Tim Cook: Aktionärsklage "alberner Nebenkriegsschauplatz"

Auf der "Technology and Internet Conference" hat sich der Apple-Chef unter anderem zur Forderung nach höheren Dividendenausschüttungen geäußert.

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Apple-Chef Tim Cook hat sich am Dienstagmorgen (Ortszeit) wie angekündigt auf der "Technology and Internet Conference" der Investmentbank Goldman Sachs in San Francisco geäußert. Der Auftritt in Form eines Interviews blieb ohne große neue Nachrichten, enthielt aber Apples erste direkte Stellungnahme zu einer in der vergangenen Woche eingereichten Investorenklage. Cook hielt sich mit seiner Wortwahl nicht zurück: ein "alberner Nebenkriegsschauplatz" sei das Verfahren. Grundsätzlich sei Apple gerne bereit, über zusätzliche Dividenden oder andere Programme zu sprechen, um den Aktionären mehr Geld aus dem aktuellen Barschatz in Höhe von 137 Milliarden US-Dollar zukommen zu lassen. Allerdings sei die vom Großinvestor Greenlight Capital eingereichte Klage der falsche Weg. Sie wende sich gegen einen Vorschlag beim nächsten Aktionärstreffen, der es sogar erleichtere, zusätzliche Dividenden zu erreichen. Entsprechend ärgere es ihn, dass für die Klage nun so viel Geld und Energie verschwendet werde. "Es wäre besser, man würde das Geld spenden."

Zum Thema Firmenübernahmen sagte der Apple-Chef, Apple akquiriere regelmäßig Unternehmen, "ungefähr alle zwei Monate". Dabei handele es sich um Firmen, deren Mitarbeiter man interessant finde – "oder die interessantes geistiges Eigentum haben". Auch größere Aufkäufe könne man sich vorstellen, "dafür haben wir das Management-Team und die Expertise". Allerdings habe sich bislang nichts ergeben. Man habe sich aber bereits Kandidaten angesehen – welche das waren, sagte Cook nicht. Der Vorwurf, Apple führe das Unternehmen mit einer "Mentalität aus der Great Depression" wies der Apple-Chef zurück. Man gebe Milliarden für Forschung, Lieferkette und Innovationen aus, gehe aber eben vernünftig mit seinem Bargeld um.

Cook betonte, Apple sei "so innovativ wie nie". Es sei eine große Ehre, mit dem aktuellen Team zu arbeiten. Designchef Jony Ive sei der Topdesigner, Bob Mansfield kenne sich weltweit wohl am besten mit Silizium aus, Jeff Williams sei im Bereich Operations nichts zu schlagen. Lobende Worte gab es auch für Marketingchef Phil Schiller und Hardware-Engineering-Mann Dan Riccio. Apple und sein Team ließen sich von üblichen Marktlimitierungen nicht aufhalten, so Cook. "Wir haben das Wort Limit nicht in unserem Vokabular." Auch glaube er nicht, dass Apple im Smartphone-Geschäft nicht mehr wachsen könne. "Das ist vielleicht der beste Markt aller Zeiten."

Auf die Frage, ob Apple an einem billigeren Smartphone arbeitet, blieb Cook bei seiner üblichen Ansage, Apple verbillige die älteren Geräte stets beim Erscheinen neuer Modelle. "Das iPhone 4 war zeitweise gar nicht mehr zu haben." Man nehme aber kein gutes Produkt und mache es nur kostengünstiger. "Uns geht es nie um den Umsatz, sondern immer um das beste Gerät." Trotzdem arbeite man stets daran, Hardware erschwinglicher zu machen.

Cook betonte, dass Apple stets versuche, die beste Technik auszuwählen. Als Beispiel nannte er die unter anderem von Samsung gerne eingesetzten OLED-Bildschirme. Die Retina-Displays seien "doppelt so hell" und hätten eine bessere Farbsättigung. "Kunden interessieren sich nicht für Spezifikationen, es geht um die Nutzererfahrung. (...) Das einzige, was wir niemals herstellen würden, wäre ein mieses Produkt", so Cook deutlich.

An neuen Zahlen nannte der Apple-Chef, dass man durch die verschiedene App Stores mittlerweile 8 Milliarden Dollar an Entwickler ausgezahlt habe – erst vor einem Monat hatte Apple 7 Milliarden genannt. Das Tablet-Geschäft erweise sich mittlerweile "als Mutter aller Märkte", die Kannibalisierung der Mac-Plattform störe Apple dabei nicht. "Schon beim iBook hat man gesagt, dass es das PowerBook kannibalisieren könnte", so Cook gut gelaunt.

Zur Entwicklung der Geschäfte in den Apple Retail Stores sagte der Apple-Chef, im letzten Quartal seien 120 Millionen Menschen in die Läden gekommen. 20 Läden würden in nächster Zeit vergrößert, 30 zusätzliche eröffnet. Ein erster Laden sei auch in der Türkei geplant, womit Apple dann in 13 Ländern präsent sein werde. Cook selbst besucht die Apple-Filialen übrigens auch aus psychologischen Gründen gerne: Es komme zwar selten vor, dass er schlechte Tage habe, doch wenn dem so sei, wirke ein Besuch in einem Store wie ein Antidepressivum.

Der Apple-Chef bedankte sicht zum Abschluss seines Auftritts bei den Konferenzveranstaltern von Goldman Sachs, die seinen Auftritt in die frühen Morgenstunden (7 Uhr 15 Westküstenzeit) verlegt hatten. Cook ist am heutigen Abend zur State of the Union des US-Präsidenten eingeladen und muss dazu von San Francisco nach Washington fliegen. Die Apple-Aktie reagierte auf den nachrichtenarmen Auftritt Cooks unterdessen negativ: Zum Redaktionsschluss dieses Beitrags standen die Papiere mit knapp 1,7 Prozent im Minus.

[Update:] Mitschriften von Cooks Auftritt bei der Goldman-Sachs-Konferenz können bei MacRumors und Macworld nachgelesen werden. (bsc)