Teurer mit iPhone? BMJV findet keine Preisdifferenzen beim Online-Shopping

Browser, Betriebssystem, Gerätetyp & Co beeinflussten einer umfangreichen Studie zufolge nicht die Preise beim Online-Shopping – mit einer Ausnahme.

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(Bild: PureSolution/Shutterstock.com)

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Sehen als zahlungskräftig geltende iPhone-Nutzer höhere Preise im Online-Handel? Derartige Gerüchte halten sich beharrlich, das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV) ist diesen nun mit einer großangelegten Studie nachgegangen: Ziel sei es gewesen, zu prüfen, ob individuelle Merkmale des Kunden wie das verwendete Gerät und Betriebssystem, Datenschutzeinstellungen oder auch die Surf- und Kaufhistorie die Preisgestaltung beeinflussen. Eine solche "personalisierte Preisanpassung kann aus Verbrauchersicht problematisch sein", heißt es in der Zielsetzung der Studie.

Von Juni bis Oktober 2020 ließ die Behörde Preise für gängige Waren und Dienstleistungen erheben und analysieren, die sowohl automatisiert als auch manuell von verschiedenen Endgeräten und Standorten (IP-Adressen aus unterschiedlichen Regionen) abgefragt wurden – sowie mit unterschiedlichen Browsern und Einstellungen, etwa einem Facebook-Log-In, dem Blockieren von Cookies oder einem Nutzerkonto beim Händler. Zum Einsatz kamen dafür iPhones, iPads, Android-Smartphones und Tablets sowie Windows-10-PCs, Linux-PCs und Macs.

Die Preise wurden bei den umsatzstärksten deutschen E-Commerce-Anbietern abgefragt ebenso wie bei Preisvergleichsplattformen. Analysiert wurde die Abweichung von dem jeweils erhobenen Standardfall-Preis, der beim ersten Aufruf der Produktseite mit einem Windows-10-PC mit Google Chrome einem Nutzer ohne Surf- und Kaufhistorie angezeigt wurde.

Insgesamt seien 400.000 Datensätze mit 7 Millionen Datenpunkten erhoben und analysiert werden, teilten die Forscher mit. Zu den abgefragten Preisen gehörten etwa Reisen, Flüge, Bekleidung (Jeans, Socken), Mietwagen, Waschmaschine, Staubsauger, Vorschlaghammer, Lidschatten, Fahrrad und Unterhaltungselektronik wie ein iPhone 11 und ein LG-Monitor.

Die statistische Auswertung konnte keine personalisierte Preisgestaltung im deutschen Online-Handel finden: Die erhobenen Preisdifferenzen seien im Bereich von -0,04 Prozent bis +0,03 Prozent extrem gering gewesen, lautet das Fazit der Studie. Trat eine Preisdifferenz auf, war diese meist negativ – das Produkt war also minimal billiger als der beschriebene Standardfall-Preis. Im Rahmen der Erhebung gab es nur einen Ausreißer: Ein über Booking.com gelistetes Hotel bot auf Mobilgeräten eine "Handy-Rate" an in Form eines Rabattes in Höhe von 10 Prozent an. Dabei handele es sich "offenbar um marktübliches Verhalten", wird in der Studie angemerkt.

Die Ergebnisse seien erfreulich, heißt es beim BMJV. Die Anpassungsmöglichkeiten würden aber "immer ausgeklügelter" und es werde beispielsweise versucht, Kunden durch bestimmte Techniken zu Kaufentscheidungen zu drängen – solche Entwicklungen der Personalisierung wolle man genau beobachten, auch bei Werbung.

In der Vergangenheit gab es immer wieder Berichte über höhere Preise für Apple-Nutzer: Sixt wies das bei seinem Carsharing-Dienst beispielsweise vor zwei Jahren zurück – die Preise könnten zwar nach örtlicher und zeitlicher Nachfrage minimal variieren, würden aber keine "personenbezogenen Daten" wie das verwendete Smartphone berücksichtigen. Vor längerem hatte ein US-Reiseportal für Aufsehen gesorgt, weil Mac-Nutzern teurere Hotelzimmer angeboten wurden. Der Anbieter erklärte damals, da Apple-Kunden spendierfreudiger seien, zeige man die teureren Hotels zuerst – die gleichen Zimmer würden aber unabhängig vom verwendeten Gerät immer zu gleichen Preisen angeboten.

(lbe)