Tote Raketenstufe am Lack identifiziert – Mondaufschlag am 4. März

Eine Spektralanalyse der Universität Arizona bestätigt, wessen Booster auf dem Mond aufschlagen wird. Chinesen und Amerikaner verwenden unterschiedlichen Lack.

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Der Hertzsprung-Krater (hervorgehoben in Orange) auf der Rückseite des Mondes ist einer der größten und ältesten Mond-Krater.

(Bild: NASA Scientific Visualization Studio (gemeinfrei))

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Am 4. März wird eine Raketenstufe ungeplant auf dem Mond einschlagen. Astronom Bill Gray hatte zunächst einen Teil einer SpaceX-Rakete vermutet, korrigierte sich nach Hinweisen aber selbst: Das Objekt auf Kollisionskurs mit dem Mond ist nicht von SpaceX, sondern wohl Teil einer chinesischen Rakete. Es dürfte sich um den Booster jener Rakete handeln, mit der China 2014 seine experimentelle Mondsonde Chang’e 5-T1 gestartet hat. Ein Team der Universität Arizona bestätigt das nun. Als Beweis dient ihnen chinesischer Lack.

"Wir haben eine Spektralanalyse gemacht, die die Materialzusammensetzung eines Objekts aufdecken kann, und sie mit ähnlichen Raketen Chinas und SpaceX' verglichen", berichtet Professor Vishnu Reddy, Co-Direktor des Weltraumbeobachtungslabors der Universität Arizona, "Und (die Spektralanalyse) passt zur chinesischen Rakete. Es ist die beste Übereinstimmung, und wir haben den derzeit bestmöglichen Beweis."

"Ich bin verblüfft, dass wir mit den Daten, die wir haben, den Unterschied zwischen zwei Raketenkörpern – SpaceX oder chinesisch – ausmachen und bestätigen können, welche Rakete auf dem Mond aufschlagen wird", zeigt sich Planetologie-Student Adam Battle erstaunt, "Die Unterschiede, die wir sehen, gehen vorwiegend auf die Lacke zurück, die SpaceX und die Chinesen verwenden."

Seit Wochen haben die im Weltraumbeobachtungslabor tätigen Studenten die Rotation des großen Stücks Weltraummüll beobachtet – bis inklusive 7. Februar, der letzten Nacht, in der das Objekt von der Erde aus erfassbar war. Die Uni gibt die gewonnenen Daten an die NASA weiter, um dabei zu helfen, den wahrscheinlichen Aufschlagsort zu eruieren. Mit Glück kann der Aufprall vom Mond-Satelliten Lunar Reconnaissance Orbiter beobachtet werden.

Von der Erde aus wird nichts zu sehen sein. Die Schätzungen aus Arizona deuten auf einen Ort im oder nahe des Hertzsprung-Kraters hin. Und der liegt auf der erdabgewandten Seite des Mondes. Der Krater ist nach dem 1967 verstorbenen dänischen Chemiker und Astronomen Ejnar Hertzsprung benannt. Der Namenspatron gilt als Pionier der Astrophysik. "Sein" Krater liegt am Mondäquator und ist eigentlich ein Doppelring. Es handelt sich um eine der größten Ringstrukturen am Mond, schon der Innenring hat 250 Kilometer Durchmesser.

Studentin Tanner Campbell freut sich: "Wir bekommen nicht oft die Chance, etwas zu verfolgen, von dem wir im Voraus wissen, dass es auf dem Mond aufschlagen wird. Besonders interessant ist, wie ein Aufprall Krater bildet." Außerdem sei der Fall für Flugbahn-Vorhersagen erhellend. Der antriebslose Raketenrest werde durch seine eigene Energie sowie solaren Strahlungsdruck herumgeworfen: "Daran können wir unsere Modelle evaluieren, um zu sehen, wie gut unsere Vorhersagen sind."

Der größte Teil der menschengemachten Objekte im All ist Weltraummüll, nur einer kleiner Teil sind aktiv genutzte Anlagen. Jonathan McDowells General Catalog of Artificial Space Objects kennt alleine im Erdorbit über 25.000 Objekte über zehn Zentimeter Größe. Davon sind nur circa 6.000 noch "am Leben".

(ds)