Tiktok: Chinesische Regierung verweigert möglichen erzwungenen Verkauf
Die chinesische Regierung will den Verkauf des US-Geschäfts von Tiktok nicht einfach hinnehmen. Sie soll stattdessen über ein Verbot in den USA nachdenken.
Die chinesische Regierung hat signalisiert, einem erzwungenen Verkauf des chinesischen Kurzvideodienstes Tiktok in den USA nicht zuzustimmen. Das berichtet das Wall Street Journal (WSJ) am Freitag. Die Betreiberfirma von Tiktok, Bytedance, hätte bereits von der Regierung Hinweise erhalten, dass die Regierung die App in den USA eher verbieten will, als dass sie verkauft wird, sagen demnach mit der Sache betraute, nicht näher genannte Personen. Käufer für das US-Geschäft von Tiktok sollen alldieweil bereits Schlange stehen.
Die Signale der chinesischen Regierung seien über Beamte ausgesendet worden. Die Führungskräfte von Tiktok hätten dabei die Hinweise so interpretiert, dass ein Verkauf des US-Geschäfts verhindert werden soll. Bevor ein solcher Verkauf geschieht, würde die Regierung Tiktok vielmehr in den USA verbieten wollen.
Am Donnerstag sagte ein Sprecher des chinesischen Außenhandelsministeriums auf einer Pressekonferenz, dass die USA damit aufhören sollten, Tiktok auf unangemessene Weise zu unterdrücken. "Die betreffende Partei sollte sich strikt an die chinesischen Gesetze und Vorschriften halten", zitiert das WSJ den Sprecher.
Führungskräfte von Bytedance sehen in der Äußerung einen Hinweis darauf, dass es zu regulatorischen Eingriffen kommen könne, sollte Bytedance Tiktok in den USA verkaufen.
Kauf von Tiktok denkbar
Interessierte für das US-Geschäft gibt es derweil viele. So etwa der ehemalige US-Finanzminister Steven Mnuchin, der andere Investoren zusammentrommelt, um ein Konsortium zusammenzustellen, das Tiktok dann kaufen soll. Auch Ex-Activision-Chef Bobby Kotick hätte Interesse am Kauf von Tiktok in den USA bekundet und sich bereits direkt an Bytedance-Gründer Zhang Yiming gewandt. Intern hat der jedoch angedeutet, keine Gespräche mit externen Käufern über einen Verkauf zu führen, sagen Personen, die mit der Sache vertraut sind.
Um das US-Geschäft von Tiktok zu übernehmen, müssten Interessierte sehr viel Geld mitbringen. Der Preis wird auf 100 Milliarden US-Dollar geschätzt.
Am Mittwoch hatte das US-Repräsentantenhaus für einen Eigentümerwechsel von Tiktok gestimmt und damit die erste Hürde im politischen Entscheidungsprozess genommen. Sie sehen Bytedance als Unternehmen an, das von der Kommunistischen Partei Chinas gesteuert wird. Nun wird das Gesetz mit dem Titel "Protecting Americans from Foreign Adversary Controlled Applications Act" dem Senat vorgelegt. Sollte der zustimmen, muss es noch von US-Präsident Joe Biden unterzeichnet werden. Der hatte bereits seine Zustimmung signalisiert. Skeptiker gibt es dennoch. Sie befürchten, dass es Klagen geben könne, weil durch das Gesetz die in der US-Verfassung garantierte Redefreiheit beeinträchtigt sein könnte.
Widerstand gegen Verkauf
Bytedance hatte bereits angekündigt, alle rechtlichen Mittel gegen einen Verkauf ausschöpfen zu wollen. Tiktok-Chef Shou Zi Chew rief am Donnerstag seine Nutzerinnen und Nutzer dazu auf, sich gegen diese Entscheidung zu wehren. In den USA hat Tiktok rund 170 Millionen Mitglieder. Chew forderte sie auf, ihre Meinung auf allen Kanälen zu äußern, um noch zu verhindern, dass Tiktok in den USA aus den App Stores fliegt.
(olb)