Themen der DMEA: Implantierte Chips, KI, elektronische Patientenakte und mehr

FĂĽr die DMEA haben sich 800 Aussteller angekĂĽndigt. Im Programm stehen skurrile Keynotes und Informationsveranstaltungen zur Gesundheitsdigitalisierung.

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DMEA-Schriftzug auf dem RĂĽcken einer Person. Davor ist ein Kreis mit Personen, die Fragen an eine bestimmte Person haben.

(Bild: DMEA)

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Inhaltsverzeichnis

Die DMEA hat in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen. Lagen die Besucherzahlen für die Gesundheits-IT-Messe in Deutschland 2023 noch bei 16.000, erwarten die Veranstalter, der Bundesverband Gesundheits-IT (Bvitg), kommende Woche 20.000 Menschen. 800 Aussteller und mehr als 300 Speaker wurden bereits angekündigt, beispielsweise der Futurist Richard van Hooijdonk, der sich mehrere Chips implantieren ließ, um Haus und Auto zu steuern. Als Schirmherr der DMEA hält Gesundheitsminister Karl Lauterbach eine Keynote.

Wie im vergangenen Jahr wird neben KI auch die elektronische Patientenakte Thema sein. Dazu bietet der Bvitg auch ein Programm für Ärzte an, bei dem von der Ärztekammer Berlin Fortbildungspunkte vergeben werden, wie Melanie Wendling auf der vorherigen Informationsveranstaltung zur Messe erklärt. Die Akzeptanz und Integration der ePA in den medizinischen Alltag sind laut Matthias Meierhofer von der Meierhofer AG und Vorstandsvorsitzender des Bvitg noch im Aufbau. Gleichzeitig wünscht sich das Bundesgesundheitsministerium einen baldigen Rollout und will nach der Auswertung der Testphase einen Plan zum weiteren Vorgehen veröffentlichen.

"Es kam [...] noch ein kleiner Zwischenschuss durch den CCC, den Computer-Chaos-Club, mit rein, der ein paar Sicherheitslücken aufgedeckt hat. Was [...] zu begrüßen ist, dass man das vor dem Start der EPA entdeckt hat und nicht später", so Meierhofer. Bei den Sicherheitsmaßnahmen "liegt man in den letzten Zügen". Auf die Frage, ob es noch weitere Sicherheitslücken bei der ePA gebe, antwortete Meierhofer, dass man mit den jetzigen Spezifikationen "sehr sicher" sei. Jedoch gebe es noch "eine offene Flanke" und eine hundertprozentige Sicherheit könne nie garantiert werden. Dennoch müsse beim Thema Virenschutz und dem Umgang mit kontaminierten oder beschädigten Dateien nochmal nachgebessert werden. Dem jetzigen Start sehe der Bvitg jedoch nichts entgegenstehen und habe "vollstes Vertrauen in die Maßnahmen, die da derzeit getroffen worden sind", so Meierhofer.

Laut Meierhofer sind die allermeisten Hersteller "ePA-ready", jedoch müssten die Menschen auch damit umgehen können – sowohl auf Patientenebene als auch auf Ebene der Leistungserbringer. Mit der Technik müsse man überlegen: "Was tue ich damit, was kann ich damit machen, wofür bin ich verantwortlich, wofür bin ich nicht verantwortlich, was passiert, welche Informationen muss ich hochladen als Leistungserbringender und so weiter." Das Projekt "ePA" sei nicht mit dem Rollout fertig, sondern da ginge es eigentlich erst los.

