Textadventures: Quellcode von Infocoms Z-Machine-Interpreter veröffentlicht

Die Textadventures von Infocom aus den 80er Jahren genießen Kultstatus. Nun ist auch der Quellcode des Interpreters Z-Machine veröffentlicht.

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Nichts zum Klicken, Wischen oder Zoomen: Textadventures (hier "Zork I – The Great Underground Empire") benötigen Tastatureingaben, viel Geduld und Vorstellungskraft.

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Die Textadventures der Firma Infocom aus den 80er Jahren haben auch heute noch einen legendären Ruf wegen ihrer einfallsreichen Handlung, dem subtilen Humor und der originellen Packungsbeilagen ("Feelies" genannt). Der Quellcode aller Spiele – mehrere Dutzend zwischen 1980 und 1989 entstanden – ist spätestens seit 2019 allgemein verfügbar, verfasst in der damals eigens entwickelten Programmiersprache ZIL (für "Zork Implementation Language"). Für historisch interessierte Computernerds gibt es nun aber Nachschub: Auch der originale Quellcode der zum Spielen benötigten Z-Machine, die den übersetzten ZIL-Bytecode (Z-Code) in einer virtuellen Maschine ausführt, ist jetzt veröffentlicht.

Der Spieleentwickler Andrew Plotkin hat den Code bei Github bereitgestellt. Die Implementierungen decken die damals verbreiteten Personal- und Heimcomputer (Mikrocomputer) ab: darunter Commodore 64 und 128, IBM-PC, Apple Macintosh, Amiga, Atari ST, BBC Acorn, CBM Plus/4, Tandy TRS-80, Texas Instruments TI-99/4 und der Zilog-Z80-Prozessor, der unter anderem im Sinclair ZX Spectrum arbeitete. Ebenfalls dabei ist eine Referenz-Portierung der Z-Machine auf PDP-11 von DEC (historisch als Minicomputer bezeichnet).

Die Listing-Dateien bestehen überwiegend aus Assembler-Code, in den wenigsten Fällen gibt es ausführbare Dateien. Meistens ist eine Anleitung enthalten, wie eine Floppy Disk zu erstellen ist. Ein Testspiel ist auch vorhanden ("ziptest"). Eine in C programmierte Unix-Implementierung der virtuellen Maschine "DIP" liegt ebenfalls bei, sie wird für das grafische Video-Brettspiel "Fooblitzky" benötigt, das Infocom 1985 veröffentlichte.

Das Interesse an dem Code der originalen Z-Machine dürfte eher historisch-technisch sein, denn Infocom-Spiele sind auch nach dem Ende des Unternehmens längst plattformübergreifend sowie im Browser spielbar. Fans entwickelten per Reverse-Engineering Nachbauten der virtuellen Maschine; bekannt ist etwa Frotz.

Textadventures gehen auf ein Spiel Mitte der 70-er Jahre mit dem schlichten Titel "Adventure" zurück, damals in Fortran auf dem Mainframe PDP-10 entwickelt. Einer der vielen Nachahmer ist das ursprüngliche "Zork", aus dessen Entwicklung die Firma Infocom hervorging.

(tiw)