Time Warners "offener" Netzzugang in der Kritik

Time Warner stellt Internet-Providern, die das Kabelnetz des Medienkonzern nutzen wollen, sehr harte Bedingungen.

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Von
  • Christian Rabanus

Die Bedenken der EU-Kommission gegen die Fusion des Online-Dienstes AOL und des Medienkonzerns Time Warner beruhen vor allem auf den Auswirkungen des ebenfalls geplanten Zusammenschlusses der Warner Music Group mit dem britischen Musikkonzern EMI. Bei den US-amerikanischen Regulierern der Federal Communication Commission (FCC) und Federal Trade Commission (FTC) steht dagegen das Kabelnetz von Time Warner im Zentrum der Aufmerksamkeit. FCC und FTC befürchten, dass AOL/Time Warner dem Angebot von Internet-Diensten Dritter über das Kabelnetz des Konzerns große Hürden in den Weg stellen würde. Die US-Regulierungsbehörden fordern deshalb rechtlich verbindliche Zusicherungen, dass AOL/Time Warner alternativen Anbietern einen diskriminierungsfreien Zugang zum Kabelnetz gewähren wird.

Die fusionswilligen Konzerne erklärten auch, dass sie dieses Zugeständnis machen würden. Allerdings sehen die Vertragsbedingungen, die Time Warner Internet-Providern derzeit vorlegt, für viele Anbieter nicht so aus, als ob der Medienkonzern sein Versprechen ernst meint.

"Auf den ersten Blick sieht alles gut aus", sagte dazu etwa David Baker, Vizepräsident von EarthLink, dem zweitgrößten Provider in den USA, im Gespräch mit dem Wall Street Journal. "Aber sie schlagen Konditionen vor, die es schwer, wenn nicht unmöglich machen, profitabel zu sein." So verlange Time Warner von den Internet-Providern 75 Prozent ihrer Gebühren- und 25 Prozent der Werbeeinnahmen. Außerdem müssten die Internet-Provider Time Warner auf ihrer Startseite eine Platz für Eigenwerbung einräumen und die Seite insgesamt vom Medienkonzern genehmigen lassen. Schließlich beeilt sich Time Warner offensichtlich auch nicht besonders, Drittanbietern die Vertragsbedingungen zu überstellen. Im Fall des kleinen Internet-Providers NorthNet aus Wisconsin dauerte es rund ein halbes Jahr, bis Time Warner der Firma die Bedingungen mitteilte.

Ed Adler, Sprecher des Medienkonzerns, versuchte gegenüber dem Wall Street Journal zu beruhigen: "Bis jetzt sollte nichts in unseren Verhandlungen als endgültiger Vorschlag verstanden werden", sagte er. "Wir werden alle Gespräche fortsetzen." (chr)