Thunderbird: ein komplett neuer E-Mail-Client – den nicht jeder mögen wird
Auf Thunderbird-Nutzer kommen aufregende Zeiten zu: Der E-Mail-Client will in den nächsten Jahren einen kompletten Umbruch anpacken, angefangen beim GUI.
Drei grundlegende Änderungen packt Thunderbird in den kommenden drei Jahren an – die es in sich haben: Konkret wollen die Entwickler die Codebasis des freien E-Mail-Clients komplett modernisieren, die Oberfläche von Grund auf neu gestalten und einen monatlichen Release-Zyklus erreichen. Alessandro Castellani, Product Design Manager bei Thunderbird, unterstreicht schon vorab, dass viele der Umbrüche nicht allen Nutzern gefallen werden.
Lange von Firefox abgehängt
Aber warum ist so ein fundamentaler Wechsel nötig? Das Projekt verweist zum einen auf die seit 20 Jahren gewachsene und monolithische Codebasis: Thunderbird basiert seit jeher auf Firefox und profitiert zwar einerseits von dessen Innovationen und Features – muss aber gleichzeitig ständig auf dessen Änderungen reagieren, ohne genug Entwickler hierfür in petto zu haben. Die Situation spitzte sich 2012 zu, als Mozilla sich des E-Mail-Clients Richtung Community entledigte.
Hielten viele Nutzer schon das Ende für Thunderbird gekommen, sieht Castellani die Community im Nachhinein als Retter des Projekts. Jedoch habe die Masse an Freiwilligen ohne zentrale Autorität einen gravierenden Nachteil gehabt: Mit der Zeit habe durch die individuellen divergierenden Vorstellungen insbesondere die Oberfläche gelitten. Ferner sei die Synchronisation mit Firefox immer schwieriger geworden, sodass Thunderbird monatelang schlicht keine Releases anpacken habe können.
Community hat Thunderbird (kurzfristig) gerettet
Letztendlich sei laut Castellani der E-Mail-Client so weit hinter die Konkurrenz zurückgefallen, dass sie sich immer stärker mit der Frage konfrontiert sahen: Ist Thunderbird tot? Seit 2020 gibt es jedoch wieder ein zentrales Team fester Entwickler – unter dem Dach der MZLA Technologies Corporation, einer Mozilla-Tochtergesellschaft. Allerdings habe dieser Schritt wiederum vielen Freiwilligen der Community missfallen, die ihre Wünsche zurückgewiesen bekamen.
Mittlerweile stehe Thunderbird technisch und auch finanziell wieder auf so festen Beinen, dass das Projekt nun diesen Umbruch nach vorne anpacken wolle. Die neue Oberfläche sollen Nutzer bereits ab Juli mit der Version 115 begutachten können – neue Anwender soll ein konsistentes Design überzeugen, während Stammnutzer das Interface den eigenen Wünschen gemäß anpassen können.
Ebenfalls ab sofort, aber über einen längeren Zeitraum wollen die Entwickler den Funktionsumfang anpacken: Er soll wieder mit der Konkurrenz mithalten können – wobei Castellani im Blog nicht angibt, wer die Konkurrenz sei und welche Funktionen Thunderbird aktuell fehlen. Jedoch wolle man am Open-Source-Gedanken festhalten und die Nutzer frühzeitig mit einer Roadmap, Designentwürfen und Testversionen mitnehmen.
Hören auf euch, aber wir entscheiden
Dennoch zieht sich auch ein anderer roter Faden durch die Thunderbird-Zukunft: Wie bei einem normalen Unternehmen gebe es nun Führungskräfte, die das letzte Wort haben. Feedback der Community wolle man sich anhören und berücksichtigen, die Entscheidungen würden jedoch in internen Meetings getroffen. Man könne nicht alle glücklich machen, denn das würde das Projekt schwächen. Aber: Den Stimmen, dass man sich nicht mehr für die Community interessiere und Trends nachjage, müsse sich Thunderbird stellen – denn dieser Eindruck sei komplett falsch.
In der Meldung stand, dass es noch keine Bilder des neuen GUI gebe. Tatsächlich hatte Thunderbird bereits auf Twitter das neue Design gezeigt und seine Entwicklung lässt sich in der Roadmap verfolgen.
Siehe auch:
- Mozilla Thunderbird: Download schnell und sicher von heise.de
(fo)