die Entwicklung der Kamera und die Produktion recht teuer gewesen sein, sogar Pensionäre sollen dafür zurück in die Entwicklungsabteilung gerufen worden sein. Da muss an Funktionen gespart werden. Und sparen sollen auch die Nutzer, denn Filme sind bekanntlich inzwischen recht teuer.

Folglich fotografiert die Pentax 17 ausschließlich im Halbformat, auf einem 35-Millimeter-Bild landen also zwei Bilder nebeneinander. Daher hat die Kamera auch ihren Namen, denn sie macht 17-Millimeter-Fotos. Das halbiert die Auflösung, aber verdoppelt auch die Zahl der Fotos pro Film. Mit etwas Disziplin ist ein Ausflugstag mit nur einer Patrone drin; das sind immerhin 72 Bilder. Auch die mit dem Smartphone aufgewachsene Zielgruppe kann wohl damit klarkommen. Und für die ist auch das Format gedacht, denn: Durch das Halbformat macht man automatisch Hochkant-Aufnahmen, wie sie Instagram und TikTok bevorzugen. Das sieht man natürlich auch im Sucher. Und nebenbei kann das Objektiv (37mm-KB-äquivalent, f/3.5) kleiner und damit günstiger ausfallen, was wiederum gut für Pentax ist.

Weniger gut ist dagegen die Entscheidung, auf eine nicht aufladbare Lithium-Zelle vom Typ CR2 zu setzen, wie sie bei vielen analogen SLRs üblich war. Die sind zwar gut verfügbar, aber eben eine Umweltsauerei. Auch das ist ganz offensichtlich eine Sparmaßnahme. Man benötigt so weder Ladeelektronik noch Akku-Management, was für einen Lithium-Akku nötig wäre. Immerhin halten die Lithiumzellen, sofern kein Motor verbaut ist, jahrelang ohne große Selbstentladung. Leergeschossen hat jedenfalls noch kein Tester eine CR2 in den wenigen Tagen seit ihrer Vorstellung.

Über allem steht selbstverständlich die Frage nach der Bildqualität – und die ist trotz des Halbformats erstaunlich gut. Zumindest laut dem Testvideo von Petapixel, wo aber auch mit ziemlich guten Filmen wie Kodak Portra 400 und Ilford FP4 125 gearbeitet wurde. Ersterer kostet je nach Angebot um 20 Euro, also 28 Cent pro Halbbild – selbst die Abzüge in kleinen Formaten sind da billiger. Aber sei's drum, mehr als ein Spielzeug oder Foto-Lernwerkzeug scheint die Pentax 17 schon zu sein, daher ist der Test der Kamera auch unsere Empfehlung für einen Long Watch zum Wochenende. Im Übrigen soll die Kamera nicht das letzte Ergebnis des "Film Camera Project" von Pentax bleiben, wie das Unternehmen bekannt gab – das Engagement für das analoge Bild scheint also langfristig angelegt zu sein und dürfte ganz vom Erfolg der ersten Kamera abhängen.

(nie)