Betrugsfall Theranos: Elizabeth Holmes kann Haftantritt hinauszögern

Theranos-Gründerin Elizabeth Holmes will nicht ins Gefängnis. Mit einem juristischen Winkelzug hat sie den Antritt ihrer Haftstrafe herausgezögert.

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Elizabeth Holmes lauscht einem Vortrag

Theranos-Gründerin Elizabeth Holmes bei einer Veranstaltung.

(Bild: US-Verteidigungsministerium/Glenn Fawcett (gemeinfrei))

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Der Antritt der 11-jährigen Haftstrafe für die Theranos-Gründerin Elizabeth Holmes ist aufgeschoben worden. Holmes hätte die Haftstrafe eigentlich am Donnerstag antreten sollen, hat nun aber Berufung gegen eine abgelehnte Anfechtung des Urteils eingelegt. Nach den Regeln des 9. US-Bundesberufungsgerichts bleibt sie so lange auf freiem Fuß, bis das Gericht über ihren letzten Antrag entschieden hat.

Holmes hatte Anfang April bei Gericht beantragt, gegen Kaution auf freiem Fuß zu bleiben, bis über die Anfechtung des Urteils vom November 2022 entschieden wird. Holmes war zu 11 Jahren und drei Monaten Haft wegen Betrugs rund um das gescheiterte Bluttest-Startup Theranos verurteilt worden. Sie hatte behauptet, das Blutanalysegerät des Unternehmens könnte aus einem einzigen Tropfen Blut zahlreiche valide Labortests durchführen und damit Investoren getäuscht.

Der Antrag auf Anfechtung des Urteils wurde jedoch vom Bezirksgericht abgelehnt, weil sie nicht nachweisen konnte, dass das Berufungsverfahren zu einem neuerlichen Prozess führen würde. Dagegen haben Holmes‘ Anwälte am Dienstag beim 9. Bundesberufungsgericht Berufung eingelegt. Holmes kann nun auf Kaution in Freiheit bleiben, bis das Berufungsverfahren abgeschlossen ist.

Die Anwälte von Holmes argumentierten, dass die Entscheidung von US-Bezirksrichter Edward Davila mehrere Unstimmigkeiten aufweise. Er habe dabei von "Patientenbetrug" gesprochen, obwohl Holmes vom Betrug an Theranos-Patienten freigesprochen worden war.

Neu ist dieser juristische Trick nicht. Bereits im Verfahren gegen den ehemaligen Geschäftspartner, Mitverschwörer und Geliebten von Holmes, Ramesh Balwani, war dieser Winkelzug bereits angewendet worden. Balwani wurde zu mehr als 13 Jahren Haft verurteilt, konnte dadurch aber seinen Haftantritt um einen Monat hinauszögern. Seine Haftstrafe trat er Anfang April in einem Bundesgefängnis an.

Holmes hatte anfangs eine brillante Karriere hingelegt. Sie galt als jüngste Selfmade-Milliardärin und wurde als "nächster Steve Jobs" gehandelt. Zu Fall brachten sie Ungereimtheiten um das Blutmessgerät ihrer Firma Theranos. Sie behauptete, dass es in der Lage ist, mit einzelnen Blutstropfen mehrere valide Labortests durchzuführen. Dabei funktionierten die Maschinen allerdings nicht wie versprochen. Holmes hatte dies nur behauptet, um weitere Investorengelder einfahren zu können. Sie wurde zusammen mit Balwani wegen Betrugs verurteilt.

(olb)