Tiktok-Bann auf Beamtenhandys in Kanada

Kanada sperrt TikTok auf von der Regierung ausgegebenen Geräten wegen Sicherheitsrisiken. Das Verbot tritt bereits am Dienstag in Kraft.

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App-Icons Wechats und Tiktoks auf einem Handybildschirm, dahinter die Flagge der Volksrepulik China

(Bild: Boumen Japet / shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Andreas Knobloch

Kanada verbannt Tiktok von allen von Bundesbehörden ausgegebenen Mobilgeräten. Damit reagiert die Regierung in Ottawa auf wachsende Sicherheitsbedenken bezüglich der in chinesischem Besitz befindlichen Video-Sharing-App.

Premierminister Justin Trudeau meint, dass der Bann ein erster Schritt zu weiteren Maßnahmen sein könne. "Ich vermute, dass viele Kanadier, von Geschäftsleuten bis hin zu Privatpersonen, über die Sicherheit ihrer eigenen Daten nachdenken und vielleicht Entscheidungen treffen werden, wenn die Regierung den bedeutenden Schritt unternimmt, allen Bundesangestellten mitzuteilen, dass sie Tiktok nicht mehr auf ihren Arbeitshandys nutzen können", erklärte Trudeau laut der Nachrichtenagentur AP.

Die zuständige Ministerin Mona Fortier sagte in einer von der kanadischen Regierung herausgegebenen Erklärung, dass die Video-App des chinesischen Unternehmens Bytedance am Dienstag von den von der Regierung ausgegebenen Telefonen entfernt wird und dass die Bundesregierung das Herunterladen der App auf offizielle Geräte in Zukunft blockieren werde: "Die Entscheidung, Tiktok von den Mobilgeräten der Regierung zu entfernen und zu sperren, wird als Vorsichtsmaßnahme getroffen, insbesondere angesichts der Bedenken hinsichtlich der rechtlichen Regelungen, die für die von Mobilgeräten gesammelten Informationen gelten."

Auf einem mobilen Gerät böten die Datenerfassungsmethoden von Tiktok beträchtlichen Zugriff auf den Inhalt des Telefons, so Fortier: "Obwohl die Risiken bei der Nutzung dieser Anwendung klar sind, haben wir derzeit keine Beweise dafür, dass Regierungsinformationen kompromittiert worden sind." Bytedance hat Andeutungen, dass die chinesische Regierung auf solche Daten zugreifen kann, dagegen stets zurückgewiesen.

Doch der kürzlich über den USA abgeschossene mutmaßlich chinesische Spionageballon hat das Thema Volksrepublik China wieder in den Fokus der Sicherheitsdebatte in Nordamerika gerückt. Jüngere Medienberichte haben zudem die Besorgnis über eine mögliche chinesische Einmischung in die jüngsten kanadischen Wahlen geweckt und die Oppositionsparteien dazu veranlasst, eine öffentliche Untersuchung der angeblichen ausländischen Wahleinmischung zu fordern.

Bytedance zeigte sich enttäuscht von Kanadas Tiktok-Bann. Dieser wurde erlassen, "ohne dass spezifische Sicherheitsbedenken bezüglich Tiktok genannt wurden oder wir kontaktiert wurden, um etwaige Bedenken vor dieser Entscheidung zu besprechen", so ein Sprecher des Unternehmens in einer per E-Mail versandten Erklärung, aus der mehrere Nachrichtenagenturen zitieren.

Der Schritt der kanadischen Regierung erfolgt, nachdem die EU-Kommission in der vergangenen Woche, ihren Bediensteten untersagt hat, Tiktok auf ihren Mobilgeräten zu nutzen. Begründet wurde dies ebenfalls mit Sicherheitsrisiken. In den USA haben mehr als die Hälfte der Bundesstaaten und der Kongress die Video-App von offiziellen Regierungsgeräten verbannt.

Im Dezember 2022 ist bekannt geworden, dass Bytedance Tiktok dazu missbraucht hat, die Bewegungen mehrerer US-Journalisten und ihrer Angehörigen zu überwachen, die die App auf ihren Handys installiert hatten. Nach dem Vorfall regten Politiker ein generelles Verbot für Tiktok in den USA an. Auch der Bundesdatenschutzbeauftragte empfiehlt den Behörden weiterhin, die Video-App zu meiden.

Tiktok ist vor allem bei jungen Menschen sehr beliebt, aber die chinesische Eigentümerschaft hat Befürchtungen geweckt, dass Peking die App nutzen könnte, um Daten über westliche Nutzer zu sammeln oder pro-chinesische Darstellungen und sogar Fehlinformationen zu verbreiten. Eigentümer Tikoks ist Bytedance, ein chinesisches Unternehmen, das seinen Hauptsitz 2020 nach Singapur verlegt hat.

(akn)