Erst kürzlich hatte der Bvitg darauf hingewiesen, dass einige Einrichtungen noch keine Updates für die ePA installiert hatten. Zudem verzögerten in einigen Praxen "Urlaubs- oder Krankheitsausfälle die aktive Befassung mit den Funktionen", heißt es in dem Schreiben. Für weitere technische Probleme seien auch die Netzwerkarchitektur und die Systemkonfiguration der Einrichtungen zurückzuführen. Ebenso sei den Anwendern unklar, welche Informationen verpflichtend in der ePA hinterlegt werden müssen und welche Haftungsregelungen gelten, wenn Daten nicht in der ePA zur Verfügung stehen. Ausführliche Informationen zur elektronischen Patientenakte für die Praxis stellt die Kassenärztliche Bundesvereinigung bereit.

In den vergangenen zwei Legislaturperioden seien viele Projekte angeschoben worden, die besser koordiniert werden könnten. Auf keinen Fall dürfe das Meierhofer zufolge ausgebremst werden. Die Krankenhausreform habe auch einen großen Einfluss auf die ambulante Versorgung. Die Frage sei, wie es weitergehen müsse und wie das "Patientendurchschleusen durch das Gesundheitssystem" sektorenunabhängig funktionieren kann.

Ebenfalls thematisiert wurde der Einfluss der Krankenhausreform auf die Digitalisierung. Diese biete viele Chancen, wird aber auch als Herausforderung für die Krankenhäuser gesehen. Da aufgrund der Krankenhausreform viele Krankenhäuser werden schließen müssen, sollten sich vor allem junge Anbieter überlegen, welche Krankenhäuser sie ansprechen und überlegen, ob "das Krankenhaus in zwei Jahren überhaupt noch da" ist.

Auf die Frage nach Open Source antwortete Meierhofer, dass Arbeit überall Geld kostet, egal ob frei oder kommerziell. "Wir brauchen einheitliche semantische Standards und die fehlen uns in Deutschland an ganz vielen Stellen", forderte Meierhofer. Wichtig sei jemand, "der nicht nur die Technik verbindet, sondern auch den Inhalt verbindet und da braucht es Organisationen wie ein KIG oder Ähnliches". Das bei der Gematik angesiedelte Kompetenzzentrum für Interoperabilität im Gesundheitswesen (KIG) hält mit dem Gesundheits-Digitalagentur-Gesetz – das eigentlich in dieser Legislaturperiode hätte kommen sollen – mehr Befugnisse, um die Interoperabilität der Anwendungen sicherzustellen.

Laut Luisa Wasilewski, der Gründerin und Geschäftsführerin des Beratungsunternehmens "Pulsewave", ist das Thema KI vor allem ein "Change-Thema". Sie prognostiziert, dass in Arztpraxen das Thema Dokumentation über AI Ende des Jahres wahrscheinlich in der Mehrheit der Praxen ankommen wird. "Gewisse Player" würden "da wirklich aggressiv reingehen", so Wasilewski. Pulsewave hatte zusammen mit dem Bvitg den Trendreport zur Gesundheits-IT veröffentlicht. Die Leitthese des Reports ist laut Bvitg, dass KI der erste Trend ist, der es schafft, grundlegende Systemveränderungen durch die Technologie selbst zu bewirken.

"Zum 30-jährigen Bestehen des Bvitg haben wir den Sonderreport 'Gesundheits-IT 2025' veröffentlicht, um Menschen in der Health-IT-Branche sowie allen Interessierten im Gesundheitswesen eine aktuelle Einschätzung des Health-IT-Marktes und seiner Entwicklung zu geben", sagte Bernhard Calmer Vorstandsmitglied beim Bvitg und zuständig für die Projektgruppe Trendreport.

Demnach gibt es viel Potenzial, insbesondere in administrativen Prozessen, während die Integration in die Therapie und Diagnostik noch eine Herausforderung darstellt. Im Bereich Therapieentscheidungen greife unter anderem der AI Act. Demnach sollen KI-Systeme sicher, transparent und nachvollziehbar sein, was allerdings auch eine Herausforderung darstellt. Da dort noch viele Fragen offen sind, setzt Wasilewski dort einen Zeitraum von fünf Jahren an, bis KI dort "breiten Einzug" findet.

(mack)