Tiktok Untersuchung: AlgorithmWatch und Dataskop suchen Datenspender

Wie funktioniert der For-You-Feed bei Tiktok? Um das verstehen zu können, werden Datenspender gesucht, die ihre DSGVO-Selbstauskünfte zur Verfügung stellen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht

(Bild: Dataskop)

Lesezeit: 3 Min.

Algorithmen sind ein bisschen das Geheimnis der Zeit. Kein Unternehmen möchte sich da in die Karten schauen lassen. Dabei bestimmen sie doch zumindest mit, welche Themen gesellschaftlich relevant sind. Und immer wieder stellt sich sogar die Frage, ob durch sie Menschen und Meinungen geprägt, verschoben oder radikalisiert werden können. DataSkop möchte einen genaueren Blick darauf werfen, wie Tiktok Inhalte vorschlägt.

Um das Projekt zu unterstützen, muss man seine Daten über eine DSGVO-Abfrage anfordern und Dataskop zur Verfügung stellen. Wahlweise kann man das innerhalb der Tiktok-App selbst machen. Oder man nutzt die DataSkop-App, die das automatisiert übernimmt. Bis die Abfrage beantwortet ist, dauert es in der Regel ein paar Tage. Dann können Nutzerinnen und Nutzer sehen, wie viel und wann sie online waren, welche Inhalte sie angeschaut haben und mehr.

Die gespendeten Daten werden dann von AlgorithmWatch und dem Dataskop-Projektteam hinsichtlich des Empfehlungsalgorithmus untersucht. Zu den zu beantwortenden Fragen gehört, wie auf der Plattform Trends entstehen, welche Nischen es gibt und ob bestimmte Inhalte bevorzugt ausgespielt werden. Dazu gehört auch ein Vergleich der Feeds. Alle Ergebnisse werden nach Ende des Projekts veröffentlicht.

AlgorithmWatch hat bereits ein ähnliches Forschungsprojekt stoppen müssen. Vor zwei Jahren nahm sich die Organisation Instagram vor. Meta, damals noch Facebook, drohte allerdings mit Klage. Die Datenabfrage und Auswertung verstoße gegen die Nutzungsbedingungen, hieß es, diese verbiete eine automatische Erfassung von Daten. Aus den eingegangenen Daten konnte man immerhin ablesen, dass Instagram nackte Haut bevorzugt behandelt und Politiker mehr Reichweite bekämen, wenn sie auf Text verzichten. Facebook bestritt das.

Problematisch war auch, dass die Abfrage der Daten laut Facebook gegen die DSGVO verstieß. Die eingegangenen Daten von jenen Nutzerinnen und Nutzern, die zugestimmt haben, zeigten automatisch auch welche von anderen Menschen, die nichts davon wüssten. Auch in den USA gab es ein ähnliches Projekt, das wegen drohender Klage eingestampft wurde.

Erfolgreicher war eine Untersuchung durch AlgorithmWatch von LinkedIn. Dabei kam heraus: Die Jobplattform stuft Menschen, die sich für einen Job in einem anderen EU-Land interessieren, über den Dienst "Recruiter" teils automatisch als ungeeignet ein.

Tiktok steht nicht zuletzt oft in der Kritik, Inhalte gezielt zu zeigen beziehungsweise zu unterdrücken, auch weil dahinter der chinesische Konzern Bytedance steckt. Allerdings ist die Kurzvideo-Plattform sehr bemüht um Kommunikation. Dabei heißt es immer wieder, man wolle absichtlich wenig politischen Inhalte und dafür ausschließlich Entertainment anbieten und promoten. Das klappt freilich nur bedingt.

Offenheit soll auch mittels drei APIs geschaffen werden. Wissenschaftler, Forscher und auch die Zivilgesellschaft sollen Einblick in die App bekommen. Noch sind die Schnittstellen als Betaversionen verfügbar.

(emw)