TikTok überwacht Journalisten per App

Bytedance hat mit seiner TikTok-App mehrere US-Journalisten und ihre Angehörigen überwacht. Aus chinesischer Sicht sind das bedauerliche Einzelfälle.​

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App-Icons Wechats und Tiktoks auf einem Handybildschirm, dahinter die Flagge der Volksrepulik China

(Bild: Boumen Japet / shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Das chinesische Unternehmen Bytedance hat seine Video-App TikTok dazu missbraucht, die Bewegungen mehrerer US-Journalisten und ihrer Angehörigen zu überwachen, die die App auf ihren Handys installiert hatten. Einen früheren Forbes-Bericht hat das chinesische Unternehmen noch in Abrede gestellt, jetzt spricht Bytedance-Chef Liang Rubo von "Fehlverhalten einiger weniger Einzelpersonen", das wohl "eine Lehre für uns alle" sein werde. Es gab auch einen internen Codenamen für die Überwachung der kritischen Journalisten: Project Raven.

Betroffen sind laut einer internen Untersuchung im Auftrag Bytedance' jedenfalls die Forbes-Journalisten Emily Baker-White, Katharine Schwab und Richard Nieva, berichtet das Magazin. Sie haben früher bei Buzzfeed News gearbeitet. Außerdem sollen ein Financial-Times-Journalist sowie ein nicht namentlich genannte ehemaliger Buzzfeed-Mitarbeiter sowie Angehörige dieser Personen überwacht worden sein.

Mehrere Bytedance/TikTok-Mitarbeiter sollen wiederholt die Aufenthaltsdaten aus den App-Logs abgerufen haben. Damit sollen die Täter versucht haben, herauszufinden, ob die Überwachten mit Bytedance-Mitarbeitern Kontakt haben. Einer oder mehrere Mitarbeiter hatten Beweise für unlautere Machenschaften bei TikTok an Buzzfeed weitergegeben: Tonaufnahmen 80 interner Besprechungen belegen, dass aus China wiederholt auf die Daten von US-amerikanischen TikTok-Nutzern zugegriffen wurde.

Dieser Missbrauch personenbezogener Daten ist Wasser auf die Mühlen jener, die TikTok als Risiko für die nationale Sicherheit der USA einstufen und auf ein Verbot der App dringen. In 19 US-Staaten ist die TikTok-App auf Diensthandys von Beamten bereits verboten oder blockiert. TikTok gilt als derzeit meistbesuchtes Online-Angebot der Welt. Schon vor mehr als zwei Jahren hat Chinas Nachbar Indien über 200 chinesische Apps gesperrt, darunter TikTok, Alipay und WeChat.

Jetzt droht US-Senator Mark Warner, Vorsitzender des Geheimdienstausschusses, mit einem TikTok-Verbot in den USA: "Diese neue Entwicklung verstärkt schwere Bedenken, dass das soziale Netzwerk (Mitarbeitern) in der Volksrepublik China erlaubt hat, wiederholt auf private Daten von US-Nutzern zuzugreifen, entgegen wiederholter Beteuerungen, dass diese Daten geschützt waren", zitiert Forbes den Demokraten-Politiker, "Das Justizministerium verspricht seit mehr als einem Jahr, dass sie nach Wegen suchen, US-Nutzer vor Bytedance und der Kommunistischen Partei Chinas zu schützen. Es ist an der Zeit, eine Lösung zu präsentieren, oder das Parlament wird bald gezwungen sein, einzugreifen."

Für die rechtswidrige Überwachung macht Bytedance offenbar ausgerechnet jene Mitarbeiter verantwortlich, die die Einhaltung von Vorschriften überwachen sollten. Chris Lepitak, Leiter der internen Revision, wurde gefeuert, außerdem je ein weiterer Mitarbeiter in den USA und der Volksrepublik China. Lepitaks chinesischer Chef Song Ye, der direkt Konzernchef Rubo Liang untersteht, hat laut Forbes selbst den Hut genommen.

Project Raven soll aus China genehmigt worden sein; ausgerechnet der Datenschutzbeauftragte TikToks, zugleich Sicherheitschef, soll sich daran beteiligt haben. Zudem soll der Leiter der weltweiten Legal Compliance eingeweiht gewesen sein. TikTok-Sprecherin Hilary McQuaide hat Forbes versichert, dass keiner der Übeltäter mehr für den Konzern arbeite. Weitere Details zu Konsequenzen für (Ex-)Mitarbeiter gibt das Unternehmen nicht preis.

(ds)