The Fappening: Die Spur führt nach Chicago

Das FBI hat laut Gerichtsdokumenten entscheidende Fortschritte bei der Suche nach den unbekannten Hackern gemacht, die im vergangenen Jahr zahlreiche Intimfotos von Prominenten veröffentlicht hatten.

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Jennifer Lawrence

US-Star Jennifer Lawrence gehört zu den prominenten Opfern der "Fappening"-Hacker.

(Bild: dpa, Paul Buck)

Lesezeit: 3 Min.
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Im Fall der im vergangenen Jahr veröffentlichten Intimfotos von Prominenten gibt es erste Ermittlungserfolge der US-Bundespolizei FBI. Laut von US-Medien eingesehenen Gerichtsunterlagen führt die Spur unter anderem zu den Computern eines 30-jährigen Mannes und einer weiteren Person in Chicago. Die US-Behörden haben inzwischen bestätigt, bei einer Razzien Mitte Oktober vergangenen Jahres mehrere Computer sowie weitere Geräte beschlagnahmt zu haben.

Der Mann und weitere genannte Personen werden in den Unterlagen nicht als Beschuldigte geführt, heißt es weiter. Nach Behördenangaben werden die Computer mit IP-Adressen in Verbindung gebracht, die von Ende Mai bis August 2014 mehrfach auf hunderte iCloud-Accounts von Prominenten zugegriffen haben. Dabei hat Apple offenbar mit den Behörden kooperiert und Logdateien der betroffenen Accounts zur Verfügung gestellt. Die Ermittlungen gehen unterdessen weiter.

Insgesamt sollen Hunderte Accounts ins Visier der Hacker geraten sein. Davon könnten laut einem Bericht von Variety fast 600 erfolgreich geknackt worden sein. Nach der Veröffentlichung der Bilder war bereits spekuliert worden, dass die Täter sich die "Find my iPhone"-Funktion zunutze gemacht haben. Dort fehlte bei einer Programmierschnittstelle offenbar eine Begrenzung der Login-Versuche, sodass Angreifer mittels einer Brute-Force-Attacke das Passworts herausfinden konnten. Apple hat hier inzwischen nachgerüstet.

Bei der "Celebgate" oder "The Fappening" genannten Aktion wurden im Herbst 2014 Hunderte sehr intime Fotos von Prominenten wie der Schauspielerin Jennifer Lawrence, dem Model Kate Upton samt ihrem Freund, Baseballspieler Justin Verlander, oder der US-Fußballspielerin Hope Solo veröffentlicht. Die Bilder waren zuerst auf dem berüchtigten Imageboard 4chan aufgetaucht und verbreiteten sich dann über Reddit und andere Websites rasend schnell im ganzen Netz, wo sie bis heute mehrfach zu finden sind.

Unter den geknackten Accounts, auf die von den beschlagnahmten Computern zugegriffen wurde, seien mindestens 19 von Prominenten, zitiert unter anderem die Chicago Sun-Times aus der Aussage eines FBI-Agenten, die Gawker veröffentlicht hat. Auf weitere acht Accounts von Prominenten sei der Zugriff zumindest versucht worden. Aus den Gerichtsunterlagen geht auch hervor, dass die Ermittler mit den Opfern gesprochen haben und diese zum Teil sehr verstört gewesen seien.

Noch wurde in dem Fall keine Anklage erhoben, die Ermittlungen dauern noch an. Im Falle einer Anklage drohen den mutmaßlichen Tätern nicht nur strafrechtliche Konsequenzen. Auch die Anwälte der Prominenten dürften dann mit Schadensersatzklagen auf der Matte stehen. Im vergangenen Herbst hatte eine Kanzlei im Namen einiger der betroffenen Frauen Google mit einer Millionenklage gedroht, weil der Suchmaschinenbetreiber nicht genug gegen die Verbreitung der Bilder unternommen habe. (vbr)